Ingo Lenssen: Warum der Kult-Anwalt gerne Massanzüge trägt

Ingo Lenssen ist zurück im Sat.1-Programm.

Quelle: Joyn / Claudius Pflug

Kult-Anwalt Ingo Lenssen kehrt mit der neuen Sendung „Lenssen hilft“ ins TV zurück. Im Interview spricht er über sein Comeback in Sat.1, seine Leidenschaft für Massanzüge und Eishockey und seinen berühmten Schnurrbart.

Kult-Anwalt Ingo Lenssen (63) kehrt ins Fernsehen zurück. Nachdem er mit Formaten wie „Lenssen & Partner“, „Lenssen klärt auf“ oder „Lenssen übernimmt“ zum TV-Liebling wurde, wird er mit dem neuen Format „Lenssen hilft“ ins Sat.1-Nachmittagsprogramm, in dem der Sender doch wieder auf Scripted-Reality setzt, zurückkehren (ab dem 18. November um 18 Uhr in Doppelfolgen in Sat.1 oder auf Joyn).

In „Lenssen hilft“ wird Lenssen mit seinen Anwaltskollegen Lisa Cramer und Lennart Hartmann mit einem Rechtsberatungs-Bus den Menschen Hilfe anbieten. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der 63-Jährige, was ihn am Fernsehen fasziniert, wie er sein neues Team einschätzt und welche Fälle ihn dieses Mal besonders beschäftigt haben. Zudem verrät er, warum er in seiner Arbeit auf Massanzüge setzt und wie viel Zeit er in seinen berühmten Schnurrbart investiert.

Mit „Lenssen hilft“ kehren Sie ins TV zurück. Waren Sie überrascht von der neuen Formatidee, nachdem sich Sat.1 eigentlich von Scripted Reality und damit auch „Lenssen ermittelt“ am Nachmittag verabschiedet hatte?

Ingo Lenssen: Ich war keineswegs überrascht, da ich auch schon seit einiger Zeit mit meinem Produzenten der UFA in Kontakt war und wir uns über ein neues Format ausgetauscht haben.

Was schätzen Sie an der TV-Arbeit bis heute und gibt es auch Nachteile im Vergleich zu Ihrer Büroarbeit als Rechtsanwalt?

Lenssen: Was das Fernsehen faszinierend macht, ist, dass man mit einer Grosszahl Menschen gemeinsam an einem innovativen Prozess arbeitet. Die anwaltliche Tätigkeit hingegen erledigt man meist allein. Aber auch da gibt es innovative Momente, allen voran im Gerichtssaal.

In „Lenssen hilft“ leisten Sie Rechtsberatung in einem Bus mitten in Berlin. Wie haben die Menschen dort auf Sie reagiert?

Lenssen: Wir waren doch ein wenig überrascht, auf welch grosses Interesse wir gestossen sind. Die Menschen kamen zu uns an den Bus – nicht nur für Fotos und Autogramme, sondern auch mit einer grossen Anzahl von Rechtsfragen. Wenn wir konnten und die Zeit es zugelassen hat, haben wir diese auch beantwortet.

Welche Fälle sind Ihnen dieses Mal besonders in Erinnerung geblieben und welche Fälle gehen Ihnen aus Ihrer gesamten Karriere nicht aus dem Kopf?

Lenssen: Einmal ein Fall einer älteren Dame, der man verbieten wollte, Auto zu fahren, weil die Schwiegertochter sagte, sie sei nicht mehr in der Lage dazu und wäre auch schon fast dement. Die alte Dame war völlig klar und körperlich total fit. Sie konnte natürlich Auto fahren. Es hat mich beim Dreh wirklich bewegt, weil sie so ungerecht behandelt wurde und weil man ihr irgendwas andichten wollte, was überhaupt aus aller Welt gegriffen war.

Der zweite Fall war der eines Vaters, der keinen Kontakt mit seinem Sohn haben wollte. Das Kind hat sich immer gefreut, wenn es hiess, der Papa kommt. Dann kam der Papa nicht und der Junge war am Ende völlig verzweifelt. Wir hätten jetzt natürlich durchsetzen können, dass der Junge ein Umgangsrecht hat. Aber was macht das für einen Sinn, wenn der Vater nicht will? Also galt es zu verstehen, warum will der Vater den Kontakt nicht? Dann kam eine ganz überraschende Wendung. Es hatte eigentlich gar nichts mit dem Jungen zu tun. Die beiden hatten sich am Ende dann doch wieder.

Für mich der bewegendste Fall meiner Karriere als Anwalt ist der des Mannes, der angeklagt war, weil er Kopf einer international agierenden Drogenhändlerbande sei und der ein Jahr lang unschuldig gesessen hat. Er wurde nach 22 oder 24 Verhandlungstagen freigesprochen, weil rauskam, dass er nichts damit zu tun hatte und dass stattdessen die Polizei völlig ignorant nur angeblichen Beweisen gegen ihn nachgegangen ist, die allerdings überhaupt nicht bestanden haben. Es wurde nichts Entlastendes für ihn zusammengetragen.

Was haben Sie mit den Jahren in der Rechtsberatung gelernt, was ist das Wichtigste im Umgang mit den Menschen? Was fällt Ihnen heute dabei noch schwer?

Lenssen: Dass man ihnen zuhört und dass man ihr Bestreben versteht, neben den juristischen Ansprüchen, die sie haben. Was mir immer noch schwerfällt ist, Ignoranz zu ertragen – Menschen zu ertragen, die dem anderen nicht zuhören und nur sich selber sehen.

Was sind die grössten Probleme in Deutschland, wenn es um rechtliche Unterstützung geht?

Lenssen: Die Kapazitäten und die Kapazitäten der Staatsanwaltschaften und der Gerichte, die wir haben. Und manches Mal ist es auch das Geld.

Mit Lisa Cramer und Lennart Hartmann stehen Ihnen in „Lenssen hilft“ zwei Kollegen zur Seite. Warum bilden Sie ein gutes Team?

Lenssen: Wir bilden ein gutes Team, weil die beiden in bestimmten Bereichen spezialisiert sind und ihr Wissen und das meine zusammen vereint ein ganzes wunderbares Team ergibt. Lisa Cramer ist durch langjährige Erfahrung gerade auch im Familienrecht sehr versiert. Lennarts Spontanität, sein Durchsetzungswillen und sein grosses Wissen im IT-Bereich tragen seinen Teil dazu bei.

Sie gelten als „Mann im Massanzug“. Wie haben Sie Ihren Stil entwickelt, gab es Vorbilder und wie beeinflusst er Ihre Arbeit?

Lenssen: Kleidung ist auch eine Frage von Respekt. Wenn eine ältere Dame zu einer Erbrechtsberatung zu mir kommt und vorher zum Friseur geht, kann ich nicht im Jogginganzug da sitzen oder in Jeans und Pulli und sie empfangen. Da gebietest du Respekt, dass du ihr in vernünftiger Kleidung gegenübertrittst, deshalb Anzug. Ich trage Massanzug, weil es auch ein bisschen Spass machen soll. Taubenblau und Siemensgrau sind nicht meine Farbe. Es muss auch ein wenig Freude machen.

Ihr Bart ist ebenfalls nicht wegzudenken. In einem Interview sagten Sie, dass Sie sich nie von ihm trennen würden. Wie viel Zeit investieren Sie in Ihr Markenzeichen?

Lenssen: Maximal drei bis vier Minuten täglich. Ich trage den, seitdem ich 21 Jahre alt bin und ich finde es schön, wenn ich zu Hause ankomme und man mich erkennt. Weder meine Frau noch mein Sohn haben mich jemals ohne gesehen.

Eine grosse Leidenschaft in Ihrem Leben ist Eishockey und Sie sind Mitglied des DEL-Schiedsgerichts. Welchen Platz nimmt Eishockey in Ihrem Leben ein und wie lange standen Sie selbst schon nicht mehr auf dem Eis?

Lenssen: Es nimmt immer noch jeden Spieltag eine grosse Stellung in meinem Leben ein, weil ich mehrfach während des Spiels, wenn ich nicht selbst im Stadion bin, aufs Handy gucke und den Spielstand abrufe. Manches Mal streame ich auch und gucke mir das Spiel auf irgendeinem Dienstleister live an. Das letzte Mal selbst auf dem Eis stand ich bei Dreharbeiten mit meinem Team auf dem Weihnachtsmarkt letztes Jahr.

Wie halten Sie sich fit, wie achten Sie auf sich?

Lenssen: Indem ich täglich mindestens eine halbe Stunde Sport mache – angefangen von Ausdauersport wie Spinning-Rad oder Crosstrainer bis hin zu Yoga.

Sie hatten schon verschiedene Formate wie „Lenssen & Partner“, „Lenssen klärt auf“ und „Lenssen übernimmt“. Schwebt Ihnen noch ein TV-Format vor, das Sie gerne realisieren würden?

Lenssen: Ja, diesbezüglich habe ich schon noch einige Fantasien, aber dazu ist jetzt nicht die Zeit. Jetzt machen wir erstmal „Lenssen hilft“ und das liebe ich voll und ganz und will das noch lange machen.

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