Karl Lagerfeld: Was passiert mit Chanel, wenn er aufhört?

Als Karl Lagerfeld im Januar nicht bei der Chanel-Show erschien, schluckte die gesamte Modewelt. Wird der gebürtige deutsche Modezar das französische Traditionsmodehaus jemals verlassen?

Modezar, Fotograf, Legende. Ohne ihn wäre Chanel heute nicht mehr Chanel. Als Karl Lagerfeld im Januar nicht bei den beiden Chanel-Shows in Paris auftaucht, sind die Spekulationen gross. Seit 35 Jahren ist er Chefdesigner des französischen Traditionsmodehauses – mit lebenslangem Vertrag. Das ist einzigartig in der Modebranche, wie wir sie heute kennen.

Karl Lagerfeld entwirft für das Modehaus, das 1913 von Coco Chanel (1883-1971) in Paris gegründet wurde, acht Damen-Kollektionen pro Jahr: Dazu gehören vier Prêt-à-porter-Kollektionen, zwei Vorkollektionen (ebenso Prêt-à-porter-Mode) sowie zwei Haute-Couture-Kollektionen. Eine ganz schöne Leistung für einen Mann über Achtzig. Seit 1983 entwirft er Jahr für Jahr umjubelte Kreationen, die jedes Mal den Geist Coco Chanels wieder aufleben lassen.

Sein Motto: „I’m very much down to earth. Just not to this earth“, so lautet eines seiner berühmten Zitate. Auf seine eigene Art und Weise belebt Lagerfeld in den Achtzigern, als er von Chloé zu Chanel wechselt, mit seinen modernen und bisweilen unkonventionellen Interpretationen den Geist der legendären Modemacherin wieder, die der Marke ihren Namen gab. Er ist neben seinen Fähigkeiten als Modemacher für seine bissige, amüsante und direkte Art bekannt.

Parallelen zu Coco Chanel

Coco Chanel selbst ist bis zu ihrem Tod für die Kreationen ihres Modehauses verantwortlich. Als sie am 10. Januar 1971 im Alter von 87 Jahren stirbt, feiert sie noch mit einer posthumen Kollektion einen grossen Erfolg. Danach versuchen sich mehrere Designer daran, ihr Erbe anzutreten, doch erst mit Karl Lagerfeld stellt sich 1983 wieder der alte Erfolg ein.

Seit mehr als fünf Jahren wird nun bereits in den Medien und in Experten-Kreisen gemunkelt, dass die nächste Show seine letzte sein könnte. Nun steht ein Rückzug erstmals wirklich im Raum. Lagerfeld sei müde gewesen, hiess es bei der Pariser Fashion Week als Begründung von Chanel, warum am Ende Virginie Viard, die langjährige Studioleiterin, das letzte Model in Empfang nimmt.

An ein Ende seiner Arbeit als einer der wichtigsten Designer der Modebranche scheint Karl Lagerfeld aber nicht zu denken, ganz gleich wie wenig er noch im Rampenlicht zu sehen ist. Der Modezar denkt auch keineswegs daran, in naher Zukunft seine Memoiren zu schreiben. „Ich habe nicht das geringste Bedürfnis dazu, obwohl ich Angebote in Millionenhöhe bekomme“, erklärt der Modeschöpfer im Dezember 2017 im „Vogue“-Interview.

Seine berühmte Vorgängerin Coco Chanel erzählt ihr bewegtes Leben bereits deutlich früher einem Schriftsteller. 1946 im Alter von 63 Jahren finden ihre Gespräche mit dem französischen Autor Paul Morand (1888-1976) statt. Daraus entsteht die Biografie „Die Kunst, Chanel zu sein: Coco Chanel erzählt ihr Leben“.

Wer führt die Legende weiter?

Karl Lagerfeld scheint diese Kunst bis zur Vollendung verstanden und verinnerlicht zu haben. Er hat es wie die berühmte Französin geschafft – trotz grossem medialen Rampenlicht – eine Legende um sich herum zu erschaffen. Sein Alter wird auf 85 geschätzt, genau weiss man es allerdings nicht. Sollte er Chanel oder auch nur der Öffentlichkeit bald den Rücken zukehren, steht jedenfalls eines fest: „Die Legende überlebt ihr Objekt. Die Realität ist trist, daher wird man ihr die Phantasie, diesen schönen Parasiten, stets vorziehen“, um es mit Coco Chanels Worten zu sagen. „Möge meine Legende also ihren Weg gehen, ich wünsche ihr ein schönes und langes Leben!“

Was aber die Zukunft des Traditionsmodehauses angeht: Es wird schwer sein, einen ebenbürtigen Nachfolger für Karl Lagerfeld zu finden, der es wie er versteht, Coco Chanels Erbe und Legende fortzuführen und immer wieder neu zu interpretieren. Der Modezar selbst wird es wohl aller Wahrscheinlichkeit nach wie die berühmte und revolutionäre Modedesignerin halten: „Solange ich lebe, werde ich mich jedenfalls niemals zur Ruhe setzen“.

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