Annette Weber über Modesünden, Trends und Maschinengewehre

Wenn sich eine in Sachen Mode auskennt, dann ist es die ehemalige „InStyle“-Chefin Annette Weber. Im Interview sprach sie über aktuelle Modetrends und verriet, welches Kleidungsstück sie auch nach dreissig Jahren immer noch trägt.

Mode und Schreiben – das sind die zwei grossen Leidenschaften der ehemaligen „InStyle“-Chefredakteurin Annette Weber. Ihren Job beim Fashion-Magazin hing sie 2015 nach acht Jahren an den Nagel, mittlerweile betreibt sie mit der Influencerin Viktoria Rader die Seite „Glam-o-meter“ – ein „Hybrid aus Blog und Magazin“. Und jetzt ist Weber auch noch unter die Buch-Autoren gegangen!

In „My Style“ gibt sie Styling-Tipps für Frauen aller Altersgruppen, verrät, wie man sich mit kleinem Budget gut kleidet und gibt intime Einblicke in das (nicht immer) glamouröse Leben einer Chefredakteurin. Wir trafen Frau Weber bei einer Lesung in München und plauderte mit ihr über aktuelle Modetrends, ihr erstes Designerstück und entlockte ihr sogar, wofür sie zuletzt die Kreditkarte glühen liess.

In Ihrem neuen Buch teilen Sie Ihre Fashiongeheimnisse. An welchen Typ Frau sind diese gerichtet?

Annette Weber: An alle Frauen, die sich für Mode interessieren! Die können 18, 28 oder 80 sein – ich glaube nicht mehr an Altersgruppen.

Kann man guten Stil lernen?

Weber: Stil braucht Zeit. Es ist ein bisschen wie mit Rotwein: Der muss auch reifen, um gut zu werden. Man sollte sich Kunst anschauen, internationale Modemagazine durchblättern und wenn man sehr viel sieht, entwickelt sich ein guter Geschmack. Stil ist aber ehrlicherweise auch Talentsache, manche bekommen ihn quasi in die Wiege gelegt.

Pariserinnen gelten als schick, New Yorker Frauen als trendy. Sind Sie der Meinung, dass hierzulande Frauen Nachhilfe in Sachen Stil brauchen?

Weber: Die Frauen bei uns brauchen eigentlich gar keine Nachhilfe, aber sie sind oft unsicher und fragen ihren Ehemann oder Freund. Von diesem Urteil machen Frauen dann ihr Styling abhängig und da kann ich nur appellieren: Frauen werdet selbstbewusster!

Bedeutet das, man sollte auch keine Angst vor Modesünden haben?

Weber: Nein, es steht ja keiner mit einem Maschinengewehr hinter dir und erschiesst dich. Es passiert also nichts. Lieber Modesünden begehen und daraus lernen.

Haben Sie einen Look, an den sie zurückdenken und ihn schrecklich finden?

Weber: Nicht nur einen! Es gibt tausende Looks, die ich zutiefst bereut habe.

Was war ihr erstes Investmentpiece?

Weber: Mein erstes grosses Designerstück war ein schwarzer Rippstrickpullover von Yoji Yamamoto in den Neunziger-Jahren. Ich war damals junge Redakteurin bei der Elle und der Pulli hat ein Vermögen gekostet. Dafür ging ein ganzes Monatsgehalt drauf. Aber es ist dreissig Jahre her und ich trage ihn heute noch.

Was ist aktuell ihr liebster Modetrend und welcher Trend hängt Ihnen zum Hals raus?

Weber: Ich kann enge Jeans nicht mehr sehen. Die Branche braucht einfach frisches Denim. Was ich mag, sind die Siebziger-Jahre und krasse Muster, ausserdem steh ich gerade total auf Senfgelb.

Welche Teile muss man jetzt kaufen, um modisch durch den Herbst/Winter zu kommen?

Weber: Ich würden sagen einen Hosenrock. Dann auf jeden Fall etwas mit Teddyfell, vielleicht einen kuscheligen Mantel oder Schuhe. Oh, und natürlich eine Bluse mit dramatischen Ärmeln!

War das auch eines der letzten Teile, das sie zuletzt privat gekauft haben?

Weber: Hm, mal überlegen. Lustigerweise nein. Das letzte, was ich mir gekauft habe, ist eine Clutch-Bag von Balenciaga mit Lammfell.

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