„GoT“-Finale: Das Rad und viele Herzen werden gebrochen

War es für die Macher von „Game of Thrones“ überhaupt möglich, einen zufriedenstellenden Abschluss der Serie zu finden? Versucht haben sie es. Ob es ihnen gelungen ist? Achtung, hier wird das Ende der Serie verraten!

Es ist vollbracht. Nach acht Staffeln, 73 Folgen und zuletzt viel Kritik ist „Game of Thrones“ zu einem Abschluss gekommen. Zumindest im wortwörtlichen Sinne fällt dieser „krönend“ aus – ob das auch qualitativ zutrifft, muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Ein paar Denkanstösse zur Entscheidungsfindung bieten die folgenden Zeilen. Wie immer gilt: Achtung, massive Spoiler!

Totenstille

Episode fünf namens „Die Glocken“ bot fast die gesamte Laufzeit über eine Kakophonie aus Pein, Tod und Verderben. Im krassen Gegenteil hierzu startet die Finalfolge mit dem vielsagenden Titel „Der Eiserne Thron“. Traumatisiert und von einer Totenstille begleitet, schreitet Tyrion Lennister (Peter Dinklage) durch das verbrannte Schlachtfeld, das einst Königsmund war. Wohin er geht? In den Tod, dessen ist er sich sicher. Denn er geht zu Daenerys Targaryen (Emilia Clarke).

Und tatsächlich findet er den Tod – im übertragenen Sinne. Denn auf seinem Weg durch die Asche erspäht er eine reglose, goldene Hand unter einem Haufen Geröll – sofort ist ihm klar, welche Leiche da zu seinen Füssen liegt. Peter Dinklage, ohnehin das Highlight der finalen Folge, legt in dieser Szene ein herzzerreissendes Schauspiel dar – denn nun hat seine Figur die Gewissheit, der letzte Lennister zu sein. Und mit Bruder Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) den einzigen Menschen in seinem Leben verloren zu haben, „der ihn nicht wie ein Monster behandelt hat“.

Klare Symbolik

Die Serienschöpfer sparen in der Inszenierung der „Irren Königin“ Daenerys im Anschluss nicht an NS-Symbolik. Überraschend viele Unbefleckte stehen vor einem Banner, das eilig über die Ruinen der Stadt aufgehängt wurde. Statt des Hakenkreuzes prangt der dreiköpfige Drache des Hauses Targaryen auf der Flagge. Wie zum Beweis ihres nun diabolischen Charakters spannt Drache Drogon genau hinter seiner „Mutter“ die Flügel aus – aus der einst liebenswerten Figur ist endgültig eine dämonenhafte Gestalt geworden. Doch sieht das auch Jon „Du weisst gar nichts“ Schnee (Kit Harington) so?

Zwar blickt er während Danys Rede (wie zuletzt eigentlich immer) wie ein geprügelter Hund drein, doch selbst als sie von weiteren Kriegszügen spricht, weigert er sich, sich gegen „seine Königin“ zu stellen, wie er sie noch immer gebetsmühlenartig nennt. Und das, obwohl sie ihrer kriegswütigen Gefolgschaft mal eben sagt, auch die Bewohner anderer Städte so „befreien“ zu wollen, wie sie es gerade mit jenen in Königsmund getan hat – darunter auch Winterfell. Für sie ist das Wort „befreien“ inzwischen zum Synonym des Wortes „ermorden“ geworden.

Doch einzig Tyrion scheint sich dessen vollauf bewusst zu sein. Er bietet seiner einstigen Königin die Stirn, wirft sein Abzeichen der „Hand des Königs“ in die Asche, die mal seine Heimat war. Nach der zwischenzeitlichen Rettungsaktion von Bruder Jaime in der Folge zuvor ein erneuter Verrat, für den er in Ketten gelegt wird – aber leben darf.

Jon trifft eine Entscheidung

Nur kurz währt bei Jon die Freude darüber, überraschend Arya Stark (Maisie Williams) in all dem Wahnsinn um ihn herum zu treffen. Damit wurde auch die Theorie vieler Fans hinfällig, die in der fünften Folge Aryas metaphorischen Tod erspäht haben wollen. Der Stark-Spross ist quicklebendig – und hat statt Cersei nun offenbar eine andere Königin im Visier.

Und auch der gefangene Tyrion redet Jon im Anschluss ins Gewissen. Daenerys glaube immer noch, die Gute in der Geschichte zu sein. Wie zum Beweis an die Fans, die zuletzt Danys Entwicklung kritisiert hatten, zählt er noch einmal all ihre Gräueltaten für das höhere Gut auf – nur dass sie inzwischen nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden könne. „Liebe ist der Tod der Pflicht“, so ein am Boden zerstörter, treuherziger Jon. „Und manchmal ist Pflicht der Tod der Liebe“, entgegnet Tyrion.

Und so kommt er, der grosse Moment. Daenerys schreitet vor den noch immer intakten Eisernen Thron, dem sie in der gesamten Serie entgegenstrebte. Doch darauf Platz nehmen soll sie nicht. Frauen und Kinder habe sie abgeschlachtet, so der in Tränen aufgelöste Jon zu ihr. Den letzten Versuch, ihn auf ihrer Seite zu behalten, bezahlt Daenerys schliesslich mit dem Leben. „Du bist meine Königin. Jetzt und für immer“, das sind Jons letzte Worte an sie, ehe er ihr einen Dolch in den Bauch treibt. Nicht Tyrion, nicht Arya, nein, Jon beendet die Schreckensherrschaft von Daenerys, bevor sie endgültig beginnen konnte.

Mit seinem Leben muss aber auch er nicht bezahlen. Drogon, vom Tod seiner „Mutter“ ausser sich vor Wut, verschont Jon und schmilzt mit einer letzten Feuersbrunst den Eisernen Thron zu einem glühenden klumpen Metall zusammen, ehe er mit der Leiche von Daenerys in die Ferne fliegt. Das Spiel der Throne endet damit aber nicht – im Gegenteil.

Der Zeitsprung und die Krönung

Einige Wochen sind nach dem Königinnenmord ins Land gezogen. Wie Tyrion sitzt auch Jon in Gefangenschaft, Ersterer wird aber von Grauer Wurm (Jacob Anderson) vor die versammelte Riege an Entscheidungsträger des Landes geführt. Wer solle nun regieren, ist die alles entscheidende Frage. Nach anfänglichen Querelen zwischen Sansa Stark (Sophie Turner) und Asha Graufreud (Gemma Whelan) wird schliesslich das getan, was Daenerys eigentlich vorhatte: Das Rad der Tyrannei wird gebrochen, die Erbmonarchie beendet. Fortan sollen sie gewählt werden, die Regenten Westeros‘. Folglich steht sie sogleich auch an, die erste Abstimmung…

Die Wahl fällt, von Tyrion entscheidend beeinflusst, letztendlich auf Bran Stark (Isaac Hempstead-Wright). Ob er diese Entscheidung annehmen würde, will Tyrion von ihm wissen. „Hätte ich sonst den ganzen Weg auf mich genommen?“, entgegnet der allwissende Dreiäugige Rabe. Ein beiläufiger Satz, in dem aber viel Streitpotenzial für die Fans steckt. Hat Bran all das Verderben der Vergangenheit sehenden Auges in Kauf genommen, um am Ende auf dem Thron zu sitzen? Um „Bran der Gebrochene, Herrscher der sechs Königslande“ zu sein, wie Tyrion ihn am Ende der Folge ausruft?

Richtig gezählt, es sind nur noch sechs Regionen – denn auch Brans Schwester Sansa Stark (Sophie Turner) bekommt, was sie schon immer wollte: die Unabhängigkeit des Nordens und eine Krone auf dem Kopf. Und Tyrion? Der bekommt, was er nicht will. Die Ehre, am Leben zu bleiben, um erneut als Hand des Königs zu fungieren – um all seine Fehler der Vergangenheit wieder auszubügeln, wie der frischgebackene König Bran verkündet.

Mit der bekannten Welt will derweil Arya Stark nichts mehr am Hut haben. Sie sticht mit einem Schiff in See und macht sich auf, die Regionen zu erforschen, die noch kein Mensch zuvor gesehen hat. Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) erweist in einer berührenden Szene Jaime Lennister seine letzte Ehre und Samwell Tarly (John Bradley-West), wie von Fans bereits vermutet, entpuppt sich am Ende des Tages zumindest als Co-Autor eines ganz besonderen Buches: „Das Lied von Eis und Feuer“. Die wohlverdiente Hommage an „Game of Thrones“-Erfinder George R.R. Martin.

Was geschieht mit Jon?

Anhand von Jons Schicksal wird deutlich, was besagter Martin damit meinte, als er von einem bitter-süssen Ende der Serie sprach. Denn für den Mord an Daenerys wird er nicht etwa zum Tode verurteilt, nein. Für ihn endet die lange Heldenreise dort, wo sie einst begonnen hat: als Verbannter, als Bruder der Nachtwache. Jedoch scheint er sich in seinen finalen Szenen mit dieser Bestrafung gut arrangieren zu können. Trifft er dort immerhin auf seine alten Freunde Tormund Riesentod (Kristofer Hivju) und Schattenwolf Geist, dem er, Fan-Gott sei Dank, endlich über den Kopf streichelt. Die letzte Einstellung von „Game of Thrones“ endet schliesslich damit, wie Jon und die Wildlinge abseits der überraschend intakten Mauer in eine ungewisse, aber zumindest nicht mehr düstere Zukunft aufbrechen. So wie alle Zuschauer, für die dieses Ende hoffentlich ein befriedigendes sein kann – sofern sie es denn zulassen.

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