Olympia-Ruinen von Sarajevo: Wenn Sportstätten zum Sperrgebiet werden

Kaum noch als solche zu erkennen: Die Bobbahn am Trebević.

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Was kommt nach dem olympischen Glanz, wenn die Spiele vorbei sind? Im Fall von Sarajevo war es der Bosnienkrieg. Bis heute hat er der Spielstätte seinen Stempel aufgedrückt.

Bei Olympia wird Geschichte geschrieben: Rekorde fallen, Freudentränen fliessen und Millionen Zuschauer fiebern live vor Ort oder per TV und Stream mit. Bis es soweit ist, gibt es allerhand zu tun, das hinter den Kulissen stattfindet. Bis besagte Kulissen in Form von Stadien, Wettkampfstätten und Wohnblöcken stehen, fliessen hohe Beträge. Ist der letzte Wettkampf ausgetragen, verblassen Glanz und Gloria schnell. Was bleibt sind Betonsünden, die – aus diversen Gründen – oft zu Ruinen verfallen, wie die Sportanlagen von Sarajevo. 

1984 kamen die Olympischen Winterspiele nach Sarajevo. Zuvor hatte man andere Bewerber wie das japanische Sapporo oder das schwedische Göteborg als Austragungsorte ausgestochen und die Spiele ins damalige Jugoslawien geholt. Der kommunistisch geführte Staat putzte sich buchstäblich für seine Besucher heraus. Reinigungskolonnen zogen durch die Stadt und überall leuchteten Werbetafeln mit Angeboten für Ananas, Bananen und Kaffee – alles Waren, die es üblicherweise dort nicht zu kaufen gab.

Bosnienkrieg hinterlässt seine Spuren

Neben der Verpflegung der Athleten aus 49 Nationen mussten für eben jene auch die olympischen Anlagen errichtet werden. Von der Grossschanze für die Skispringer und der Bobbahn für die Piloten am Trebević war wenige Jahre später nicht mehr viel übrig: Der Krieg war über das Land hereingebrochen und die meisten Sportstätten wurden zerstört. Noch heute ist es gefährlich, sich dort aufzuhalten.

1992 war der Streit um die Unabhängigkeit Bosniens vom Mutterstaat Jugoslawien eskaliert. Sarajevo wurde zur belagerten Stadt, die Olympiaanlagen, in denen DDR-Sportler wie Kati Witt (55, Eiskunstlauf) oder Wolfgang Hoppe (63, Bob) Triumphe feierten, zu Lagerhallen, Schützengräben und Begräbnisstätten. Die gefährlichen Überbleibsel aus dieser Zeit, wie Minen, machen viele Orte nach wie vor zum Sperrgebiet. Zwar wurden einige Gebäude wieder aufgebaut und neu genutzt, zum Beispiel die Zetra-Arena (heute: Olympiahalle Juan Antonio Samaranch), doch vom olympischen Glanz ist nicht mehr viel zu sehen.

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