„Polizeiruf 110: Heilig sollt ihr sein!“: So ist der Brandenburg-Krimi

Im neuen „Polizeiruf 110“ begeben sich Olga Lenski und Adam Raczek auf religiöses Terrain. Zwischen Fanatismus und Bibeltexten müssen sie eine blutige Tat aufklären. Lohnt sich das Einschalten?

Glaube, Krankheit und ein Funke Hoffnung: Im neuen „Polizeiruf 110: Heilig sollt ihr sein!“ (3. Mai, 20:15 Uhr, das Erste) bekommen es die Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon, 44) und ihr Partner Adam Raczek (Lucas Gregorowicz, 43) mit Menschen zu tun, die aus religiöser Überzeugung scheinbar alles tun. Eine abscheuliche Tat treibt die beiden Ermittler im deutsch-polnischen Grenzgebiet an, während ein emotionales Ereignis das nächste jagt.

Darum geht’s im Frankfurt-Oder-Krimi

Die 16-jährige Larissa Böhler (Paraschiva Dragus, 19) wird ungewollt schwanger. Während die Eltern Nikola (Julia Krynke, 40) und Simon Böhler (Shenja Lacher, 42) mit der Situation nur schwer zurechtkommen, schweigt die Jugendliche über den Kindsvater. Als die Ärzte eine Trisomie 18 bei dem Ungeborenen feststellen und davon ausgehen, dass das Kind mit schweren Behinderungen zur Welt kommt, soll ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen werden. Larissa wird dazu in ein Krankenhaus in Frankfurt (Oder) eingeliefert. Doch es kommt anders.

Ein junger Mann, der sich selbst Elias nennt, schleicht sich in den OP-Saal und schneidet der jungen Mutter das Kind aus dem Bauch. Als die Kommissare Lenski und Raczek an den Tatort kommen, schwebt die junge Frau in Lebensgefahr. Das Erstaunliche: Das Kind ist entgegen aller Prognosen kerngesund. Sofort startet die Polizei die Suche nach dem Täter. Wer war der junge Mann und warum hat er die blutige Tat begangen?

Lohnt sich das Einschalten?

Absolut. Denn dieser „Polizeiruf“ ist an Emotionalität kaum zu überbieten. Im Zentrum der Handlung stehen der Glaube und die römisch-katholische Kirche. An der deutsch-polnischen Grenze erhält der Krimi-Fan eine Religionsstunde der besonderen Art, zwischen Exorzismus und Bibelzitaten. Der Zuschauer wird von einer extremen Situation in die nächste geworfen. Eine Familie am Rande der Verzweiflung, ein gesundes Kind, das eigentlich abgetrieben werden sollte und ein junges Mädchen, dem das Baby aus dem Bauch geschnitten wird – Zartbesaitete könnten an ihre Grenzen stossen.

Aber auch die beiden Kommissare kämpfen mehr als einmal mit den Tränen. Im Sinne des „Howcatchem“-Konzepts weiss der Zuschauer bereits zu Beginn des Krimis, wer der Schuldige ist. Einen wirklich „Bösen“ sucht man in diesem „Polizeiruf 110“ allerdings vergebens. Die Geschichte dreht sich vielmehr um Menschen, die versuchen, Gutes zu tun – am Ende aber scheitern. Grandios verkörpert dabei Schauspieler Tom Gronau (23) den getriebenen jungen Mann, der in seinem Leben einige Qualen erleiden musste.

Lobend erwähnt werden soll an dieser Stelle auch das Team rund um die Licht- und Musikgestaltung. Die kühlen Töne und düsteren Melodien unterstreichen die Thematik perfekt und machen aus dem Krimi ein rundum gelungenes Fernseherlebnis. Einziger kleiner Wermutstropfen: Nicht alle Fragen und Mysterien, die sich im Laufe von „Heilig sollt ihr sein!“ ergeben, werden aufgeklärt. Der gelungene und nervenaufreibende Showdown am Ende macht das allerdings fast wieder wett.

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