„Midnight Sun“: Ein Schweden-Krimi mit französischem Flair

Nach zwei Jahren kommt der schwedisch-französische Krimi-Vierteiler „Midnight Sun“, in der die Nacht zum Tag wird, nun endlich auch hierzulande ins Fernsehen. Das Einschalten lohnt sich.

Ein typischer Sonntagabend im ZDF: Erst seichte Schmalzunterhaltung zur Primetime, gefolgt von einem Nachrichtenpuffer und einem Krimi. Die Heute-Show als Polster ist am 27. Mai auch notwendig, denn dann startet um 22:00 Uhr die deutsche TV-Premiere des Vierteilers „Midnight Sun“, der wohl nicht viele „Inga Lindström“-Fans ansprechen dürfte.

Nichts für zarte Gemüter

Skandinavien-Krimis sind bekanntlich nicht zimperlich, ebenso wenig wie das französische Kino. Dementsprechend steigt der erste Teil der schwedisch-französischen Co-Produktion ohne grosse Umschweife mit einer Szene ins Geschehen ein, die nichts für schwache Gemüter ist („Da drüben liegt ein Teil vom Kopf“, kommentiert ein Polizist später). Der Sendeplatz nach 22:00 Uhr – auch bei der Mediathek greift eine Zeitsperre von 6:00 bis 22:00 Uhr – macht also durchaus Sinn, doch vermeidet der Schweden-Krimi damit auch die Konkurrenz des übermächtigen Münster-„Tatort“, der zur Primetime im Ersten mit der neuen Folge „Schlangengrube“ Quote abgreift.

Wer hartgesottene Krimikost jedoch gut verdauen kann, wird bei der vierteiligen Miniserie mit erstklassigem Nordic-Noir-Flair belohnt: „Midnight Sun“ ist atmosphärisch bebildert, nimmt sich Zeit für den Aufbau seiner Spannungsbögen und lässt auch seinen guten Schauspielern viel Raum, darunter Leïla Bekhti (34) als Pariser Polizistin, Gustaf Hammarsten (50) als zaghafter Staatsanwalt und Schwedens Hollywood-Export Peter Stormare (64, „Fargo“) als sein stoischer Vorgänger, dessen Tod im ersten Teil die Ermittler auch in den kommenden Folgen beschäftigen wird (war es wirklich ein Herzinfarkt?).

Die zunächst sonderbar anmutende Mischung aus schwedischem Krimi mit französischer Note geht voll auf. Wenn die Serie der „Die Brücke“-Macher zwei Jahre nach ihrem internationalen Erscheinen nun also endlich im deutschen TV läuft, lohnt es sich, vom „Tatort“ direkt ins Zweite zu schalten.

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