#NotHeidisGirl? Ein Hashtag gegen Heidi Klum sorgt derzeit für Furore. Jedoch steht das Model schon viele Jahre in der Kritik.
Mit dem Hashtag #NotHeidisGirl machen derzeit vor allem junge Frauen ihrem Ärger über die von Heidi Klum (44) und ihrer Show „Germany’s next Topmodel“ propagierten Schönheitsideale Luft. Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass das Model und die Sendung in der Kritik stehen. Auch Aktivistinnen, Promis und Magazine warnten bereits mehrfach. Ein Auszug…
Was steckt hinter #NotHeidisGirl?
Topmodel Klum sucht derzeit – wie in jedem Jahr – nach neuen Nachwuchsmodels, die sich in der kommenden Staffel von „GNTM“ bewerten lassen wollen. Im August rief Klum via Instagram dazu auf, ihr Bilder oder Videos zu schicken und diese mit dem Hashtag #IchBinGNTM2018 zu versehen, wenn sich ein Mädchen bewerben wolle.
Vor allem junge Frauen drehen den Spiess jedoch um und posten derzeit unter dem Hashtag #NotHeidisGirl ihre Kritik an der Show. Stellvertretend für andere User auf Instagram posiert beispielsweise eine Frau mit einem Stück Pizza in der Hand und hält ein Schild in die Kamera, auf dem steht: „#NotHeidisGirl, weil es einfach nur krank ist, Frauen so auf Schönheit zu trimmen!“ Ausserdem glaube sie, dass Klums „Ernährungstipps direkt aus der Hölle kommen“.
Roger Willemsen: Klum „bringt kleine Mädchen zum Weinen“
Der im Februar 2016 verstorbene Publizist und Moderator Roger Willemsen (1955-2016) fällte 2009 in der „taz“ ein vernichtendes Urteil über Heidi Klum und ihre Show: „Eine unschöne Frau mit laubgesägtem Gouvernanten-Profil bringt kleine Mädchen zum Weinen, indem sie ihre orthodoxe, hochgerüstete Belanglosigkeit zum Massstab humaner Seinserfüllung hochschwindelt […]“. Zu einem Höhepunkt gelange der „Exzess der Nichtigkeit“ da, „wo Heidi Nazionale mit Knallchargen-Pathos und einer Pause, in der man die Leere ihres Kopfes wabern hört, ihre gestrenge ‚Entscheidung‘ mitteilt, und wertes von unwertem Leben scheidet.“
„Emma“ kürt Klum zum „Pascha des Monats“
Ebenfalls bereits im Mai 2009 ernannte die feministische Zeitschrift „Emma“ das Model zum „Pascha des Monats“. Klum wird als „stupsnasige und kaltschnäuzige Scharführerin“ bezeichnet, die „hunderte von naiven jungen Mädchen bislang Richtung Versandhaus-Katalog“ peitsche. „Demnächst könnten die Siegerinnen der sado-masochistischen TV-Show ‚Germany’s next Topmodel‘ allerdings direkt auf der Stripteasebühne bzw. in der Peepshow landen.“
Nora Tschirner: „Lass es doch lieber“
Schauspielerin Nora Tschirner (36), die zuletzt an dem Dokumentarfilm „Embrace“ beteiligt war, der sich mit Themen wie Bodyshaming, Magerwahn oder auch Schönheitsidealen auseinandersetzt, erzählte der Funke Mediengruppe im Mai auf die Frage, ob sie Sendungen wie „GNTM“ als Gefahr sehe: „Ja, auf jeden Fall. Vor allem das Statement, das wir gesellschaftlich setzen, weil wir der Show so eine grosse Plattform bieten – die Primetime.“ Und was sie Heidi Klum gerne sagen wolle? „Ich würde dich an dieser Stelle gerne bitten, dass du das lässt – sehr jungen Seelen zu erzählen, dass irgendwas mit ihnen nicht oder noch nicht stimmt und dass das an ihrem Körper liegt. […] Liebe Heidi, jetzt nach zehn Staffeln mein Versuch: Lass es doch lieber.“
Auch Renzi und Sholti üben Kritik
Dem Magazin „Ok!“ verriet Schauspielerin Anouschka Renzi (53) im Mai, dass die Macher von „GNTM“ ihre Tochter Chiara Moon unbedingt in der Show haben wollten, dass sie jedoch froh sei, dass Chiara abgesagt habe. „Ich finde, sie sollte vielmehr den Mädchen vermitteln, dass es wichtiger ist, eine Persönlichkeit zu sein, etwas im Kopf zu haben. Dass nicht nur Aussehen zählt, sondern Ausstrahlung sehr viel wichtiger ist“, erzählt Renzi über Klum.
Schauspieler Alexander Sholti (42, „Unter uns“) findet deutlich härtere Worte über Klum und ihre Sendung. „Für mich ist das Germany’s next Flop Model. Nach fünf Minuten kam der Brechreiz…“, erzählte er vor wenigen Monaten dem Kölner „Express“. Er sei erstaunt darüber, dass “ […] jedes Mal noch weitere Kanäle erfunden werden, um Werbebotschaften in Teenieschädel zu hämmern. […] Mephisto … äh ich meine Heidi Klum, bringt immer noch Quote. Aber der Preis ist Seelen-Schluss-Verkauf deluxe! Im Prinzip ist das Ganze wie eine peinliche Miss-Wahl. Nur noch niveauloser.“
Nacktprotest auf dem TV-Catwalk
Im Mai 2013 stürmten zwei Aktivistinnen der in der Ukraine gegründeten feministischen Gruppe Femen mit entblösstem Oberkörper die Bühne des „GNTM“-Finales. Hellen Langhorst, eine der beiden Frauen, erzählte später „Spiegel Online“: „Es ist eine sadistische Show. Heidi Klum gibt sich mütterlich, aber sie zieht Profit daraus, Minderjährige vorzuführen. Sie muss ihrer Verantwortung gerecht werden. […] Für eine ganze Generation wird Schönheit über Bildung gesetzt, in dieser Hinsicht sind Klum und ihre Show eine einzige Dreckschleuder.“
In grossen Lettern hatte Langhorst damals bei dem Störauftritt „Heidi Horror Picture Show“ auf ihren Oberkörper gemalt. Knapp vier Jahre später bestätigte sie im Interview mit „Bento“, dass sie die Aktion sofort wieder bringen würde, denn geändert hat sich bisher nichts: „Klar, ich würde ‚GNTM‘ jederzeit wieder boykottieren. Obwohl es nur um leere Versprechungen und die öffentliche Demütigung der Teilnehmer geht, liegen Casting-Shows immer noch voll im Trend.“