Neue TV-Serie „Hunters“: Scharfe Kritik von der Gedenkstätte Auschwitz

Die neue Amazon-Serie „Hunters“ mit Al Pacino wird kurz nach der Veröffentlichung scharf kritisiert – von der Gedenkstätte Auschwitz.

Die Szene ist nur schwer erträglich. In einem Waldstück im Aussenbereich des KZs Auschwitz haben die Nazis ein riesiges, begehbares Schachfeld anlegen lassen. Auf den einzelnen Feldern stehen lebende Figuren – KZ-Häftlinge, mit Rasiermessern in den Händen. Ein NS-Sadist in SS-Uniform spielt gegen einen jüdischen Gefangenen. Immer wenn eine Figur vorrückt, muss sie der, deren Platz sie einnimmt, die Kehle durchschneiden…

So schildert die neue Amazon-Serie „Hunters“ unter anderem die Gräuel des Holocausts. Doch dieses entsetzliche Schachspiel hat in der Realität nie stattgefunden, es ist eine Erfindung des amerikanischen Serienschöpfers David Weil. Die Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz hat die sadistische Darstellung in „Hunters“ scharf kritisiert.

„Eine gefährliche Dummheit und Karikatur“

„Auschwitz war, wie es die Überlebenden dokumentierten, ein Ort schrecklicher Qualen und des Leids. Ein fiktives menschliches Schachspiel für ‚Hunters‘ zu erfinden ist nicht nur eine gefährliche Dummheit und Karikatur. Es öffnet Tür und Tor für zukünftige Leugner. Wir ehren die Opfer, indem wir bei den Fakten präzise bleiben“, schreiben entsetzte Vertreter der Gedenkstätte auf Twitter.

Karen Pollock, die Chefin des Holocaust Educational Trust, kritisiert, dass durch solche erfundenen Darstellungen von Folter und Sadismus die Serie den Charakter einer „lockeren Unterhaltung“ bekomme. „Wir haben eine echte Verantwortung, die Wahrheit des Holocaust zu bewahren“.

Serienschöpfer David Weil schreibt in seiner Stellungnahme via „Variety“, dass „‚Hunters‘ keine Dokumentation“ sei „und das auch niemals hätte sein sollen“. Er verteidigt die Szene, bei der die lebendigen Schachfiguren dem Spielverlauf entsprechend getötet werden. Es sei ihm „wichtig“ vorgekommen, weil diese Szene einer Weisswaschung der Nazis entgegenwirke, „indem sie die extremste – und gegenständlich wahrheitsgemässe – Ausprägung des Sadismus und der Gewalt darstelle, die von den Nazis an Juden und anderen Opfern verübt wurde.“

Weitere Kritikpunkte

Eine andere Szene aus „Hunters“ ist von ähnlicher Grausamkeit. Ein SS-Offizier des KZs Buchenwald überträgt einmal in der Woche über Lautsprecher aus einer Baracke den Gesang mehrere Häftlinge. Man suche den besten Sänger, heisst es. Nach dem Motto: Buchenwald sucht den Superstar. Alle Insassen müssen mitanhören, wie der Chorleiter jeden Sänger beurteilt – und dann erschiesst, bis nur noch einer übrig bleibt…

So gipfelt das kreative Potenzial der Serie in einem beispiellosen Zynismus. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt über „Hunters“ unter anderem: „Es sollte misstrauisch machen, wenn Josef Mengele, der Todesarzt aus Auschwitz, als nicht grausam genug gilt. Serienschöpfer und Autor David Weil jedenfalls sah sich dazu herausgefordert, einen Lagerarzt namens Oskar Hauptman zu erfinden, ’so sadistisch, dass sogar Mengele erzitterte‘.“

Und der „Spiegel“ urteilt: „Egal, wie gross die Star-Power der Amazon-Serie ‚Hunters‘ ist: Auf geschmacklosere Weise ist der Holocaust noch nie zu Unterhaltungsware verwurstet worden […] Dieser lapidare Umgang der Serie mit einem der grössten Verbrechen der Menschheitsgeschichte ist fahrlässig.“

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