Hilfe in finanzieller Not: Pfandleihe boomt während der Corona-Krise

Wer sein Auto zu Geld macht

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Die Corona-Krise erzeugt bei manchen Menschen hohen finanziellen Druck. Neue Pfandleih-Modelle können bei der Überbrückung helfen.

In den meisten Fällen, in denen Menschen in eine finanzielle Schieflage geraten, können sie selbst wenig dafür: Kunden von Handwerksbetrieben sind in Zahlungsverzug; Rechnungen können wegen Kurzarbeit nicht mehr beglichen werden; oder kurzfristige unvorhergesehene Ausgaben erfordern Improvisation in Sachen Finanzen. Pfandleihhäuser boomen deshalb in der Pandemie – auch dank neuer Konzepte, die sich am praktischen Nutzen für die Kunden orientieren.

Von der Silberkette bis zum Bus

Das klassische Modell des Pfandkredits ist der Pfandleiher vor Ort: Wertgegenstände wie Schmuck, das Handy oder das Fahrrad werden dem Pfandleiher übergeben, der einen bestimmten Betrag dafür auf den Tisch legt. Je nach Modalität haben Kunden dann einen gewissen Zeitraum zur Verfügung, in dem sie den Gegenstand wieder auslösen können. In der Regel sind das drei Monate. Damit alle zum nächsten Pfandleihhaus finden, gibt es im Internet Angebote wie die Suchmaschine „1.001 Pfandleihhäuser“. Das deutschlandweite Angebot wird hier nach Städten und Bundesländern aufgeschlüsselt.

Auch Autos sind eine beliebte Pfandleihe. Je nach Zustand des Fahrzeugs kommen Kunden mit ihnen schnell und unkompliziert an Liquidität. Weil ein verpfändetes Auto normalerweise aber nur herumsteht, hat sich unter anderem der Anbieter Pfando einen Kniff namens „Cash & Drive“ überlegt. Das Kfz-Pfandleihhaus kauft PKW, LKW und Motorräder an, zahlt die entsprechende Summe aus – und vermietet das Fahrzeug anschliessend wieder an den Kunden. Der kann den Wagen oder das Zweirad also weiterfahren – ohne es wie bei der klassischen Pfandleihe abstellen zu müssen.

Nicht nur Alltagsgegenstände oder das klassische Auto akzeptieren Pfandleihhäuser: Viele bieten ihre Services auch für Boote, Busse, Traktoren oder Transporter an. Jeweils mit der Option, das Fahrzeug im Anschluss zu mieten und weiterzufahren.

Kurz- oder längerfristige Liquidität

Ein ganz ähnliches Modell, wenn auch nicht für die kurzfristige Finanzierungslücke, gibt es mittlerweile sogar für noch grössere Wertgegenstände: Immobilien. Je nach Geldbedarf können Hauseigentümer zum Beispiel 20 oder 40 Prozent ihres Hauses verkaufen, den Rest behalten sie selbst. Aber: Für den verkauften Teil wird – analog zum Auto-Modell – natürlich eine Miete fällig, und die Instandhaltungskosten liegen ebenfalls beim Eigentümer.

Je nachdem, wie lange und wie viel Geld benötigt wird, sollten Verbraucher also auch darüber nachdenken, ob nicht ein simpler Kredit – für Hauseigentümer auf Basis einer Hypothek – nicht einfacher wäre. Schliesslich liegt der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Jahren bei 0 Prozent – entsprechend niedrig sind auch die Spar-, Hypotheken- und Kreditzinsen. Was Sparer ärgert, freut jeden, der sich Geld bei der Bank leihen muss oder möchte.

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