„Tatort: Krieg im Kopf“: Kann man Stimmen in den Kopf projizieren?

Im neuen „Tatort“ müssen sich Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz mit Mindcontrol-Techniken auseinandersetzten. Doch kann man Menschen wirklich Stimmen in den Kopf pflanzen?

Im neuen „Tatort“ aus Göttingen bekommen es Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler, 53) und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba, 43) mit neuen militärischen Hightech-Waffen zu tun. Damit können Menschen beeinflusst, in den Wahnsinn getrieben oder auch getötet werden. Doch kann man Menschen wirklich Stimmen in den Kopf projizieren und gibt es einen Helm, der unsere Gefühle beeinflussen kann? Oder handelt es sich um die Ideen eines Science-Fiktion-Autors, der im „Tatort“ seine Fantasien ausleben durfte?

Audio-Botschaften werden ins Ohr geschickt

Man kann Menschen Stimmen in den Kopf projizieren. „Forschern vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist das tatsächlich unlängst gelungen“, erklärt Christopher Coenen, Forschungsgruppenleiter im Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am Karlsruher Institut für Technologie, dem NDR. So wären die Forscher in der Lage gewesen, aus einer gewissen Entfernung Audio-Botschaften in das Ohr eines Menschen zu schicken – ohne ein Empfangsgerät zu verwenden, sagt Coenen.

„Gelungen ist ihnen das mit lediglich einem Laserstrahl und unter Nutzung des bisschen Wasserdampfs um den Körper.“ Wie im „Tatort“ gezeigt, konnten Aussenstehende die Botschaften nicht hören. Aber es gibt auch Abweichungen: „Bisher funktioniert das nicht im Freien und nur aus einer Entfernung von 2,5 Metern.“ Doch die Entwicklung schreitet schnell voran. MIT-Forscher sind sich sicher, dass die Technik bald über eine grössere Distanz funktioniert. „Der ‚Tatort‘ ist ziemlich nahe an der Realität. Was dort erzählt wird, ist alles zumindest in Ansätzen bereits möglich“, lautet die Einschätzung des Wissenschaftlers.

Wie ein Helm unsere Gefühle beeinflusst

Ins Zentrum der Ermittlungen gerät ein neuartiger Helm, der sich auf die Empfindungen der Soldaten auswirken kann. Und auch das entspricht der Realität: Seit den 2000er-Jahren werden US-Militärforschungs-Projekte unterstützt, „in denen es um Helme mit avancierter Neurotechnologie geht“, so Coenen. In „Krieg im Kopf“ wird in diesem Zusammenhang die Technik TMS genannt. Unter der Abkürzung wird Transkranielle Magnetstimulation verstanden. „Elektromagnetische Wellen aktivieren von aussen bestimmte Areale im Gehirn“, beschreibt der Forschungsgruppenleiter.

Dadurch kann auf die Hirnaktivitäten eines Menschen Einfluss genommen werden. Der Träger fühlt sich wacher oder kann wütend werden. Der Visionär Elon Musk (48) und seine Firma Neuralink verfolgen derartige Pläne, wie unter anderem „The Guardian“ berichtet. Er möchte eine Gehirn-Computer-Schnittstellentechnologie schaffen, die das Gehirn stimulieren kann. Dafür sollen winzige Elektroden in das Gehirn implantiert werden. Auf diese Weise sollen Menschen klüger und das Gedächtnis verbessert werden.

Mindcontrol-Techniken im Überblick

Im Laufe des „Tatorts“ werden verschiedene Mindcontrol-Techniken genannt, die das Bewusstsein manipulieren. Eines davon ist das sogenannte „Voice to sckull“. „Es handelt sich um ein Forschungsprojekt der US-Marine, bei dem über elektromagnetische Frequenzen drahtlos Informationen ins Hirn gespielt werden“, erklärt Drehbuchautor Christian Jeltsch dem Sender. „Hypersonic“ ist hingegen ein System, mit dem man Töne in den Kopf eines anderen Menschen senden kann.

Mikrowellenwaffen wurden in den 1980er-Jahren von der US-Luftwaffe entwickelt. Dabei wird eine elektromagnetische Strahlung auf ein Ziel, zum Beispiel einen Menschen, gerichtet. Die Strahlen erhitzen die Wassermoleküle in der Haut innerhalb von Sekunden auf 55 Grad auf. Das verursacht Schmerzen, was Personen zur Flucht animieren soll. Laut den Entwicklern entstehen dabei keine bleibenden Schäden.

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