Josefine Preuss: «Erben kann ein böses Thema in der Familie werden»

Im Film „Schattengrund“ tritt Josefine Preuss ein folgenreiches Erbe an. Im wahren Leben ist die Schauspielerin strikt gegen das Vererben innerhalb der Familie – und das aus gutem Grund.

Schauspielerin Josefine Preuss (32, „Nix Festes“) glänzt am heutigen Montagabend in der sehr sehenswerten Buchverfilmung „Schattengrund – Ein Harz-Thriller“ (20:15 Uhr, ZDF). Im Film erbt ihre Rolle, Nicola „Nico“ Wagner, ein kleines Häuschen von ihrer Tante im tiefverschneiten Harz. Nico tritt das Erbe an – mit allen Konsequenzen… Überraschenderweise hält die Schauspielerin privat überhaupt nichts vom Vererben – aus gutem Grund, wie sie unter anderem im Interview zum Film erklärt.

Wie waren denn die Dreharbeiten im winterlichen Harz?

Josefine Preuss: Wir haben im November und Dezember im Harz gedreht. Da war wirklich nicht viel los und auch die Bewohner des Ortes haben wir kaum gesehen. Und dann noch diese Mythen und Sagen von Hexen und Co. Wenn es dann im Wald geknackt hat, hat man sich schon automatisch umgedreht. Es war eine spooky Zeit für uns als Filmteam. Keiner konnte abends für sich allein im Zimmer bleiben. Wir trafen uns alle zum Pingpong spielen oder sind in die Sauna gegangen. Aber vielleicht auch deshalb war es schon der perfekte Drehort für diesen Film.

Und so schön verschneit war es auch…

Preuss: Das war allerdings ein grosses Glück. Als wir anfingen zu drehen, lag noch kein Schnee. Damit wir trotzdem von einem Dorf erzählen können, das von der Aussenwelt abgeschnitten ist, wurden die Szenen schon mit einer Schlammlawine umgeschrieben. Zum Glück setzte dann aber doch der Schnee ein. Über Nacht war plötzlich alles weiss – und wir haben den Anfang des Films nochmal gedreht.

Wie würden Sie reagieren, wenn Sie so ein altes Häuschen irgendwo im Nirgendwo erben würden?

Preuss: Wenn ich jetzt so an mein gefestigtes Leben in Berlin denke, würde ich den Vorschlag des Notars wahrscheinlich annehmen, das Haus abreissen lassen und das Grundstück verkaufen. Ich würde vermutlich nicht in den Harz ziehen. Es kommt aber immer auch auf den letzten Willen des Verstorbenen an. Den sollte man schon respektieren. Ich kam zum Glück noch nie in die Situation, ich will aber auch nichts erben. Ich finde, das kann zu einem ganz bösen Thema innerhalb der Familie werden. Daran gehen Familien teilweise kaputt und manchmal kann man froh sein, dass der Erblasser das nicht mehr miterleben muss.

Was wäre denn die Alternative zum Vererben/Erben?

Preuss: Am besten ist es doch, wenn man sein Leben lang für sich selber sorgt und dann vielleicht noch an die Zeit kurz nach dem Ableben denkt, das sollte auch geklärt sein. Ansonsten einfach nichts hinterlassen, denn das gibt nur Ärger. In meiner Familie denken alle so und das finde ich ziemlich gut.

Haben Sie noch nie etwas geerbt?

Preuss: Na ja, doch. Als meine Uroma gestorben ist, da war ich so acht oder neun Jahre alt, habe ich zum ersten Mal eine Beerdigung bewusst erlebt. Damals fand ich es ziemlich makaber, essen zu gehen, kaum dass der Sarg in die Erde gelassen war. Und dann sind auch noch entferntere Verwandte in ihre Wohnung gegangen und haben sie leergeräumt: Fernseher, Bilder etc. alles haben sie mitgenommen. Ich dachte: „Wow, geht das schnell!“ Es hat sich nicht richtig angefühlt. Meine Oma hat mich gefragt, ob ich auch etwas haben will. Meine Uroma hatte ein Pferd aus Holz, das auf einem gehäkelten Deckchen auf dem Fernseher stand. Dieses Pferd wollte ich haben, weil es mich an sie erinnert hat und ich habe es bis heute.

Haben Sie denn schon alles geregelt?

Preuss: Jeder kann ein Stück weit dafür sorgen, dass es nach einem Todesfall keinen Streit gibt, indem er nichts hinterlässt, die eigene Beerdigung zu Lebzeiten selbst regelt, ein Testament mit dem letzten Willen verfasst und eine Patientenverfügung erstellt. Das sollte man auch in meinem Alter schon machen, denn ich kann aus dem Haus gehen und umgefahren werden. Wie sollen meine Eltern sonst entscheiden, wann die Maschinen abgeschaltet werden sollen? Nein, das will ich selbst entscheiden. Ich habe alles gemacht. Es sind schliesslich die letzten Entscheidungen, die ich in meinem Leben noch fällen kann. Sowas muss man innerhalb der Familie ansprechen, auch wenn es unangenehm ist. Am besten vielleicht sogar bei einem Familienfest, wenn schon drei Schnäpse geflossen sind. Man kann sowas auch in einem lustigen Rahmen machen. Hauptsache, die anderen wissen Bescheid.

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