Der nächste Serienkracher: „Der Pass“ feiert Deutschlandpremiere

Zwei sensationelle Kommissare jagen einen hochintelligenten Killer. Die neue Serie „Der Pass“ feierte am Mittwoch Deutschlandpremiere – und was für eine!

Was für eine intelligente Geschichte. Was für charismatische Kommissare. Was für eine bildgewaltige Umsetzung… Nach der umjubelten Weltpremiere am Dienstag in Wien, die Schauspieler Nicholas Ofczarek (47) im Gespräch mit der Redaktion äusserst charmant zur „Österreichpremiere“ degradierte, folgte am gestrigen Mittwochabend nun die Deutschlandpremiere der neuen Serie „Der Pass“. Dass es sich dabei nach „Das Boot“ und „Babylon Berlin“ um den nächsten Serienkracher handelt, war bei der Filmvorführung im Münchner Gloria Palast, bei der die ersten drei Folgen gezeigt wurden, schnell klar.

Ab 25. Januar 2019 startet die achtteilige Thriller-Krimiserie der Regisseure Cyrill Boss (44) und Philipp Stennert (43) – mit der Musik von Oscar-Gewinner Hans Zimmer (61, „Der König der Löwen“), der eigens aus L.A. angereist war – auf Sky im deutschsprachigen Raum. Neben der Ausstrahlung auf Sky 1 werden alle Episoden auch sofort auf Abruf verfügbar sein.

Darum geht’s in „Der Pass“

Als in den Alpen, exakt auf der deutsch-österreichischen Grenze, eine grausam in Szene gesetzte Leiche gefunden wird, entsenden beiden Länder einen Ermittler, um den Fall aufzuklären. Für Ellie Stocker (Julia Jentsch) aus Berchtesgaden ist dies die erste grosse Herausforderung ihrer Karriere. Die engagierte Kommissarin wirft sich mit vollem Elan in die Ermittlung.

Ganz im Gegensatz zu ihrem zynischen Kollegen Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) aus Salzburg, der mit seinem Polizisten-Dasein längst abgeschlossen zu haben scheint und anfänglich keinerlei Interesse an einer Zusammenarbeit zeigt. Als jedoch weitere Leichen im deutsch-österreichischen Grenzgebiet gefunden werden, wird klar, dass es die Ermittler mit einem hochintelligenten Serientäter zu tun haben, dessen böses Treiben sie nur gemeinsam stoppen können.

Inspiriert wurde „Der Pass“ von der Idee des dänisch-schwedischen Erfolgsformats „Die Brücke – Transit in den Tod“ (Originaltitel: „Broen“ bzw. „Bron“). Es ist aber kein Remake.

Was für ein Kommissar!

Sender, Serienmacher und der herausragende Cast liessen sich bei der Premiere in München feiern. Neben Schauspielerin Julia Jentsch (40, „Sophie Scholl – Die letzten Tage“, „Das Verschwinden“) begeisterte allen voran der österreichische Schauspieler und Theater-Star Nicholas Ofczarek. Bei dem Event in München war er allerdings kaum wiederzuerkennen, denn der aufgeschlossene Wiener hatte so gar nichts von seinem zynischen, grantigen und asozialen Alter Ego in der Serie.

Vom Wesen her verbinde die beiden nichts, bestätigte Ofczarek auch persönlich. „So kaputt und leer bin ich nicht. Das Grantige ist aber auch nur das Ergebnis seiner Leere und Unzufriedenheit… Es war aber sehr schön, so etwas zu spielen.“ Bislang erntete die Serie „einhellige Begeisterung und Wohlwollen – was selten ist“, so Ofczarek weiter. „Ich bin selten stolz auf was, aber auf das bin ich richtig stolz.“

Auch von Schauspielkollege Lucas Gregorowicz (42, „Lammbock“, „Vorstadtweiber“), den viele als „Polizeiruf“-Ermittler Adam Raczek kennen und der in „Der Pass“ einen hartnäckigen Investigativ-Journalisten spielt, gab es grosses Lob für die „unglaublich ungewöhnlichen, sehr opulenten Kommissare“. „Ich wünschte, ich könnte so aufdrehen, wie Nicholas Ofczarek das hier darf. Das ist hier wirklich bis in die letzte Nuance ausgereizt“, schwärmte Gregorowicz weiter. Die ganze Serie sehe aber einfach auch „unfassbar gut aus: Der Schnee, die Berge…“ Es sei ein „Alpine Noir-Film“, also „ein düsterer Krimi in den Bergen“.

Schauspieler Franz Hartwig (33, „Kaisersturz“) war bei der Deutschlandpremiere ebenfalls dabei. An seiner brutalen Figur in der Serie schätzt der 33-Jährige „seine Cleverness; ich glaube, so klug bin ich nicht“, gab er lachend zu.

Krampus und Pass – was ist das?

In der Serie spielt die Gestalt des Krampus‘ eine wichtige Rolle. Die dämonische Schreckgestalt kennt man seit Jahrhunderten vor allem in Bayern und Österreich und anderen Ländern des Alpenraumes. Sie begleitet den heiligen Nikolaus im Advent. Während der Nikolaus brave Kinder belohnt, bestraft der Krampus die unartigen. Treten Nikolaus und Krampus zusammen mit einem Engel auf, wird diese Dreier-Gruppe „Pass“ genannt.

Der gebürtige Dresdener Hartwig kannte diese Figur vor den Dreharbeiten nicht. „Als ich es dann kennengelernt habe und die Leute vor Ort gesehen habe, habe ich mich schon gegruselt – auch als Über-30-Jähriger noch“, gab er zu.

Hanno Koffler (38, „Werk ohne Autor“) spielt den Vorgesetzten von Kommissarin Ellie Stocker. „Da ich halber Österreicher bin, wurde mir immer viel vom Krampus erzählt. Ich kenne jede Menge Schauermärchen von Verwandten. Und als Kind habe ich mich tatsächlich ein bisschen davor gefürchtet.“ Bekannt sei ihm auch, dass es manche Jugendliche, die sich als Krampus verkleiden, manchmal ein bisschen zu heftig angehen lassen und die kleineren Kinder damit richtig erschrecken würden. „Aber so wie hier in der Serie hat es natürlich eine ganz andere Qualität“, so Koffler weiter.

Zu den prominenten Premierengästen zählte auch Maria Furtwängler (52, „Tatort“). Sie machte sich vorab etwas Sorgen: „Ich habe ein bisschen Angst. Ich bin gar nicht so gemacht für zu unheimliche Thriller. Ich träume dann manchmal schlecht und mich belastet das dann. Ich hoffe, dass der Film mich nicht zu sehr traumatisiert“, sagte sie der Redaktion. Als Kind habe sie sich extrem davor gegruselt. „Ich habe eine ganz archaisch unheimliche Erinnerung daran, als der Krampus mal in die Grundschule mitkam. Ich hatte damals unfassbar Angst, dass meine Missetaten auffliegen würden“, erzählte Furtwängler.

Ähnlich erging es dem Regisseur Hans Steinbichler (52, Rita-Falk-Romanverfilmung „Hannes“, Kinostart: 5. September), der in der Schweiz zur Welt kam. Er freute sich zwar besonders auf das Alpine in der Serie, weil er dort selbst sehr gerne drehe. Beim Thema Krampus hörte der Spass aber auch für ihn auf: Als Kind habe er sich wahnsinnig vor dieser Figur gefürchtet. „Der Krampus war für mich die Höchststrafe, das Schlimmste. Als er mal zu uns ins Dorf kam, hat er ein Kind mit seiner schweren Kette so getroffen, dass es zu Boden krachte. Alle schrien auf. Das werde ich nie vergessen.“

Nach der Filmvorführung lud Moderatorin Stephanie Schlayer die Premierengäste noch ins Heart in der Alten Börse am Lenbachplatz ein, wo weiter ausgiebig gefeiert wurde.

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