Der Erfinder des Cone Bras: Jean Paul Gaultier wird 65

Jean Paul Gaultier feiert am heutigen Montag seinen 65. Geburtstag. Der französische Modemacher gilt gemeinhin als „Enfant terrible“ der Modewelt. Aber wieso eigentlich?

Enfant terrible der Mode. Dieser Begriff haftet an Jean Paul Gaultier wie an keinem zweiten in seiner Branche. Der Franzose hat sich durch seine rebellische Art, Mode zu kreieren, ein Alleinstellungsmerkmal verschafft. Am Montag, den 24. April 2017, feiert der Mann, der durch seine Andersartigkeit die Pariser Modeszene aufwirbelte und immer noch aufwirbelt, seinen 65. Geburtstag. Grund genug, Gaultier und sein Schaffen einmal ausführlich zu würdigen…

Doch wie fing eigentlich alles an? Um die Geschichte zu erzählen, wie Jean Paul Gaultier zu dem berühmten Designer wurde, der er heute ist, ist ein Aspekt seines Lebens besonders wichtig: Er absolvierte niemals eine Ausbildung zum Modedesigner – es waren andere Dinge, die ihn zum Enfant terrible der bis dahin steifen und strengen Regeln folgenden französischen Modeszene werden liessen.

„Ich war ein einsames Einzelkind, das sich nur selten traute, den Mund aufzumachen“, sagte er einmal im Interview mit dem „SZ Magazin“. Als Junge sei er schrecklich schüchtern und gehemmt gewesen und habe geglaubt, wegen seiner abstehenden Ohren so hässlich zu sein, dass er als Freund niemandem zuzumuten sei. In der Schule habe er stets die Minuten gezählt, bis er wieder nach Hause durfte. „Dort wurde ich von den Erwachsenen wie ein kleiner König behandelt.“

Grossmutter und Teddybär Nana

Die Person, die ihn unter all den Erwachsenen seines Umfelds am meisten prägte, war seine Grossmutter. Bei ihr und in ihrem Schönheitssalon verbrachte der kleine Jean Paul fast jedes Wochenende. „Ich begriff, dass Kleidung ein Aufputschmittel sein kann, um das Selbstbewusstsein zu stärken und dem grauen Einerlei des Alltags zu entkommen“, so Gaultier im „SZ Magazin“. Sein erstes Mannequin sei sein heiss geliebter Teddybär Nana gewesen. „Den berühmten konischen BH, den ich 1990 für Madonnas ‚Blond Ambition World Tour‘ entworfen habe, hatte ich mit 13 Jahren aus Zeitungspapier für Nana gebastelt.“

Jener Cone Bra war unter anderem dafür verantwortlich, dass Jean Paul Gaultier in die Geschichte der Modeszene eingegangen ist. Doch das rebellisch schöpferische Wirken des grossen Autodidakten darauf zu beschränken, genügt nicht. 1985 verwischte er mit seiner „And God Created Men“-Kollektion die Grenzen zwischen dem weiblichen und männlichen Geschlecht, indem er die Male Models in Männerröcken über den Laufsteg stolzieren liess. Er inszenierte Modeschauen als einer der ersten als Spektakel, bei dem den blasierten Pariser Couture-Häusern von damals Hören und Sehen verging.

Neben Madonnas Cone-Bra ist wohl auch Jean Paul Gaultiers Entwurf für Milla Jovovichs Kostüm in „Das fünfte Element“ in die Geschichte eingegangen. 1997 steckte er die Schauspielerin für den Actionfilm in ein Kostüm, das eigentlich nur aus einer weissen Unterhose und schmalen weissen Stoffstreifen über der Körpermitte und Brust bestand. 2006 engagierte Madonna ihren guten Freund Jean Paul Gaultier abermals, um die Kostüme für ihre „Confessions Tour“ zu entwerfen. 2008 designte er die Bühnenoutfits für Kylie Minogues „X Tour“.

Über sein Privatleben schweigt er – heute

Doch so viel man über Gaultiers modisches Schaffen erzählen kann, so wenig ist über sein Privatleben bekannt. Seit 1990 sein langjähriger Lebensgefährte, „Liebe meines Lebens“ und Geschäftspartner Francis Menuge an Aids starb, schweigt der Modemacher eisern zu Persönlichem. Dass er schwul sei, sei ihm in der Pubertät klar geworden, erzählte Gaultier einmal in einem Interview. Aber dass aus seiner sexuellen Orientierung kein Trauma geworden sei, verdanke er ebenfalls seiner Grossmutter. Sie habe früher als er selbst erkannt, wie er ticke – und ihm gezeigt, dass manche Veranlagungen einen Menschen nicht automatisch zu einem schlechten Menschen werden lassen.

Was das Selbstwertgefühl anbelangt, verdankt Jean Paul Gaultier seiner Grossmutter offenbar viel. Doch was er mit seinem gleichnamigen Label und mithilfe seiner ganz persönlichen Denkweise geschaffen hat, ist und bleibt in der grossen und bunten Welt der Mode einzigartig und geht ganz allein auf seine Kappe.

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