Trennungs-Saison: Enden im März wirklich mehr Beziehungen?

Gehen im März mehr Beziehungen in die Brüche?

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Im März beginnt der Frühling, es ist eine Zeit des Aufbruchs und der Neuanfänge. Gehen in diesem Monat deshalb auch so viele Beziehungen in die Brüche? Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg gibt im Interview Antworten.

Die Temperaturen steigen, die Sonne zeigt sich immer öfter am Himmel und die Kleidung wird knapper. Der Einzug des Frühlings hat einen grossen Einfluss auf unsere Stimmung – und auch unsere Beziehungen. Während besseres Wetter bei den einen für Frühlingsgefühle sorgen kann, scheint der Frühlingsmonat März für andere ein beliebter Trennungszeitpunkt zu sein. Aber stimmt das wirklich? Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg gibt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news Antworten und Tipps für diejenigen, die kurz vor einer Trennung stehen.

Sylvie Meis, Victoria Swarovski, Avril Lavigne: Nur ein paar Beispiele für Prominente, die sich dieses Jahr schon getrennt haben. Generell hat man das Gefühl, dass sich im Frühjahr mehr Paare trennen. Ist das wirklich so?

Wieland Stolzenburg: In Deutschland trennen sich die meisten Paare im Durchschnitt rund um Weihnachten und Neujahr. Auch nach den grossen Schulferien kommt es überdurchschnittlich zu vielen Beziehungsbrüchen. Die Jahreszeit kann ein Einflussfaktor von vielen sein, spielt meiner Erfahrung nach jedoch keine entscheidende Rolle. Zudem sind die Ursachen bei Trennungen sehr vielfältig und selten auf einen einzelnen Faktor zurückzuführen.

Darüber hinaus trennen sich die wenigsten Menschen impulsiv von einem auf den anderen Tag. Häufig gibt es einen jahrelangen inneren Prozess, bis sich Menschen trennen – oder der Versuch beider Partner, die Beziehung zu retten. Auch bei Prominenten kann die Trennung bereits vor längerer Zeit geschehen und ist jetzt erst im Frühjahr an die Öffentlichkeit gelangt.

Der Frühling gibt vielen ein Gefühl, einen Neustart wagen zu wollen. Welchen Einfluss hat das auf Beziehungen?

Stolzenburg: Wenn es wieder wärmer wird, die Menschen wieder mehr rausgehen und die Stimmung steigt, kann das Beziehungen beeinflussen – häufig zum Guten. Denn wenn das Leben wieder leichter und fröhlicher wird, steigt in der Regel die Laune bei beiden Partnern, mit einem positiven Einfluss auf die Beziehung und das Miteinander.

Wenn Menschen innerlich jedoch schon mit der Beziehung abgeschlossen haben, kann das bessere Wetter im Frühjahr auch den letzten Anstoss zu einer Trennung geben. Weil wieder mehr los ist im Leben, die Menschen aktiver werden und man sich vielleicht weniger einsam fühlt bei dem Gedanken, bald alleine zu sein. Doch ausschliesslich aufgrund des besseren Wetters trennt sich niemand, wenn ist es ein kleiner unterstützender Faktor.

Woran erkennt man, ob die Beziehung wirklich kurz davor ist, zu scheitern, oder ob es sich lohnt, zu kämpfen?

Stolzenburg: Einen Grossteil aller Beziehungskrisen können Paare überwinden. Doch dazu benötigt man beide Partner: Beide müssen Verantwortung übernehmen, beide müssen bereit sein, etwas zur Veränderung beizutragen und dazu Motivation, Offenheit und Ehrlichkeit besitzen. Wenn nur einer der beiden dazu bereit ist, gibt es meist keinen Weg, die Beziehung zu retten.

Wie kann man eine zu scheitern drohende Beziehung retten?

Stolzenburg: Wenn beide bereit sind, ihren Anteil vom Veränderungsprozess beizutragen, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel eine Paartherapie zu machen, gemeinem einen Beziehungsratgeber zu lesen und zu bearbeiten oder einen Workshop für Paare zu besuchen.

Und natürlich helfen dabei eine gute Gesprächskultur und der gemeinsame Austausch über die Herausforderungen in der Partnerschaft. Sich für die Gefühle, Erlebnisse und Wünsche des Partners zu interessieren ist alleine schon sehr viel wert. Wenn wir uns gesehen und verstanden fühlen, hat das immer einen positiven Einfluss auf uns und unsere Haltung unserem Partner gegenüber.

Das Problematischste ist, wenn beide darauf warten, dass sich der andere endlich verändert. Wenn beide diese Haltung haben, wird nicht viel passieren. Wenn beide jedoch selbst aktiv werden und aufhören auf den anderen zu warten, lassen sich viele Beziehungskrisen überwinden.

Nach einer Trennung laden sich viele erstmal Dating-Apps runter. Was würden Sie Neu-Singles raten, die nach einer Beziehung wieder in die Online-Dating-Welt zurückkehren?

Stolzenburg: Mein Rat wäre: Lass dir Zeit mit dem Daten, wenn du noch emotional in einer Trennung steckst. Klar kann ein Flirt helfen, für Momente raus aus dem Schmerz zu kommen. Aber das sollte nicht die einzige Strategie sein, um die Trennung zu verarbeiten. Eine neue Beziehung sollte demzufolge nie dazu da sein, den eigenen Trennungsschmerz zu heilen. Sinnvoll ist es, sich mit dem Schmerz auseinanderzusetzen, das erleichtert die langfristige und nachhaltige Heilung des Trennungsschmerzes.

Wenn die Trennung eine Weile her ist, und man wieder anfängt, Menschen kennenzulernen, sollte man sich möglichst wenig Druck machen: Weder sofort den Traummann oder die Traumfrau zu erwarten, noch die Erwartung an sich, dass man sofort selbstbewusst und entspannt andere Menschen datet. Nach einer Beziehung ist der gesamte Rating-Prozess etwas Neues und man sollte liebevoll mit sich selbst umgehen.

Wie viel Zeit sollte zwischen einer Trennung und einer neuen ernsthafteren Beziehung vergehen? Woher weiss man, wann man bereit für einen neuen Partner ist?

Stolzenburg: Grundlegend sollte man die letzte Beziehung wirklich abgeschlossen haben und mehr oder weniger in Frieden darauf zurückblicken können. Einer der besten Massstäbe dafür ist der folgende: Wäre es für mich in Ordnung, wenn ich meinen Ex-Partner mit einer neuen Liebe sehen würde oder wäre das sehr schmerzhaft? Im letzten Fall ist man wohl noch nicht wirklich frei und damit in den meisten Fällen wirklich bereit für etwas Neues.

Die Zeitspanne ist für jeden Menschen individuell, bei manchen ist es nach Wochen, bei anderen nach einem Jahr. Letztendlich zeigt uns das Leben meist, ob wir bereit sind – denn dann treffen wir jemand, mit dem etwas Schönes und Verbindliches entstehen könnte.

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