Marianne Rosenberg ist „musikalisch wieder zu Hause“

Marianne Rosenberg ist eine leidenschaftliche Kämpferin gegen Rassismus. Mit ihrem neuen Album „Im Namen der Liebe“ setzt sie ein ganz besonderes Statement.

Marianne Rosenberg wurde am 10. März 65 Jahre alt. Zu ihrem Ehrentag hat sie sich gewissermassen selbst ein Geschenk gemacht: Denn nur kurze Zeit später erscheint heute (13. März) ihr neues Album „Im Namen der Liebe“. Auf ihrem Longplayer singt die Schlagersängerin auch über Rassismus – ein Thema, das sie schon ihr ganzes Leben lang beschäftigt, nachdem viele ihrer Familienangehörigen in NS-Konzentrationslagern ums Leben kamen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht sie über ihre Betroffenheit von aktuellen rassistischen Anschlägen, Optimierungswahn und wie die Zusammenarbeit mit ihrem Sohn Max lief.

Am 10. März haben Sie Ihren 65. Geburtstag gefeiert. Beschenken Sie sich mit ihrem neuen Album selbst?

Marianne Rosenberg: „Im Namen der Liebe“ ist mein wichtigstes Album seit vielen, vielen Jahren. Ich habe vorher viele Ausflüge in andere Genres gemacht, jetzt wollte ich zurückkommen. Zurück auch zu meinen Roots. Ich habe Elemente aus der Discomusik und dem Philly-Sound der Siebziger wieder aufgegriffen, natürlich immer mit den aktuellen Grooves und Sounds, die ich heute gut finde. Ich wollte mir und meinen Fans die Freude machen, ich wollte den Kreis schliessen. Das scheint gelungen, denn oft hörte ich schon nach der Veröffentlichung der ersten Single „Wann (Mr. 100%)“, dass die Leute glücklich waren und sagten: „Rosenberg singt wieder Rosenberg“. Das ist doch etwas sehr Schönes. Dabei bereue ich natürlich nicht, ab und an über den Zaun geschaut zu haben, das war wichtig für mich. Aber jetzt bin ich musikalisch wieder zu Hause.

Als Tochter des Auschwitz-Überlebenden Otto Rosenberg sind Sie eine grosse Verteidigerin der Demokratie. Im Titelsong heisst es „Hass hat Hass nie besiegt / lass es Liebe sein“. Wie betroffen machen Sie rassistische Anschläge wie der von Hanau?

Rosenberg: Natürlich bin ich sehr betroffen über jede Form der rassistischen Gewalt. Meine Vorfahren wurden durch den auf Rasse begründeten Wahn ermordet. Nie hätte ich in meiner Jugend gedacht, dass so etwas in unserem Land jemals wieder gegenwärtig sein könnte. In einer Zeit, in der wir immer mehr Hass erleben, ob im Fussballstadion, in den sogenannten sozialen Netzwerken oder einfach im Alltag auf der Strasse, ist es mir besonders wichtig, dem etwas entgegenzusetzen. Ja, Hass hat Hass nie besiegt. Liebe kann verzeihen statt hassen, kann tolerieren statt abgrenzen, kann verbinden statt trennen. Liebe kann alles!

In „Die Antwort weiss nur der Wind“ singen Sie über den übertriebenen Optimierungswahn der heutigen Zeit. Was genau stört Sie daran?

Rosenberg: In diesem Song beschreibe ich unsere Fixierung auf das Materielle, auf Beruf, Erfolg und Anerkennung. Allzu oft opfern wir dafür unsere Träume und Sehnsüchte und merken gar nicht mehr, wie wir uns in ein funktionierendes Teil einer Maschine verwandeln. Man sollte öfter mal anhalten und reflektieren, ob das, was man tut, noch das ist, was man eigentlich will.

Ihr neues Album trägt den Titel „Im Namen der Liebe“. Was war das Verrückteste, was Sie jemals für die Liebe gemacht haben?

Rosenberg: Ich habe einen Song geschrieben, auf ein Tonband aufgenommen und in einem ganz bestimmten Briefkasten deponiert. Es hat funktioniert.

Sie haben auf diesem Album mit Ihrem Sohn Max zusammengearbeitet. Wie war diese Erfahrung?

Rosenberg: Das war nicht geplant, sondern hat sich so ergeben. Max ist auch Musiker, ausserdem Komponist und Produzent. Wenn ich eine neue Idee zu einem Song hatte, bin ich zu ihm ins Studio gefahren und habe sie ihm vorgestellt. Ich wollte wissen, was er von der Song-Idee hält. Wie selbstverständlich hat sich daraus spontan eine Zusammenarbeit ergeben, von denen die Songs sehr profitiert haben.

Inwieweit hat Ihr Sohn Ihren Sound beeinflusst? Er kommt ja aus einer ganz anderen Generation.

Rosenberg: Oft habe ich die Erfahrung eingebracht und Max die innovativen Ideen. Das ist eine hervorragende Mischung.

Sie haben sich immer mal wieder an einem neuen Sound probiert, weil Sie nicht immer das gleiche Rezept wiederholen wollten. War das immer die richtige Entscheidung?

Rosenberg: Im Nachhinein denke ich, dass alles, was ich probiert habe, für mich eine Berechtigung hatte, dass der Weg richtig und wichtig für mich war. Sonst wäre ich heute nicht da, wo ich bin: Wieder zu Hause und mit mir im Reinen.

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