Plant Guido Maria Kretschmer eine Einrichtungsshow?

Von ganz schön bis weniger stilvoll“: So fasst Guido Maria Kretschmer den Wohnungsstil der Deutschen zusammen. Im Interview verrät der Star-Designer Tipps und Tricks rund ums Wohnen und liebäugelt mit einer eigenen Einrichtungsshow.

Star-Designer Guido Maria Kretschmer (53) entwirft längst nicht nur Kleidung, sondern auch Möbel und Wohnaccessoires. Auf Sylt präsentiert der 53-Jährige jetzt seine neue Home-, Living- und Fashion-Kollektion für Otto. „Menschen anzuziehen ist schön, aber ich finde es toll auch die Möbel zu designen, auf denen sie dann liegen oder sitzen“, verrät Kretschmer im Interview und erklärt, warum Deutschland eine Einrichtungsshow manchmal ganz guttun würde.

Was designen Sie lieber – Möbel oder Mode?

Guido Maria Kretschmer: Mode ist natürlich immer mein Haupt-Leben gewesen, aber man kann das Interior nicht von Menschen trennen. Menschen anzuziehen ist schön, aber ich finde es toll auch die Möbel zu designen, auf denen sie dann liegen oder sitzen, weil das alles zusammengehört. Ein guter Lifestyle hat mit den Dingen zu tun, die uns alle umgeben und deshalb designe ich beides sehr gerne.

Warum gibt es von Ihnen noch keine Einrichtungsshow?

Kretschmer: Eine Einrichtungsshow würde ich zeitlich nicht schaffen. Einrichten dauert auch wesentlich länger als schnell jemanden umzustylen – bei „Shopping Queen“ schafft man es in vier Stunden, die Leute besser anzuziehen. Aber irgendwie ist das ja auch eine Einrichtungsshow. Ich erzähle ja auch immer wieder in der Sendung von bestimmten Styles und versuche ein paar Tipps für die Wohnung zu geben. Manchmal denke ich „Oh Gott was ist denn da los?“ – Da wäre eine Einrichtungsshow manchmal wirklich nötig.

Sie haben in über sechs Jahren „Shopping Queen“ eine Menge Wohnungen gesehen: Wie lautet Ihr Fazit, wie stilvoll lebt Deutschland?

Kretschmer: Ich glaube Deutschland wohnt so differenziert wie die Menschen eben auch sind. Man spürt, dass die Menschen eine grosse Sehnsucht haben nach Individualität, nach bestimmten Styles und Möglichkeiten, die sie träumen lassen. Von ganz schön bis weniger stilvoll ist da alles dabei.

Was geht in Sachen Einrichtung in Ihren Augen gar nicht?

Kretschmer: Einrichtung geht immer nur dann nicht, wenn man spürt, dass sie nicht zu dem Menschen passt. Ich mag es nicht, wenn Wohnungen überdekoriert, zu vollgestopft oder nicht gepflegt sind. Die Einrichtung sollte sich den Räumen anpassen und man sollte die Möglichkeit schaffen, Räume leben zu lassen. Mit ausgewählten Möbelstücken und den passenden Wohn-Accessoires kann einem das glaube ich ganz gut gelingen. Aber am Ende ist es ja wichtig, dass sich jeder persönlich wohlfühlt in seinem zu Hause.

Wie würden Sie Ihren eigenen Wohnstil beschreiben?

Kretschmer: Ich lebe einerseits sehr clean und modern, aber auch mit viel Historischem und Antiquitäten. Mit schönen Momenten und vielen Erinnerungen. Aber eher ruhig und da ist immer Raum für mich und mein Leben, meine Hündchen und die Dinge, an denen ich besonders hänge. Alles, was ich habe, kann man auch sehen, weil es nicht überladen ist.

Wechseln Sie die Einrichtung oft?

Kretschmer: Ich wechsle die Einrichtung nicht häufig. Das Grundkonzept ändert sich eigentlich nicht, aber es passiert trotzdem immer etwas. Hin und wieder besorge ich mal einen neuen Teppich oder neue Accessoires, mal neue Lampen oder andere Gardinen. Im Sommer werden die Accessoires etwas angepasst und im Herbst style ich dann nochmal um für den Winter. Da nehme ich dann zum Beispiel andere Bezüge. Häufig kann man mit kleinen Details grosse Veränderungen schaffen.

Haben Sie ein Liebling-Möbelstück?

Kretschmer: Ich habe natürlich mit meiner Home- und Living-Kollektion bei Otto das grosse Glück, dass ich so viele verschiedene Sachen entwerfen darf – da ist von Sofas, über Betten bis hin zu tollen Wohnaccessoires wirklich alles dabei. Ich liebe die Möbelstücke besonders, auf denen man gemeinsam mit Freunden eine tolle Zeit haben und es sich gemütlich machen kann. Dazu gehört natürlich auch ein schöner Esstisch mit passenden Stühlen oder eben tolle Sitzgelegenheiten für das Wohnzimmer oder im Sommer für die Terrasse. In der Kollektion gibt es so viele schöne Dinge, da sagen Frank und ich schon mal, ach den Sessel brauchen wir oder das Tischchen wäre aber schön für zu Hause. Das ist schon ein grosses Glück!

Welcher Raum ist für Sie der wichtigste?

Kretschmer: Die Küche ist ein sehr wichtiger Ort – einer an dem es etwas zu essen gibt, man mit der Familie und Freunden zusammensitzt. Aber auch das Schlafzimmer ist ein Mittelpunkt im Haus, den ich so wichtig finde. Dort muss man gut schlafen und sich richtig wohlfühlen können.

Haben Sie Ratschläge und Tipps, wie man am besten seinen eigenen Einrichtungsstil findet?

Kretschmer: Ich glaube man muss wie auch bei der Mode wissen, wer man ist. Wer bin ich? Was tue ich gerne? Wie viele Menschen kommen in meiner Wohnung zusammen? Habe ich die Sehnsucht mich hier auch mal wegzuträumen? Wenn man das hat, ist es glaube ich ganz leicht. Man kann sehr romantisch schlafen, sehr modern wohnen und kochen oder sehr traditionell. Jeder muss ein bisschen schauen, wie er angelegt ist. Wenn man diesen Tipp beachtet, weiss wer man ist und sich das im Einrichtungsstil wiederfindet, kann man sich überall in der Wohnung sehr wohlfühlen – ob in der Badewanne, im Wohnzimmer oder beim Rumliegen im Bett.

Welche Aspekte sind beim Einrichten einer Wohnung am wichtigsten, wo sollte man überlegt vorgehen?

Kretschmer: Einer der wichtigsten Aspekte ist sicher zu wissen, woher das Licht kommt. Wo ist eine Wand die Licht reflektiert? Wo ist vielleicht ein Ort, der durch Fenster besondere Momente schafft? Wo sind Türen? Man muss die vorhandenen Eigenschaften des Raumes immer als Basis nehmen – das ist unerlässlich. Jedes Zimmer, jede Wohnung und jedes Haus ist anders. Da ist es auch wichtig sich die vorhandenen Grundmaterialien anzuschauen. Ist es ein Altbau oder ein Neubau? Ist der Bodenbelag aus Holz, Teppich, Linoleum oder Laminat? Es gibt so viele Möglichkeiten. Man muss sich die Begebenheiten einfach anschauen und demnach entscheiden, wie ich etwas arrangiere und mich selbst in die Einrichtung einbinde.

Immer mehr Menschen leben in kleinen Wohnungen. Welche Tipps haben Sie, um aus kleinen Räumen das Beste herauszuholen?

Kretschmer: Das Grösste bei kleinen Räumen ist zu wissen, dass sie klein sind. Das man bewusst aussucht, welche Möbelstücke und Accessoires passend sind. Hier eignen sich besonders helle Farben für die Einrichtung, da diese den Raum grösser wirken lassen. Es ist besonders wichtig auch auf das Licht zu achten, zum Beispiel in dem man Lampen so setzt, dass sie dem Raum möglichst viel Helligkeit spenden. Auch klare Strukturen sind ganz wichtig und vielleicht multifunktionale Möbel um den vorhandenen Platz richtig zu nutzen. Ich würde immer empfehlen strukturiert zu sein und nicht zu viel in die kleine Wohnung zu packen. Irgendwann muss man dann einfach „STOP“ rufen.

Welche Wohntrends sehen Sie für die Zukunft?

Kretschmer: Aktuell liegt ein cleanes Wohndesign ja besonders im Trend. Ein funktionaler, ruhiger und heimeliger Stil. Man findet schräggestellte Holzbeine an Sofas, Tischen und Stühlen und pastellige Farbtöne in den Sitzpolstern und Wohnaccessoires. Diesen Wohntrend habe ich auch in der Silent Garden Designlinie meiner Home- & Living-Kollektion aufgegriffen. Ich habe mich hier von Mallorcas Gärten inspirieren lassen und liebe besonders die zarten und beruhigenden Farben. In der Kollektion gibt es auch eine Linie in Gold- und Rottönen, die etwas intensiver ist. Denn zu den Farb-Wohntrends gehören auf jeden Fall auch kräftige- und Metalltöne in all ihren Schattierungen. Wir haben aber auch Okker-, Grün- und Aquatöne integriert. Ich finde es toll, mit den richtigen Accessoires ein bisschen Farbe mit einzuarbeiten. Für die Zukunft erwarte ich weiterhin einen cleanen, funktionalen, aber auch sehr individuellen Wohntrend mit Einflüssen aus anderen Kulturen. Ein bisschen Farbe wird immer mit im Spiel sein und sicher auch ganz faszinierende und aussergewöhnliche Designs.

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