„Tatort: Wer jetzt allein ist“: So wird Alwara Höfels‘ letzter Fall

In dem noch recht neuen „Tatort“-Team aus Dresden gibt es schon wieder einen Abgang: Alwara Höfels ermittelt am Pfingstmontag zum letzten Mal und spielt bei den Ermittlungen mit dem Feuer.

Was wurden wir nicht schon vor den Gefahren des Online-Datings gewarnt. Doch der neue Dresdner „Tatort: Wer jetzt allein ist“ (21. Mai, 20:15 Uhr im Ersten) richtet seinen Fokus – der Titel verrät es schon – weniger auf Dating-Portale als auf die Einsamkeit. Und die macht sich nicht nur bei den Mitgliedern des Portals „Love Tender“ bemerkbar, sondern auch bei den Ermittlerinnen.

Darum geht es

Die 22-jährige Doro wird auf dem Parkplatz einer Disco erdrosselt. Schnell wird klar, dass einer der „Vogeljäger“ dahinter stecken muss – eine Gruppe von Männern, die von Doro in dem Datingportal „Love Tender“ vermeintlich mit Liebesversprechungen um viel Geld betrogen wurden und die daraufhin Drohvideos gegen Doro im Internet verbreiteten. Doch handfeste Beweise springen bei den Ermittlungen nicht raus. Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) entschliessen sich also zu einer gewagten Undercover-Aktion: Entgegen der Warnungen von Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach) melden sie sich selbst bei dem Portal an und treffen sich auf Blind Dates mit den beiden Hauptverdächtigen. Doch die Undercover-Aktion läuft nicht nach Plan – und Gorniak kommt ihrer Zielperson näher, als es ihrer Kollegin lieb ist.

Lohnt sich das Einschalten?

Ja, auch wenn es bei dem Kriminalfall sowie bei der Inszenierung Licht und Schatten gibt. Regisseurin Theresa von Eltz streut genügend unaufdringlich inszenierte Spannungsmomente, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Das Spiel mit diffusem Licht und dem Unheimlichen des Unsichtbaren verliert jedoch dann seinen Reiz, wenn die Figuren buchstäblich im Dunkeln tappen. Besonders dem grossen Showdown hätte eine Deckenlampe gutgetan.

Auch das Rätselraten, welcher der beiden Mörder-Archetypen denn nun der Täter ist, zieht sich hin. Die meisten Zuschauer dürften ihn längst erkannt haben. Hätte man das früher aufgelöst und sich ganz auf die grossartig aufspielenden Schauspieler verlassen, hätte es die etwas plumpe „Deus ex Zeitungsartikel“-Auflösung am Ende nicht gebraucht. Denn die grosse Stärke des Films liegt im Zwischenmenschlichen und offenbart sich in Zweierkonstellationen: Der charismatische Überflieger mit dem weichen Kern (Daniel Donskoy) und Gorniak, die sich zu dem Mordverdächtigen hingezogen fühlt. Der verschrobene Einzelgänger (Aleksandar Jovanovic), dessen wichtigste Bezugsperson seine Mutter ist, und Sieland, die seine Schale knackt, um an Informationen zu kommen. Und die beiden Ermittlerinnen miteinander, die in nüchternen Gesprächen die Leere in ihrem Leben offenbaren.

Neue Konstellationen

Dass Alwara Höfels nun schon nach sechs Folgen ihren Hut nimmt ist schade, denn dass die Chemie bei diesem „Tatort“-Team stimmt, zeigt sich auch in „Wer jetzt allein ist“ wieder. Vor allem die Interaktionen zwischen den Kommissarinnen untereinander und mit ihrem sperrigen Vorgesetzten sorgen für starke Momente. Und gerade Sielands brenzlige Undercover-Aktion ist es, die diesem „Tatort“ die nötige Würze verleiht.

Ihre Nachfolgerin wird Cornelia Gröschel (30, „Honigfrauen“) – das erste weibliche Ermittlerteam bleibt der „Tatort“-Landschaft also erhalten. Ob und wie es weiterhin zu Spannungen mit ihrem Chef Schnabel kommt, wird sich zeigen. Der sorgte indes für die amüsantesten Momente des Films: Ausgerechnet der biedere Kommissariatsleiter erweist sich als geborener Babysitter – beziehungsweise „Kerkermeister“ – für Gorniaks aufmüpfigen Teenager-Sohn.

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