Muriel Baumeister: «Hinfallen ist keine Schande, nur liegenbleiben»

Statt mit Negativ-Schlagzeilen ist Muriel Baumeister wieder mit ihrer Arbeit im Gespräch. Ihr neuer Film „Nicht mit uns!“ befasst sich mit dem Skandal um Billig-Silikon in Brustimplantaten. Wie sie selbst zu Schönheits-OPs steht, verrät sie im Interview.

Drei Frauen kämpfen gemeinsam mit ihrem Anwalt (Hannes Jaenicke, von dem auch die Idee zum Film stammt) gegen einen Pharmakonzern, der Brustimplantate mit Billig-Silikon füllte. Wem das bekannt vorkommt, liegt richtig: Die Geschichte ist von dem wahren Fall um die gesundheitsgefährdenden PIP-Implantate, von denen auch deutsche Frauen betroffen waren, inspiriert.

Eine der Frauen wird von Muriel Baumeister (45, „George“) gespielt, die in den vergangenen Monaten weniger mit ihren beruflichen Leistungen als mit ihren privaten Problemen in den Schlagzeilen war. Im Interview schildert die Schauspielerin, warum sie sich nicht verkriechen wollte und wie sie selbst zu Schönheits-OPs steht.

Konstanze ist eine Frau mit vielen Selbstzweifeln. Wie haben Sie sich in diese Rolle hineinversetzt?

Muriel Baumeister: Das ging ziemlich gut. Ich selbst bin ja nicht gerade flachbrüstig, und es war nicht gerade leicht, mich so flach zu kriegen (lacht). Die Kostümbildnerin hat mit Bandagen und allem Drum und Dran richtige Arbeit geleistet. Aber mir hat vor allem geholfen, die richtige Körperhaltung zu finden. Ich habe eine Freundin, die sich die Brust operieren liess, so wie Konstanze im Film, allerdings nicht mit Billig-Implantaten. Die hat mir gezeigt, wie man läuft, wie die Körperhaltung ist, wie man die Schultern positioniert.

Jede Frau scheint mit irgendetwas an ihrem Körper unzufrieden zu sein, wie sieht das bei Ihnen aus?

Baumeister: Nö. Vielleicht hätte ich gerne fünf Kilo weniger, aber wer hätte das nicht? Das ist ein Vorteil am Älterwerden, dass man langsam anfängt, sich zu akzeptieren, wie man ist.

Für viele fangen die Probleme da erst an. Älterwerden ist nichts für Feiglinge, wie es so schön heisst.

Baumeister: Mein Lieblingssatz! Das wollte ich gerade sagen. Der Satz stammt von Mae West, und er stimmt auch. Heute reden wir aber eher von Schönheitsproblemen und nicht von der Gesundheit. Das ist nochmal ein ganz anderes Thema. Dass ich zusätzlich zu meiner Brille noch eine Lesebrille brauche ist auch nicht so schön.

Wie stehen Sie generell zu Schönheitseingriffen?

Baumeister: Ich finde, das muss jeder selbst entscheiden. Ich selbst habe keinen Grund dazu. Was mich ärgert, sind die Frauen, die etwas bei sich machen lassen und es dann leugnen. Gerade in unserer Berufsgruppe gibt es Frauen, die so tun, als würden sie nur grünen Tee und viel Wasser trinken, aber komplett gemacht sind für ein Geld, das sich eine normale Frau gar nicht leisten kann. Und dann tun sie so, als wären sie drehfertig geboren.

Vor ein paar Monaten sind Sie unter anderem wegen einer Alkoholfahrt in den Schlagzeilen gelandet. Sie sind damals in die Offensive gegangen und haben über Ihre Probleme gesprochen.

Baumeister: Das war meine einzige Chance. Die „Bild“-Zeitung hat mir damit richtig einen reingewürgt. Ich habe mein Privatleben nie nach aussen gekehrt, und als sie dann die Chance hatten, mich in die Pfanne zu hauen, haben sie die genutzt. Ich konnte entweder die Klappe halten und es aussitzen oder die wahre Situation schildern. Mehr möchte ich dazu auch nicht mehr sagen. Ich finde, hinfallen ist keine Schande, nur liegenbleiben.

Wie halten Sie sich gesund?

Baumeister: Indem ich in Österreich bin, so viel ich kann. Das hält mich gesund. Immer, wenn ich nach Berlin zurückkomme, denke ich mir: „Was soll ich hier eigentlich?“ Ansonsten versuche ich viel zu schlafen, viel zu lachen, mache Yoga, so gut ich kann, und viel Gartenarbeit. Am liebsten bin ich in Gummistiefeln und Shorts an der frischen Luft.

Also lieber in Gummistiefeln im Garten als in High Heels auf dem roten Teppich?

Baumeister: Da gehe ich nur hin, wenn ich muss. Das ist ein Teil meines Berufs. Es ist schon immer nett, Kollegen zu treffen, aber meine besten Freunde sind alle keine Schauspieler. Ich sitze lieber mit der Bäuerin von nebenan beim Kaffee als bei der Goldenen Kamera. Schöne Kleider sind zwar was Feines, aber ich ziehe mich lieber schön an, wenn ich mit meinem Freund essen gehe.

Besteht die Gefahr, dass Sie sich aus dem Schauspielberuf zurückziehen?

Baumeister: Sie kennen es doch, wenn Hundebesitzer sagen: „Der will nur spielen.“ So sage ich das auch immer: Ich will nur spielen.

Was, wenn eines Ihrer Kinder Schauspieler werden möchte?

Baumeister: Um Gottes willen! Aber genau das haben auch mein Vater und meine Mutter gesagt (lacht). Mein Sohn ist nicht gefährdet, aber bei meiner elfjährigen Tochter weiss ich es nicht. Sie ist schliesslich die Tochter von Pierre Besson und die Nichte von Katharina Thalbach. Ich hoffe trotzdem, dass dieser Kelch an ihr vorübergeht. Ich lasse sie einfach nicht, bis sie 16 ist. Dabei ist es eh so: Bis acht kann man ein Kind leiten, danach kann man nur noch beten.

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