Heribert Fassbender wird 80: So prägte „Mr. Sportschau“ den Fussball

Heribert Faßbender genießt heute seinen Ruhestand.

Quelle: imago images/Eventpress

Heribert Fassbender prägte als Bundesliga-Reporter der ersten Stunde, Kommentator und später als „Sportschau“-Moderator eine ganze Generation an Sportjournalisten. Kritiker störten sich bisweilen an seiner resoluten Art. Seine Fans hat er jedoch bis heute auf seiner Seite.

Heribert Fassbender feiert am 30. Mai seinen 80. Geburtstag. Als Bundesliga-Reporter der ersten Stunde sahen Kollegen oft zu ihm auf, Bücher wie „So werde ich Heribert Fassbender. Grund- und Aufbauwortschatz Fussballreportage“ (1996) zeugen davon. Vor dem Mikrofon als Kommentator, aber auch vor der Kamera als „Mr. Sportschau“ prägte er lange Zeit den deutschen Sportjournalismus – stets mit dem Wissen, auch auf Widerstand treffen zu können.

Besondere Premiere in der Fussball-Welt

Heribert Fassbender kam 1941 im nordrhein-westfälischen Ratingen zur Welt und wuchs dort auf. In München und Köln studierte er Rechtswissenschaften und arbeitete bereits als Student für den Hörfunk. So konnte Fassbender eine besondere Premiere miterleben: Ab 1963 kommentierte er für den WDR Spiele der neu gegründeten Fussball-Bundesliga. Auch für Tennis, Eishockey oder Reiten sass er hinter dem Mikrofon. Bis heute schwärmt Fassbender von dieser sportlichen Zeit, in der man „viel näher dran war an den Athleten“, wie er der „Berliner Morgenpost“ 2016 erklärte.

Das schönste Fussballspiel für Fassbender war das 7:1 von Borussia Mönchengladbach gegen Inter Mailand 1971 im Europapokal, wie er im selben Interview verriet. Das Wichtigste sei aber das Finale der Fussball-Weltmeisterschaft 1974 gewesen. Nur 2,2 Sekunden benötigte er beim Spiel für seine Beschreibung des 2:1 der BRD gegen die Niederlande. Manch skurrile oder kritische Sprüche kamen ihm als der am schnellsten sprechende deutsche Sportreporter (Studie von 2006) gerne über die Lippen, damit eckte er zuweilen an. „Schickt den Mann in die Pampa!“, echauffierte er sich beispielsweise 1990, als er im WM-Achtelfinale zwischen Holland und Deutschland mit dem argentinischen Schiedsrichter unzufrieden war. Aus der Ruhe bringen liess er sich von der Kritik jedoch nicht. „Live ist live, das ist Reiz und Risiko“, erklärte er dazu im Interview mit der „Westdeutschen Zeitung“.

Erfahrungen abseits von Hörfunk und Sport

Es sollte nicht bei seinen Einsätzen für den Hörfunk bleiben. Von 1979 bis 1982 war Fassbender, der das erste juristische Staatsexamen absolvierte, Leiter des WDR-Fernseh-Landesstudios in Düsseldorf und moderierte die landespolitische Sendung „Blickpunkt Düsseldorf“. Auch als Moderator der Unterhaltungssendung „Spiel ohne Grenzen“ trat er vor die Kamera. Dem Sport blieb er jedoch am meisten verbunden.

Im August 1982 folgte er auf Ernst Huberty (94) als Sportchef des WDR und Leiter und Moderator der ARD-„Sportschau“. 20 Jahre blieb er letzterer treu und wurde als „Mr. Sportschau“ und mit seiner TV-Begrüssung „’n Abend allerseits“ („Guten Abend allerseits“) eine feste Grösse. Am 30. September 2006 läutete er seinen Ruhestand ein. Seinen letzten Einsatz als Kommentator hatte er bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele in Athen 2004. Seinen Rückzug als Kommentator hatte er bereits 2002 nach einer umstrittenen Übertragung des WM-Spiels Deutschland gegen Paraguay angekündigt. Sein Arbeitgeber hielt damals zu ihm: „Nobody is perfect“, sagte ARD-Sprecher Rüdiger Oppers, „die Zahl seiner Fans ist grösser als die seiner Kritiker.“ Insgesamt berichtete Fassbender als Reporter über acht Fussball-Weltmeisterschaften, neun Fussball-Europameisterschaften und neun Olympische Spiele.

Fassbender: „43 Jahre sind genug“

Der Abschied fiel ihm nicht schwer. „43 Jahre vor Mikrofon und Kamera sind genug“, sagte er der „Berliner Morgenpost“. „Da musste ich mir nichts mehr beweisen.“ Seinen Platz in der ewigen Ruhmeshalle der deutschen Sportreporter hat er schliesslich sicher. Als Präsident des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten und im Kuratorium der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen setzte er sich lange für seine Zunft und seine Leidenschaft ein. Auf die Meinung und das Expertenwissen des Pensionärs, der heute in Leverkusen lebt, setzen seine medialen Kollegen oft heute noch – und so manch einer wünscht ihn sich als Kommentator wieder herbei: „Denn der gute Heribert war immer für ein verbales Zuckerstückchen gut.“

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