Nicolas Cage: Sein steter Abstieg vom Oscargewinner zum B-Movie-Star

Mit „Die Farbe aus dem All“ unterstreicht Nicolas Cage seinen Abschied vom Mainstream-Kino. Den Spass an seiner Profession scheint ihm das aber nicht genommen zu haben, im Gegenteil.

Fast 25 Jahre liegen zwischen dem Kinostart von Nicolas Cages (56) neuesten Film „Die Farbe aus dem All“ (ab 5. März) und dem bis dato grössten Erfolg des Schauspielers. Wer den Namen Cage nur mit seinem Schaffen der vergangenen Jahre in Verbindung setzt, wäre wohl bereit, eine stattliche Summe Geld dagegen zu wetten, dass der Typ aus „Ghost Rider“, „Drive Angry“ oder „Wicker Man“ 1996 den Oscar als „Bester Hauptdarsteller“ gewann. Mehr noch, ihn unter anderem Anthony Hopkins (82) und Sean Penn (59) vor der Nase weggeschnappte.

Der Mann für einfach alles

Zuletzt bestimmte Quantität statt Qualität seinen Alltag. Alleine von 2017 bis 2019 hat Cage in unglaublichen 16 Produktionen mitgewirkt, ins Kino schafften es davon die wenigsten. Nun könnte sein Abstieg vom Oscarpreisträger zu „Mister B-Movie“ mit Mitleid bedacht werden, keine Frage. Das würde aber nur einen Teil der Geschichte abbilden.

Denn eines kann Herrn Cage nicht abgesprochen werden: Ob er nun im Bärenkostüm einer Fanatikerin voll auf die Zwölf drischt („Wicker Man“), oder sich im Rache-Horror „Mandy“ durch seine Gegner splattert – er tut dies mit derselben Inbrunst, mit der er einst in seinem Meisterstück „Leaving Las Vegas“ den lebensmüden Alkoholiker verkörperte. Der Spass an seiner Arbeit ist ihm nicht abhanden gekommen, das ist überdeutlich.

Held der Sparte

Die Aufmerksamkeit, das Publikum und damit einhergehend auch die Gagen für Cage mögen kleiner geworden sein. Immer wieder heimst er aber dennoch gutes Feedback für sein Schauspiel in der Sparte ein. „Mandy“ von 2018 etwa bekam ausgesprochen gutes Kritiker-Echo, auch sein neuester Streich „Die Farbe aus dem All“, der auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von H. P. Lovecraft basiert, kam beim US-Publikum gut an.

Cage sei im Film, in dem ein Meteorit in seinen Vorgarten einschlägt und fortan das Leben seiner Familie in kunterbunten Horror versetzt, „voll in seinem Element“. Das kann als Grundtenor der Zuschauerstimmen herausgefiltert werden. Vielleicht ist er inzwischen einfach nur dort angekommen, wo es ihn latent schon immer hinzog – ins herrlich überdrehte, an keine Konventionen gefesselte Nischenkino. Qualitäten also, die mit seinem zuweilen manischen Minenspiel bestens harmonieren.

Denn ein Stück weit, das gerät leicht in Vergessenheit, stand Cage auch in seiner Blütezeit für Trash. Michael-Bay-Hochglanz-Trash zwar, aber mit „The Rock – Fels der Entscheidung“, „Im Körper des Feindes“ oder besonders in „Con Air“ als freundlicher Knacki mit lichter Langhaarfrisur, tobte er sich nicht unbedingt tiefgründiger als heutzutage aus.

Eigentlich bleiben bei Cages B-Movie-Ruhm nur diejenigen auf der Strecke, die sich einst in seine treuherzigen Augen als Engel Seth in „Stadt der Engel“ (1998) verliebten. Das Romantik-Genre hat er seither förmlich gemieden wie der Teufel das Weihwasser und ist – bitte um Verzeihung, Herr Cage – inzwischen wohl auch nicht mehr in der nötigen Verfassung, um göttliche Schönheit zu mimen.

Vorheriger Artikel„Die Känguru-Chroniken“: Dimitrij Schaad als Schluffi-Kleinkünstler
Nächster ArtikelDas sind alle neuen Masken bei „The Masked Singer“