Trachtenmode im Jahr 2018 kehrt „zurück zu den Wurzeln“

Alle München-Fans freuen sich derzeit auf die Wiesn. Die Dirndl und Lederhosen dürfen ab Samstag wieder aus dem Kleiderschrank geholt werden. Was ist im Jahr 2018 modisch auf der Bierzeltbank angesagt? Eine Trachten-Expertin verschafft uns einen Überblick.

Das Oktoberfest 2018 rückt immer näher, am Samstag wird die Wiesn endlich wieder ihre Tore öffnen. Welcher Dirndl-Trend ist in diesem Jahr besonders angesagt? Geht es nach Trachten-Expertin Julia Müller vom Trachtenlabel Fuchsdeifeswuid aus dem niederbayerischen Landshut liegt Frau mit einem Dirndl, das ihre persönliche Individualität am besten unterstreicht, genau richtig. Warum, erklärt sie im Interview.

Die Wiesn 2018 rückt immer näher. Wer noch kein Dirndl hat, ist beim Kauf oftmals überfordert. Was raten Sie der unerfahrenen Wiesn-Besucherin? Auf welche Trends sollte sie bei der Wahl ihres ersten Dirndls achten?

Julia Müller: Generell finde ich es immer sehr schwer bei etwas Beständigem wie Tracht von Trends zu sprechen und Pauschallösungen anzubieten. Natürlich sind Dirndl schon immer von der Mode beeinflusst und das ist auch gut so. Jedoch sollten Trends auch immer typgerecht ausgesucht werden. Nur kaufen, weil es angesagt ist, spricht nicht für Individualität und geht optisch auch oft schief. Nicht jede Farbe und jeder Schnitt ist für jeden Typ geeignet. Aber es gibt für jeden Typ etwas typgerechtes. Manchmal ist weniger mehr.

Welche Dirndl-Stoffe sind 2018 besonders angesagt?

Müller: Für mich persönlich sind aktuell interessante Materialmixe sehr angesagt. Verschiedene Stoffarten gut kombiniert, geben ein sehr stimmiges und spannendes Bild ab. Deshalb ist mein Favorit für 2018 auch mein Dirndl ‚München‘ aus Cord-Mieder und leichtem Baumwoll-Rock. Es ist einfach speziell und trotzdem nicht kitschig. Auch hochwertiges Leinen finde ich diese Saison sehr schön. Jacquard bleibt als Klassiker natürlich. Am allerwichtigsten ist natürlich immer die Stoffqualität.

Welche Dirndl-Farben sind 2018 echte Klassiker?

Müller: Farben sollten immer typgerecht ausgesucht werden. Klassiker beim Dirndl sind immer sanfte Töne wie zum Beispiel Grünnuancen, zarte Blautöne und so weiter. Zu grelle Farben wirken häufig billig.

Welche Dirndl-Blusen wird man auf der Wiesn 2018 besonders häufig sehen?

Müller: Beim Thema Blusen bleibt es weiterhin hochgeschlossen. Besonders zur Wiesn sind schmale Dreiviertel-Ärmel sehr angesagt. Natürlich klassisch weiss.

Der Trend geht in den letzten Jahren immer mehr zum hochgeschlossenen und wadenlangen Dirndl. Woher kommt das?

Müller: Mode verändert sich im Laufe der Zeit. Nach dem Heimatboom in den 60er Jahren, folgte ein Trachtentief in den 80-90er Jahren. Tracht war out, man ging in Jeans auf die Wiesn. Es folgte eine Zeit, in der die Dirndl sehr „sexy“ und kurz wurden. Wenn auch aus heutiger Sicht betrachtet teils fragwürdig, war dies vermutlich jedoch nötig, um die Tracht wieder für ein junges Publikum interessant zu machen. Die Leute wollten einfach nicht so verstaubt aussehen. Nach vielen Jahren Partydirndl sehnte man sich wieder mehr nach dem Authentischen besann sich zurück auf alte Werte. Die Dirndl wurden wieder länger, die Bluserl züchtiger, die Materialien klassischer.

Ich denke, das sind ganz konsequente Entwicklungen in der Mode, anders wäre es auch langweilig. Die Wadenlänge ist immer schon sehr schmeichelnd und angesagt. Beim Mini-Dirndl stimmen meist die Proportionen nicht mehr, da ein Dirndl ein zweigeteiltes Miedergewand ist und einen kurzen Leib besitzt. Der weit schwingende Rock verliert zudem an Gewicht, wenn er zu kurz ist, und steht dann am Po ab, dies trägt an den Hüften auf. Optisch wirkt es, als sei man aus dem Kinderkleid rausgewachsen. Ein wadenlanger Rock wirkt mehr ladylike. Ich habe hochgeschlossene Dirndl, schon lange bevor sie Trend wurden, geliebt.

Sie schmeicheln meiner Meinung nach jedoch vor allem Damen mit kleineren Konfektionsgrössen. Denn nicht jeder Figur-Typ wird vom Hochgeschlossenen gut betont. Kleine Frauen und solche mit eher weiblicheren Rundungen sollten vorsichtig sein, hochgeschlossene Dirndl wirken schnell gedrungen und verkürzen optisch den Hals.

Wie finden Sie diese Rückkehr zu „traditionelleren“ Dirndl-Designs?

Müller: Da ich mich schon seit vielen Jahren mit Vintage-Dirndl auseinandersetze, bin ich persönlich sehr froh darüber, dass man aktuell wieder mehr auf Tradition setzt.

Welche Accessoires und welchen Schmuck empfehlen Sie 2018 zum Dirndl?

Müller: Auch hier heisst es zurück zu den Wurzeln. Mit klassischem Trachtenschmuck, der geschickt kombiniert wird, ist man immer auf der richtigen Seite. Immer beliebter werden traditionelle Kropfketten, aus Gold und Silber und mit echten Perlen und Steinen. Besonders zu schlichten Blusen mit V-Ausschnitt sehen sie traumhaft aus.

Bei hochgeschlossen Dirndln sollte man jedoch auf Halsketten eher verzichten, sonst wirkt es schnell überladen. Hier setzt man lieber auf zarte Trachtenohrringe und Armreifen. Für das kleinere Budget gibt es auch Modeschmuck im klassischen Stil. Die Zeit von Schmuck in Brezenform und Co. ist jedoch definitiv abgelaufen. Klassische Broschen hingegen sind immer ein schöner Blickfang. Getragen als Eyecatcher an der Schürze oder am Ausschnitt. Auch beim Thema Tasche bleibt es traditionell. Trachtenkörbe sind stilvolle, zeitlose und auch praktische Begleiter.

Fortgeschrittene Wiesn-Gängerinnen greifen auch immer mehr zum Hut. Hier sollte man jedoch beachten, dass man auch der Typ dazu ist, denn nicht jeder hat ein „Hutgesicht“. Um nicht verkleidet auszusehen, sollte man beim Hut besonderen Wert auf Qualität legen und die Hutform sollte zum Gesicht passen. Elegant sind für Damen flache Hutformen mit geschwungener Krempe. Daher unbedingt in einem Fachgeschäft beraten lassen. Vor Onlinekäufen rate ich hier dringend ab. Aber generell: Finger weg von bunten Filzhüten mit riesigen Federn. Die Gratwanderung bei Hüten ist sehr schwierig.

Vorheriger ArtikelJessica Simpson mit süsser Baby-Überraschung!
Nächster ArtikelRudolph Moshammer: Modemacher, Schlitzohr und Muttersöhnchen