Rudolph Moshammer: Modemacher, Schlitzohr und Muttersöhnchen

Wer war Rudolph Moshammer? Worum geht es in dem Film „Der grosse Rudolph“? Und muss man sich auf das tragische Ende der Münchner Kultfigur gefasst machen? Alles Wissenswerte zur sehr sehenswerten Gesellschaftssatire.

Bei einem Film über den Münchner Modedesigner Rudolph Moshammer (1940-2005) erwartet man vor allem Geschichten aus seinem Leben als schillernde Kultfigur im Show-Biz – oder über seinen tragischen Tod. Doch die TV-Gesellschaftssatire „Der grosse Rudolph“ von Regisseur und Drehbuchautor Alexander Adolph (52) erzählt etwas ganz anderes.

Wer war Rudolph Moshammer?

Rudolph Moshammer kam 1940 in München zur Welt. Er wuchs vor allem bei seiner Mutter (1908-1993) auf, sein Vater war später obdachlos. Der junge Moshammer machte eine Ausbildung zum Verkäufer und arbeitete im Mode-Einzelhandel. 1968 eröffnete er mit Hilfe von Finanziers seine Boutique „Carnaval de Venise“ an der Münchner Maximilianstrasse. Bis Mitte der 1990er Jahre konzentrierte er sich darauf – die Boutique wurde erst kurz nach seinem Tod geschlossen.

Mitte der 1990er Jahre begann dann auch seine zweite Karriere als Show-Star, die ihn unter anderem zu seinem viel belächelten Auftritt mit der Band Münchner Zwietracht und dem Titel „Teilt Freud und Leid“ beim Vorentscheid für den Schlager-Grand-Prix (Eurovision Song Contest) im Jahr 2001 führte. Moshammer war auch in einigen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen: „Tatort: Im Herzen Eiszeit“ (1995), „666 – Traue keinem, mit dem du schläfst!“ (2002), „Unter uns“ (2005),…

Bekannt war er aber auch für sein soziales Engagement. Seine im Jahr 2000 gegründete Stiftung wurde nach seinem Tod in „Rudolph Moshammer Verein Licht für Obdachlose e.V.“ umbenannt.

Moshammers tragisches Ende

Rudolph Moshammer wurde Anfang 2005 in seinem Haus im Münchner Vorort Grünwald von einem Mann getötet, den er wenige Stunden vorher am Münchner Hauptbahnhof kennengelernt hatte. Laut dem geständigen Täter war es zwischen den beiden wegen der Bezahlung für sexuelle Dienstleistungen zum Streit gekommen, woraufhin er ihn erdrosselte…

Im TV-Film spielt das allerdings keine Rolle. „Der grosse Rudolph“ erzählt von Moshammers Anfangszeit als Modeschöpfer in München und endet, als sein öffentliches Leben in den Medien beginnt. Erfährt man etwas Neues über ihn? Die meisten vermutlich schon, denn viele kannten ihn nur als Show-Figur. Doch den Mode-Experten mit dem feinsinnigen psychologischen Gespür, der anderen half, sich besser zu fühlen, den kannten nur die Kunden seines Modegeschäfts.

Darum geht’s im Film

Im München der 1980er Jahre ist Rudolph Moshammer (Thomas Schmauser) der prominenteste Modemacher. Das reicht aber seinen stillen Teilhabern und Finanziers nicht mehr aus. Sie wollen, dass der Laden in der Maximilianstrasse auch den Hoch- und Geldadel, die Reichsten der Reichen als Kunden gewinnt. Deshalb sucht Rudolph Moshammer – zum Entsetzen seiner Mutter Else (Hannelore Elsner) – für den Verkauf eine junge, verführerische Frau.

Er findet die auf den ersten Blick nicht besonders auffallende und ungeschickte Evi (Lena Urzendowsky), eine junge Fusspflegerin aus Augsburg. Aus ihr, so erklärt Moshammer, werde er eine aufregende Frau machen. Und tatsächlich: Mit Evis Hilfe gewinnt er die Herzen und Geldbörsen der wahrhaft Reichen – wäre da nicht seine Mutter, die im Hintergrund Intrigen schmiedet…

Brillanter Cast

Ziemlich lustig ist das alles anzusehen. Die deftigen und gewitzten Dialoge und Pointen von Drehbuchautor und Regisseur Alexander Adolph (52) zünden auch dank des hervorragenden Casts so brillant.

Sunnyi Melles (59, „Safari – Match Me If You Can“) als Society-Lady, Robert Stadlober (36, „Das Boot“) sogar in einer Doppelrolle und Münchens Shooting-Star Lara Mandoki (29, „Kinderüberraschung“) überzeugen in den Nebenrollen auf ganzer Linie. Die blutjunge Berliner Schauspielerin Lena Urzendowsky (18) ist der perfekte Lehrling Evi und Hannelore Elsner (76) könnte als besitzergreifende und herrschsüchtige Mutter Else Moshammer ebenfalls nicht besser besetzt sein.

… und zwei Cast-Überraschungen

Apropos Cast: Es gibt auch zwei echte Überraschungen im Film, denn der Moshammer-Chauffeur Herr Fröschl wird gespielt von Pavel Travnicek (67), den die meisten als schönen Prinz im Kult-Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (1973) kennen.

Die andere grosse Überraschung ist Tocotronic-Frontman Dirk von Lowtzow (47). Am Schluss des Films ist er zwar nur mit Perücke zu sehen, echte Fans werden ihn und seine Stimme bei den beiden Stücken „Safety Dance“ und „Sunshine Reggae“ aber trotzdem erkennen.

„Der grosse Rudolph“ wird am morgigen Mittwoch (19.9.) um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Beim Filmfest München feierte er auf der grossen Leinwand Premiere – und das Publikum war schwer begeistert.

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