Margarita Broich hat sich noch nie ein Mann „übergriffig genähert“

Die Komödie „Ehebrecher und andere Unschuldslämmer“ war fest in Frauenhand. Ob die Arbeit mit Frauen anders ist, verrät Hauptdarstellerin Margarita Broich im Interview.

In „Ehebrecher und andere Unschuldslämmer“ der ZDF-Reihe „Chaos Queens“ spielt Margarita Broich (57, „Wenn der Vorhang fällt“) eine frischgebackene Witwe, die sich mithilfe ihrer Tochter (Maria Ehrich) und dem neuen Pfarrer (Thomas Heinze) aus ihrem Tief herauskämpft und alle mit ihrem Lebensmut überrascht. Die Frauenpower auf dem Bildschirm war auch hinter der Kamera spürbar, denn Regie (Vivian Naefe), Drehbuch (Sarah Palma, Ira Wedel) und Produktion (u.a. Katrin Haase) waren fest in Frauenhand. Ob das die Arbeit am Set anders macht, erzählt Broich im Interview.

Eine Regisseurin, zwei Drehbuchautorinnen, eine Producerin und eine Redakteurin ist die Bilanz bei diesem Film. Ist die Arbeit am Set anders, wenn der Film überwiegend in Frauenhand ist?

Margarita Broich: Ich würde nicht sagen, dass es ein „Mädchenset“ war. Das sind ja gestandene Damen, die da geschrieben und produziert und Regie geführt haben. Aber in meinem Berufsleben war auffällig, dass mir gerade Frauen oft etwas zugetraut haben. Meine erste grössere Rolle im Fernsehen gab mir Hermine Huntgeburth, nachdem sie mich im Theater gesehen hatte. Es gab nicht einmal ein Casting. Sie hat irgendwas gesucht, und dann hat sie es gefunden und dann hat sie es genommen (lacht).

Gehen Männer da anders vor?

Broich: Ich habe manchmal den Eindruck, dass bei Männern das Auswahlverfahren komplizierter ist. Die denken vielleicht immer noch, dass hinter der nächsten Litfasssäule noch was Besseres steht. Aber ob die Arbeit am Set nun anders ist, kann ich nicht sagen. Ich arbeite jedenfalls gerne mit Frauen zusammen. Mehr davon! Vielleicht steht am Ende dieser ganzen Diskussion um Übergriffe in der Branche wirklich die Tatsache, dass in bestimmten Positionen weniger Frauen zu finden sind.

Haben Sie selbst Erfahrungen mit Übergriffen gemacht?

Broich: Nein, mir hat sich noch nie ein Mann falsch beziehungsweise übergriffig genähert. Gott sei Dank!

Um Ihr Stichwort „Mehr davon“ aufzugreifen – haben Sie das Gefühl, dass sich in den letzten Jahren etwas getan hat?

Broich: Am Theater hat sich das tatsächlich etwas gebessert. Das Theater war einmal wirklich ein Männerolymp, da ist kein Stuhl gerutscht, Frauen gab es in der Regie sehr wenige. Film mache ich noch nicht so lange, deswegen weiss ich nicht, ob das in den 80ern oder 90ern noch anders war. Sicherlich bewegt sich da was. Aber ich vermute schon, dass beispielsweise ein junger Mann, der ein erfolgreiches Regiedebüt hinlegt, viel schneller vom Markt angenommen wird als eine Frau in derselben Position.

Vor knapp drei Jahren wurde beim „Tatort“ eine Frauenquote ausgerufen. Ist das der richtige Weg, um hier Veränderung herbeizuführen?

Broich: Man möchte das natürlich eigentlich nicht mit einer Quote durchsetzen. Aber wenn Türen sich nicht anders öffnen, muss man eben manchmal einen Fuss dazwischen stellen.

Kam bei Ihnen als Schauspielerin manchmal Frust am Mangel an guten Rollen auf?

Broich: Am Theater ist das vollkommen irrelevant, wie man aussieht oder wie alt man ist. Die Zuschauer sitzen so weit weg, dass man sich mit Körpersprache und dem richtigen Kostüm immer 10 bis 15 Jahre jünger spielen kann oder auch älter. Beim Drehen ist die Kamera 20 Zentimeter vom Gesicht entfernt, da ist das nicht möglich, und man bekommt bei der Besetzung permanent das eigene Alter vorgeführt. Jetzt kann ich noch Kinder kriegen, jetzt kann ich keine Kinder mehr kriegen, jetzt sind meine Kinder selbst schon erwachsen, jetzt hab ich einen Mann in diesem und jenem Alter… die Männer sind ja gewohnheitsmässig 20 Jahre älter als die Frauen, damit die noch eine junge Partnerin an ihrer Seite haben. Das sind Sachen, die mir schon manchmal aufstossen. Wobei ich erst mit 45 angefangen habe zu drehen. Ich bin wahrscheinlich nie wegen meiner Optik besetzt worden, und vielleicht ist das auch ganz gut so.

Mutterrollen sind aber doch sicher auch was sehr Schönes.

Broich: Mutterrollen sind super, aber es macht einen Unterschied, ob man die Mutter eines Kindes spielt, das zwölf Jahre alt ist. Man merkt einfach immer genau, wie alt man ist. Ich spiele sehr gerne Mütter und bin auch gerne Mutter. Jetzt bin ich sogar schon ab und zu im Oma-Fach, was ich auch geniesse. Ich würde selbst sehr gerne bald mal Oma werden, aber es sieht gerade nicht danach aus…

Sie freuen sich auf die ersten Enkel?

Broich: Aber ja. Ich hoffe, dass da einiges zusammenkommt. Mein Jüngster ist 17 und macht jetzt Abitur, und mir fehlt dieses Gluckige, das man als Mutter so gerne macht – Brötchen schmieren und solche Sachen. Es ist eine Zensur im Leben einer Mutter, wenn der Jüngste 18 ist. Da muss man sich tatsächlich mal überlegen, wie es weitergeht. Neue Freiheiten geniessen oder sowas. Vielleicht ist das der Weg. Aber die Söhne kommen Gott sei Dank alle immer wieder mal zurück. Bis jetzt zumindest. (lacht)

Bei der Beerdigung von Amelies Mann spielt „Another one bites the dust“ – welche Musik wünschen Sie sich für Ihre eigene?

Broich: Bach. Bach ist eine Musik, bei der ich komischerweise ein bisschen die Angst vorm Sterben verliere. Ich höre diese Musik einfach sehr gerne, wobei ich auch gerne Popmusik höre und gerne tanzen gehe. Aber bei meiner Beerdigung müsste es etwas von Bach sein. Sein Werk ist überwältigend. Auch bei meinem Vater und meiner Mutter habe ich Bach ausgesucht.

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