50 Jahre „Polizeiruf 110“: Skurrile Fakten über das Kultformat

Leutnant Grawe (Andreas Schmidt-Schaller

Quelle: MDR/DRA/Wolfram Zeuch

Der „Polizeiruf 110“ gehört zu den beliebtesten Krimireihen und feiert 2021 sein 50-jähriges Jubiläum. Sechs spannende Fakten über das Kultformat.

Am 27. Juni 1971 startete in der DDR ein Format, das längst Kultstatus erreicht hat: Der „Polizeiruf 110“ war als Gegenstück zum westdeutschen „Tatort“ gedacht und entwickelte sich schnell zum TV-Hit. Es ist eines der wenigen DDR-Formate, neben dem „Sandmännchen“, das sich nach der Wende im gesamtdeutschen Fernsehprogramm etablieren konnte. 2021 feiert der „Polizeiruf 110“ sein 50-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass: Sechs spannende Fakten über das Sonntagskrimiformat.

„Polizeiruf 110“: Wohnzimmermöbel im Mittelpunkt

Im „Polizeiruf 110“ standen zu DDR-Zeiten kleinere Verbrechen auf der Tagesordnung. Statt Mördern hinterherzujagen, ging es meist und Diebstahl, Einbruch oder Betrug. Damit sollte eine heile Welt suggeriert werden, in der es keine Kapitalverbrechen gibt. Ein Paradebeispiel dafür ist der „Polizeiruf 110: Die verschwundenen Lords“ aus dem Jahr 1974. Darin mussten die Polizisten den Diebstahl von Wohnzimmermöbeln aus einem Möbelgeschäft aufklären. Heute könnte man mit so einem Fall wohl kaum noch Krimifans vor die Bildschirme locken.

Bis heute sind die Fälle im „Polizeiruf 110“ in der Regel keine Actionkracher. Dagegen gehören Explosionen und wilde Schiessereien beim Hamburger „Tatort“-Kommissar Nick Tschiller (Til Schweiger, 57) fast schon zum Standard und der Wiesbadener „Tatort: Im Schmerz geboren“ (2014) hält mit rund 50 Todesopfern in 90 Minuten einen Rekord. In den Anfängen des „Polizeiruf 110“ stand zudem die polizeiliche Ermittlungsarbeit im Vordergrund. Was die Kommissare nach der Arbeit taten, blieb meist im Verborgenen.

Kein festes Ermittlerteam zu DDR-Zeiten

Während es heute feste Teams wie Kommissar Alexander Bukow (Charly Hübner, 48) – zumindest noch für einen letzten Fall im kommenden Jahr – und Profilerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau, 49) beim „Polizeiruf 110“ gibt, sah das in DDR-Zeiten anders aus. Zufällig wurden die Teams zusammengestellt, weshalb es in den insgesamt 391 Folgen (Jubiläumsfolge am 30. Mai inbegriffen) 120 Kommissare und Kommissarinnen gab.

Mit insgesamt 84 Fällen war Hauptmann Fuchs (Peter Borgelt, 1927-1994), der von 1971 bis 1991 ermittelte, am häufigsten im „Polizeiruf 110“ zu sehen. Gefolgt von Oberleutnant Hübner (Jürgen Frohriep, 1928-1993) der zwischen 1972 und 1991 in 64 Fällen zu sehen war. Herbert Schmücke (Jaecki Schwarz, 75) und Herbert Schneider (Wolfgang Winkler, 1943-2019) gingen nach der Wende (1996-2013) in Halle auf Verbrecherjagd und landen mit 50 Fällen auf dem dritten Platz.

Echte Kriminalfälle im „Polizeiruf 110“

Eine Besonderheit des „Polizeiruf 110“ zu DDR-Zeiten war der Umstand, dass viele Folgen auf echten Kriminalfällen beruhten. So beispielsweise auch „Der Kreuzworträtselfall“ aus dem Jahr 1988. Darin zeichnete Regisseur Thomas Jacob (78) mit den Ermittlern Thomas Grawe (Andreas Schmidt-Schaller, 75) und Günter Beck (Günter Naumann, 1925-2009) eines der bekanntesten Verbrechen der DDR-Geschichte nach.

Ein siebenjähriger Junge verschwand in Halle-Neustadt spurlos. Später wurde seine Leiche in einem Koffer gefunden – darin waren auch alte Zeitungen mit ausgefüllten Kreuzworträtseln. Durch die Auswertung von über 500.000 Schriftproben konnten die Kommissare den Täter schliesslich überführen. Bis heute gehört die „Polizeiruf 110“-Folge zu den bekanntesten in der Geschichte des Formats. Bis 24. Juni ist der „Polizeiruf 110: Der Kreuzworträtselfall“ in der ARD-Mediathek verfügbar.

Das kostet eine Sonntagskrimifolge

Pro Jahr laufen 43 bis 48 neue „Tatort“- und „Polizeiruf 110“-Folgen am Sonntagabend im Ersten. Wie der öffentlich-rechtliche Sender 2019 bekanntgab, liegt bei einem 90-minütigen Krimi der durchschnittliche Minutenpreis bei 18.500 Euro brutto. Das bedeutet: Pro Fall werden knapp 1,7 Millionen Euro fällig.

Ein „Tatort“-Kommissar im „Polizeiruf 110“

Til Schweiger (57) schlüpft seit 2013 im „Tatort“ regelmässig in die Rolle des Hamburger Kommissars Nick Tschiller. Doch auch für einen „Polizeiruf 110“ stand der Schauspieler schon vor der Kamera. Im Fall „Schwelbrand“ verkörperte er 1995 Kommissar Martin Markwardt, der im Laufe des Films selbst zum Täter wird.

Besonderes Geschenk zum 50-jährigen Jubiläum

Zum 50-jährigen „Polizeiruf 110“-Jubiläum bringt das Bundesministerium der Finanzen eine Sonderbriefmarke in der Serie „Deutsche Fernsehlegenden“ heraus. Darauf ist eine Szene aus dem Vorspann zu sehen. Damit soll die lange Laufzeit des Formats, die besondere Geschichte und die grosse Beliebtheit gewürdigt werden. Die 95-Cent-Briefmarke ist ab dem 2. November in der Deutschen Post AG erhältlich.

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums wird am 30. Mai (20:15 Uhr, das Erste) der „Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande“ mit dem neuen Ermittlerteam Henry Koitzsch (Peter Kurth, 64) und Michael Lehmann (Peter Schneider, 46) aus Halle gezeigt.

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