Fynn Kliemann: „Sich an der Krise zu bereichern, finde ich eklig“

Fynn Kliemanns neues Album „POP“ steht in den Startlöchern – mitten in der Corona-Krise. Wie der Tausendsassa die Corona-Isolation zu Hause verbringt und was er von der Maskenpflicht hält, hat er im Interview verraten.

Fynn Kliemann (31) ist ein Multitalent. Er ist nicht nur Webdesigner, Heimwerker, Autor und YouTuber, sondern auch Musiker. 2018 veröffentlichte er sein Debütalbum „Nie“, zwei Jahre später folgt nun mitten in der Corona-Krise das zweite: Auch „POP“ wird wieder nur so oft physisch produziert, wie Menschen es vorbestellen.

Noch bis zum 29. Mai kann man sich ein Exemplar in Kliemanns Onlineshop sichern, danach kann man das Album „nie wieder“ erwerben, wie der 31-Jährige auf seiner Website betont. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht Kliemann darüber, welche Botschaft er an die Musikindustrie hat und warum er jetzt Alltagsmasken statt Klamotten produziert.

Ihr zweites Album wird wie Ihr erstes auch nur limitiert produziert. Dadurch wollen Sie unter anderem Material sparen. Warum ist Ihnen Nachhaltigkeit so wichtig?

Fynn Kliemann: Ziemlich egoistischer Ansatz: Ich habe Bock, noch ein bisschen auf diesem Planeten leben zu können. Ich mag den nämlich.

Nach Ihrem letzten Album haben Sie gesagt, dass Sie das nie wieder machen wollen. Jetzt haben Sie es ein zweites Mal durchgezogen. Wie sieht es mit einem dritten Mal aus?

Kliemann: Nie nie niemals wieder. Nein, mal ehrlich. Ich habe das ja gesagt, weil ich den Aufwand nicht noch mal alleine stemmen wollte, jetzt hab ich’s wieder getan, nur dass wir dieses Mal auch noch alles selbst verschicken. Wir haben Hallen gebaut und eine komplette Distribution entwickelt. So langsam ist der Stresspegel normal. Da geht dann sicher auch noch einer drauf.

Sie sind Webdesigner, Heimwerker, Autor, Schauspieler, YouTuber und Musiker. Was würden Sie in Zukunft noch gerne sein?

Kliemann: Entspannt, ruhig und zufrieden.

Sie haben als Musiker Erfolg, obwohl Sie kein grosses Plattenlabel im Rücken haben. Was möchten Sie der Musikindustrie damit zeigen?

Kliemann: Dass es ohne diesen Riesenapparat und fiese Beteiligungen geht. Dass man sich nicht mehr in Sicherheit wiegen kann und dass wir das Geschäft jetzt selbst in die Hand nehmen. Entweder werden Musiker fair an ihren Werken beteiligt oder sie werden sich in Zukunft nicht mehr auf Labels einlassen.

Ihre Musik kann man auch auf Spotify und Co. hören. Wie viel Anteil bleibt Ihnen als Künstler von den Streamingeinnahmen? Finden Sie das Modell fair?

Kliemann: Das Modell ist doch super, wenn nicht 100 Leute mitverdienen. Man kann herrlich von Streaming leben, wenn man allein am anderen Ende sitzt. Das Hochladen und Verwalten der Musik ist dank recordJet etc. übrigens so easy und günstig – das kann jeder, auch ohne Label.

Wegen der Corona-Krise produzieren Sie derzeit Masken statt Klamotten. Haben Sie sich auch schon selbst an die Nähmaschine gesetzt?

Kliemann: Für die Masken nicht, sonst könnten wir die nicht mit ruhigem Gewissen an Krankenhäuser etc. liefern, aber natürlich kann ich nähen. Das gehörte bei meiner Oma zur Grundausbildung.

Ihre Masken sind deutlich günstiger als die von anderen Anbietern. Warum?

Kliemann: Weil es das Ziel dieser Aktion war, viele Masken so schnell wie möglich und so günstig wie möglich auf den Markt zu bringen. Einmal, um Menschen das Arbeiten und Leben weiter zu ermöglichen, und dann aber auch, um einen Gegenentwurf zu dem gierigen Markt zu bieten. Sich an der Krise zu bereichern, finde ich eklig.

Was halten Sie von der Maskenpflicht, die in allen Bundesländern gilt?

Kliemann: Finde ich sehr empfehlenswert. Nachweislich helfen die Dinger ja und reduzieren die Ansteckungsgefahr. Also auf mit den Dingern!

Tragen Sie selbst Masken im Alltag?

Kliemann: Ich verlasse mein Zuhause ja im Grunde nie, aber wenn ich mal in die Stadt muss, setze ich eine auf. Das wird mittlerweile ja zum Glück normaler und man wird nicht mehr so krumm angeschaut.

Wie und mit wem verbringen Sie die Corona-Isolation zu Hause?

Kliemann: Na, mit meinem Baby-Bauernhof. Hund, Enten, Katze, Hühner und meiner Freundin. Primär draussen mit Laptop auf dem Schoss.

Auf was freuen Sie sich nach der Krise am meisten?

Kliemann: Fummeln im Stadtpark.

Vorheriger ArtikelPrinz Charles trauert um seinen einstigen Walisisch-Lehrer
Nächster ArtikelPaul McCartney wollte „Carpool Karaoke“ nicht drehen