Aglaia Szyszkowitz über Frauen beim Film: „Jammern nützt gar nichts“

Für Aglaia Szyszkowitz kam die ARD-Komödie „Zimmer mit Stall“ wie gerufen. Sie wünscht sich nicht nur mehr gute Komödien im Fernsehen, sondern auch gute, starke Frauenrollen.

Als resolute Sophie, die in „Zimmer mit Stall – Ab in die Berge“ (am 16.3. um 20:15 Uhr im Ersten) kurzerhand ihre Karriere an den Nagel hängt und einen Bauernhof kauft, ist Aglaia Szyszkowitz (50, „Almanya“) ganz in ihrem Element. Die Schauspielerin wünscht sich schon lange mehr „moderne, unkonventionelle“ Frauenrollen. „Es gefällt mir, dass sie spontan und durchsetzungsstark ist“, erklärt die Österreicherin im Interview über Sophie. Sie erlebe das in ihrem Alter sehr ähnlich. „Mit 50 habe ich eine viel grössere Entschiedenheit als mit 30, als ich diese ‚Alles kommt noch‘-Einstellung hatte, oder mit 40, als ich in erster Linie Kinder und Karriere unter einen Hut bringen musste. Mit 50 spüre ich viel mehr, was ich eigentlich selbst will.“

Dass bei Sophie daraus ein Konflikt mit ihrem Mann entsteht, ist Szyszkowitz nicht fremd: „So wie es sicher alle Paare kennen, die schon lange zusammen sind. Es gibt ein paar Themen, bei denen es immer eskaliert, bis einer von beiden irgendwann dann auf eigene Faust eine Entscheidung trifft. Und manchmal geht man dann eben erstmal auseinander.“ Ist es bei ihr und ihrem Mann Marcus Müller auch schon Mal soweit gekommen? „Im Kleinen schon – wir hatten immer wieder mal Phasen, in denen wir mehr Abstand gebraucht haben. Ich finde, eine reife Beziehung muss das auch zulassen. Wir sind nun mal beide wahnsinnig freiheitsliebende Menschen.“

„Wir brauchen dringend Autorinnen“

Dass gute Rollen für Schauspielerinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen immer noch spärlich gesät sind, sieht Szyszkowitz kritisch. Doch zumindest gebe es jetzt die Pro Quote Regie, „sodass endlich mehr Frauen Regie führen dürfen, das eröffnet uns neue Möglichkeiten“. Wenn man diesen Beruf schon länger ausübe, sei man aufgefordert, selbst zu entwickeln und zu schreiben: „Man weiss nach all den Jahren doch ganz gut, wie’s geht! Jammern nützt gar nix.“

Sie sieht den Schlüssel für bessere Frauenrollen vor allem in der Förderung guter Autoren und Autorinnen. „Wir brauchen dringend mehr gute Drehbuchautorinnen, weil die spannende Frauenfiguren natürlich anders schreiben können. Wir müssen Drehbuchautoren aber insgesamt mehr fördern. Die Bezahlung muss besser werden, sodass sich Autoren und Autorinnen auf einen Stoff konzentrieren können und nicht an fünf Büchern parallel arbeiten müssen. Und uns fehlen intelligente Komödien! Krimis haben wir, denke ich, im Fernsehen momentan genug, aber wir haben immer noch viel zu wenige gute Komödien!“ Sie sei diesbezüglich stolz und glücklich über „Zimmer mit Stall“ und auch über die Kino-Komödie „Die Wunderübung“ (ab 28.6. im Kino).

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