Christine Neubauer: Warum sie immer in Bewegung bleibt

Wie schon in „Moni’s Grill“ schwingt Christine Neubauer auch in „München Grill“ den Kochlöffel. Warum sie sich in der Rolle der Chefin wohlfühlt und wie sie mit der Diagnose Morbus Bechterew lebt, erzählt sie im Interview.

„Alles neu“ heisst die erste Folge von „München Grill“ (ab dem 20. April immer freitags um 20.15 Uhr im BR), und tatsächlich hat das Format, das früher „Moni’s Grill“ hiess, einen Neuanstrich bekommen: Statt der experimentellen Mischung aus Serie und Talkshow gibt es nur noch Fiktion, statt Monika Gruber (46) hat nun Christine Eixenberger (31, „Lernbelästigung“) als Lokalinhaberin das Sagen.

Konstanten gibt es dennoch: Wie zuvor ist Christine Neubauer (55, „Die Holzbaronin“) als Köchin Toni mit an Bord. Im Interview erklärt die Schauspielerin, welche neuen Wege ihre Karriere heute geht und warum sie trotz ihrer Krankheit keine Risiken scheut.

Finden Sie es schade, dass das ursprüngliche Konzept vom Publikum nicht so angenommen wurde?

Christine Neubauer: Es war ein wunderbarer Versuch. Ich bin immer jemand, der offen für Neues ist und bereit ist, Wagnisse einzugehen. Die Gefahr besteht dabei eben, dass es nicht so angenommen wird oder dass man auch selbst sagt, dass es doch nicht so funktioniert hat. Also sage ich: Machen wir die Erfahrung und nehmen das, was funktioniert hat, um daraus wieder was Neues zu machen.

Der Umgangston ist selbst für bayerische Verhältnisse ganz schön rau. Macht das Spass?

Neubauer: Ja, auf alle Fälle. Das sind meine Wurzeln! So bin ich aufgewachsen. Als Urbayer pfeffert man eben einfach Sachen aus dem Bauch raus. Bei mir kommt in der Rolle der Toni natürlich noch dazu, dass ich die Köchin bin. Wenn man in einer Gastroküche als Frau die Leitung hat, dann muss man klare Ansagen machen können. Es gibt die Hierarchie und nur eine Chefin, und das bin in dem Fall ich. Mir lag das, weil ich das bayerische Urviech rauslassen konnte.

In der Serie haben ohnehin die Frauen die Hosen an. Haben Sie das Gefühl, dass es mittlerweile mehr und bessere Rollen für Frauen im deutschen Fernsehen gibt?

Neubauer: Ich habe auf Mallorca zwar deutsches Fernsehen, aber aus lebenstechnischen Gründen läuft auch oft das spanische (lacht). Aber mir ist schon aufgefallen, dass es bei uns im Vergleich zu beispielsweise Chile oder den tollen Serien, die aus Amerika kommen, Frauenrollen nur bis zu einer gewissen Altersgrenze gibt. Es gibt gute Rollen als Kommissarin oder Assistentin, die auch selbst einen Kopf haben dürfen und nicht nur Beiwerk sind – aber eben für die zwischen 30 und 40. In US-Serien gibt es wirklich auch Rollen für Schauspielerinnen über 50 – und zwar nicht nur für Meryl Streep. Das habe ich hierzulande leider noch nicht gesehen.

Sie haben sich beruflich vor einigen Jahren bewusst eine Auszeit genommen, jetzt sind Sie wieder präsenter im deutschen Fernsehen. Feiern Sie jetzt eine Art Mini-Comeback?

Neubauer: Wenn man es so nennen will, nehme ich das gerne an. Aber es sind einfach ganz andere Wege. Es gehen Türen zu, andere Türen gehen auf. Zum Beispiel habe ich in Chile gerade zum ersten Mal auf Spanisch einen Kinofilm gedreht. Und als nächstes spiele in Bad Segeberg zum ersten Mal die absolut Böse. Das ist auch eine körperliche Herausforderung, weil ich da reiten muss. Ich bin zwar schon in mehreren Filmen geritten, aber auf der Bühne ist das nochmal etwas ganz anderes.

Ist Reiten denn nicht gesundheitlich bedenklich für Sie?

Neubauer: Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt gegen Morbus Bechterew kein Medikament. Bewegung ist mein Medikament. Für mich ist das, was ich tue, gesundheitsförderlich: Bewegung lindert Schmerzen, Stillstand produziert sie. Mir hat ein befreundeter Regisseur damals, als ich die Diagnose bekam, geschrieben: „Das Beste, was du machen kannst, ist Tanzen. Und das Zweitbeste ist Reiten.“

Also kam „Dance Dance Dance“ gerade zum richtigen Zeitpunkt.

Neubauer: Ja. Das war für mich eine Herzensangelegenheit, die ich überhaupt nicht bereut habe. Für mich war das ein Kindheitstraum, auf so einer Showbühne zu tanzen. Das war eine schöne Zeit, obwohl es so anstrengend war. Ich war wirklich nur glücklich. Und ich tanze immer noch. Übermorgen habe ich wieder eine Tanzstunde bei meiner Trainerin, Nadja Jensen, von „Dance Dance Dance“, die auch eine hervorragende Choreografin ist.

Aber Reiten ist nicht ungefährlich. Wäre ein Sturz nicht fatal für Sie?

Neubauer: Passieren darf natürlich nichts. Ich muss auf der Bühne auch Schiessen, und selbst das trainierteste Pferd kann nervös werden. Das muss ich eben überstehen. Andererseits kann jedem jederzeit irgendetwas passieren. Auch ein 17-Jähriger kann vom Pferd fallen. Für mich ist das eine spannende Herausforderung. Und die meisten Unfälle passieren sowieso im Haushalt.

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