„Die Känguru-Chroniken“: Dimitrij Schaad als Schluffi-Kleinkünstler

Dimitrij Schaad spielt den Kleinkünstler Marc-Uwe in der „Känguru-Chroniken“-Verfilmung. Wie er sich gemeinsam mit dem Schöpfer des Beuteltiers auf seine Rolle vorbereitet und welche Wünsche er für eine mögliche Fortsetzung hat, erzählt der Schauspieler im Interview.

Mit der gleichnamigen Verfilmung des Buches und Hörbuches „Die Känguru-Chroniken“ (2009) von Autor Marc-Uwe Kling (geb. 1982) entert am heutigen Donnerstag (5.3.) nicht nur ein echtes Kultwerk die Kinosäle. Auch Hauptdarsteller Dimitrij Schaad (34) dürfte bislang nur eingefleischten Theaterfans bekannt gewesen sein.

Der in Kasachstan geborene, vielfach ausgezeichnete, deutsche Schauspieler, Autor und Dozent der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin spielt in der Kinosatire von Regisseur Dani Levy (62, „Alles auf Zucker!“) den friedlichen und liebenswerten Kleinkünstler Marc-Uwe, der mit einem egoistischen Anarcho-Känguru in einer Berliner WG lebt.

Und Dimitrij Schaad muss tatsächlich ein ziemlich guter Schauspieler sein, denn im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news ist von dem phlegmatischen Film-Marc-Uwe nichts mehr zu spüren, stattdessen entpuppt er sich als unterhaltsamer Interviewpartner.

Kannten Sie die „Känguru-Chroniken“ vor den Dreharbeiten?

Dimitrij Schaad: Ich habe vor der Castingeinladung von den Chroniken gehört, gehörte aber leider zu den Millionen Menschen, die das traurige Schicksal erleiden, noch keine Verbindung mit dem Känguru zu haben. Um diese Volkskrankheit zu heilen, wurde ja letzten Endes dieser Film auch gemacht.

Wie lange haben Sie mit der Zusage gezögert und warum?

Schaad: Als Marc-Uwe Kling mich angerufen hat, um mir zu sagen, dass ich die Rolle spielen kann, hatte ich bereits jede Hoffnung verloren, dass ich für so etwas Grosses ausgewählt werden würde. Der Castingprozess hat zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Monate gedauert – da wäre ich bescheuert gewesen, auch nur eine weitere Sekunde mit Zögern zu verplempern.

Wie wichtig war die Einbindung des realen Marc-Uwe Kling als Drehbuchautor und Co-Produzent bei dem Filmprojekt?

Schaad: Sowohl für mich als auch für das Projekt unwahrscheinlich wichtig. Dani Levy und sein Team haben natürlich kreative Freiheiten in ihren Verantwortungsbereichen gehabt, aber zu wissen, dass im Zweifelsfall Marc-Uwe als Creative Producer ein entscheidendes Mitspracherecht hat, war sehr beruhigend für mich. Niemand kennt den Stoff ja besser als der Schöpfer selbst.

Haben Sie sich zur Vorbereitung mit ihm getroffen? Und wenn ja, was hat Sie am meisten überrascht?

Schaad: Da habe ich sogar mehrfach. Er hat mich im Theater besucht, ich ihn auf seinen Lesungen, wir haben viel gesprochen, telefoniert. Und waren auch mal angeln. Am meisten überrascht hat mich, dass er ein herausragendes Talent im Schnitzen von Seifenskulpturen hat, von dem die Welt tragischerweise noch nichts weiss.

Wie sympathisch ist Ihnen Ihre Rolle des etwas phlegmatischen, ziemlich friedfertigen und sehr gebildeten „Kleinkünstlers“?

Schaad: Es war schon eine gewisse Herausforderung. Träge und passive Figuren laufen ja Gefahr, nicht wirklich Empathie beim Zuschauer auszulösen. In der Literatur funktionieren reflektive und zurückgenommene Figuren fast besser als zu aktive. Im Film braucht es Bögen, Ziele und Sehnsüchte. Ich hoffe, ich habe das der Figur geben können und sie würdig auf die Leinwand gewuppt.

Was verbindet Sie beide? Wie viel Dimitrij Schaad steckt in der Rolle?

Schaad: Uns verbindet das grundsätzliche Bedürfnis nach viel Ruhe sowie das „awkwarde“ Verhalten [in Anlehnung an die US-Dramedy-Serie „Akward“, Red.] und die enorme Verunsicherung bei Annäherungen an potenzielle Liebespartner.

Wie gefällt Ihnen sein Styling?

Schaad: Weder hatte ich noch werde ich jemals wieder so unglaublich bequeme Klamotten für einen Film haben. Es sei denn natürlich, die Fortsetzung kommt…

Sie leben auch als Künstler in Berlin. Wie schwer ist es, früh aufzustehen, einen strukturierten Alltag zu haben etc.?

Schaad: Berlin kann da schon ein ganz schöner Sumpf sein und einen einlullen. Vielleicht sind andere Städte da leichter, weil weniger aufregend und ablenkend. Aber ich glaube, dass es für kunstschaffende von Toronto bis Timbuktu absolut oberste Priorität ist, eine eigene Struktur und Disziplin aufzubauen. Wenn man einen gewissen Anspruch an sein Tun hat und sein Leben damit bestreiten möchte, führt überhaupt kein Weg daran vorbei.

Wie sympathisch ist Ihnen das Känguru? Und was halten Sie von seinen Parolen?

Schaad: Ich würde es gerne an dieser Stelle paraphrasieren und sagen: Sympathisch, unsympathisch. Das sind doch bürgerliche Kategorien. Seine Parolen finde ich inspirierend, alltagstauglich und zukunftsweisend.

Wie war es, mit dem Känguru zu spielen?

Schaad: Um ein Schlagwort von vorhin aufzugreifen: Ich bin ehrlich gesagt diszipliniertere Spielpartner gewohnt. Und seine Sucht nach Hüpfburgen ist einfach ein Problem, das nicht mehr geleugnet werden darf.

Wie gross war Ihre Sorge, dass diese Buchadaption albern wird und damit schiefgeht?

Schaad: Ich war da ziemlich frei von Sorgen, wenn ich ehrlich bin. X Filme ist eine Produktionsfirma mit einzigartiger Reputation, Dani Levy ein erfahrener und mit allen erdenklichen Preisen ausgezeichneter Regisseur, Marc-Uwe Kling ein wahnsinnig integrer und kluger Autor, der genau weiss, was er will und Trixter die beste Firma, die man für die Animationen gewinnen konnte. Da hätte es höchstens an mir scheitern können, aber das haben oben Genannte verhindert.

Wie geht es mit dem „Känguru“ weiter? Wird als nächstes „Das Känguru-Manifest“ verfilmt?

Schaad: Also, wenn, dann hoffe ich, dass es mir nicht so geht wie Jared Leto und meine Rolle [„Joker“, Red.] an Joaquin Phoenix weiterwandert, die er dann Bombe geil spielt und ich gezwungen bin, mich sehr doll zu schämen…

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