Marina Hoermanseder: Wie sieht die Zukunft der Modebranche aus?

„Die Corona-Krise hat die ganze Branche durcheinandergebracht“, erklärt Designerin Marina Hoermanseder. „Die allgemeine Entschleunigung wird auch in der Modebranche spürbar sein.“

Die österreichische Designerin Marina Hoermanseder (34) ist ein echtes Mode-Phänomen. Die Wahlberlinerin macht Mode im Look orthopädischer Lederkorsetts und Stars wie Lady Gaga, Taylor Swift oder Kylie Jenner lieben sie dafür. „Lady Gaga war die erste, die mich entdeckt hat. Darauf bin ich besonders stolz“, freut sich die Designerin im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. „Als unser Lederbody von Rihanna zurückkam, hat das ganze Team ganz aufgeregt daran gerochen“, lacht die 34-Jährige. Doch auch an der Unternehmerin geht die Corona-Krise nicht spurlos vorbei und spricht im Interview unter anderem auch über die Veränderungen, die auf die Modebranche zukommen werden.

Wie schwer trifft die Corona-Krise die Modebranche und Sie persönlich?

Marina Hoermanseder: Die Corona-Krise hat die ganze Branche durcheinandergebracht – Fashion Weeks sind abgesagt, YSL hat die komplette Pre-Collection gecancelt, viele Labels reduzieren ihre Kollektionen um 30 Prozent und der Begriff „Luxus“ wird ganz anders geprägt. Wir selbst haben noch keine Textilmuster von unseren Herstellern bekommen, obwohl die Messe in Paris schon vor acht Wochen stattfand – die meisten Textilproduzenten arbeiten mit ihren vollen Kapazitäten an Schutzmasken, was natürlich den Auslieferungskreislauf verzögert. Da ich mich bereits vor zwei Jahren gegen den stationären Handel entschieden habe, trifft mich der reduzierte Einkauf der Einzelhändler nicht. Das Onlinegeschäft läuft hingegen sehr gut, unsere Community möchte sich mit kleinen Produkten eine Freude machen. Ausserdem sind wir ins Maskenbusiness eingestiegen.

Viele Fashion Shows wurden bereits abgesagt. Die Veranstalter des British Fashion Council (BFC) feilen an einer digitalen Plattform, auf der sowohl Damen- als auch Männerkollektionen gezeigt werden. Was halten Sie davon?

Hoermanseder: Ich habe lange überlegt, was ich davon halten soll. Ich habe mich aber bereits vor den offiziellen Ansagen dafür entschieden, keine Fashion Show in unserem gewohnten Ausmass stattfinden zu lassen – auch, weil ich meine Eltern keinerlei Risiko aussetzen will, und eine Show ohne sie ist ja undenkbar.

Was glauben Sie, wie sieht die Zukunft der Modebranche nach der Corona-Krise aus?

Hoermanseder: Die allgemeine Entschleunigung wird auch in der Modebranche spürbar sein – weniger Angebot und kleinere Kollektionen. Ein Trend, dem ich sehr entgegenfiebere, ist die Nachhaltigkeit – Kunden wollen wissen, woraus ihre Kleidung ist und wo sie gefertigt wurde. Onlinehandel wird weiter an Wichtigkeit gewinnen und gleichzeitig ein Fokus auf kleinere kuratierte Konzepte und Labels gelegt.

Zu Ihren Markenzeichen gehören unter anderem die Gürtelschnalle und der Look orthopädischer Leder-Orthesen und -Korsetts. Wie sind Sie darauf gekommen?

Hoermanseder: Meine Inspiration für die erste Kollektion war die Orthopädie – ich fand ein Bild eines Korsetts aus dem 16. Jahrhundert und wollte es nachbauen. Da war die Lederschnalle das naheliegendste Verschluss-Objekt und ist jetzt zu meinem Markenzeichen geworden.

Für welchen Typ Frau entwerfen Sie Ihre Mode?

Hoermanseder: Mein Anspruch ist es, dass sich alle Frauen von meiner Mode angesprochen fühlen. Sowohl im Stil als auch preislich möchte ich gerne alle einschliessen. Ein bisschen wie ich mich privat auch kleide – mal stylish elegant und teuer, dann aber auch gerne gemütlich, easy und preiswert

Viele Stars wie Lady Gaga, Taylor Swift oder Kylie Jenner tragen Ihre Kreationen. Über welchen Starauftritt sind Sie besonders stolz?

Hoermanseder: Ich liebe alle unsere Celebrity-Placements, aber Lady Gaga war die erste, die mich entdeckt hat. Darauf bin ich besonders stolz. Als unser Lederbody von Rihanna zurückkam, hat das ganze Team ganz aufgeregt daran gerochen.

Welchen Künstler würden Sie gerne mal einkleiden?

Hoermanseder: Ich bin ein grosser Fan von Herzogin Meghan, daher wäre es mein Traum, wenn sie etwas von uns anzieht.

Welchen Star bewundern Sie für seinen Style?

Hoermanseder: Ich verehre den Stil von Lady Gaga – exzentrisch, übertrieben und vielfältig. Ich bewundere Menschen, die sich trauen richtig aus dem Vollen zu schöpfen – ich bin da manchmal zu zurückhaltend. Aber die zeitlose Eleganz von Meghan ist auch mein All-Time Favorite.

Der Sommer naht in grossen Schritten: Welche Trends sind in diesem Jahr besonders angesagt?

Hoermanseder: Diesen Sommer geht es um ganz viel Farbe – Farben über Farben. Man „darf“ alles kombinieren, es gibt hier keine No-Gos mehr. Und der Trend geht auch aufgrund der ganzen Corona-Krise auch zu easy wear – Kleidung soll funktional und bequem sein – da habe ich mit meinen Lederkorsetts schlechte Karten. (lacht)

Welche Farben liegen besonders im Trend?

Hoermanseder: Die Frage ist, welche Farben nicht im Trend sind. Ich persönlich liebe Pastell und Erdtöne zu jeder Gelegenheit und Neon, um aufzufallen.

Was raten Sie Frauen, die sich in Fashiondingen schwertun und ihren eigenen Stil noch nicht gefunden haben?

Hoermanseder: Hier kann man sich von vielen Stil-Ikonen inspirieren lassen – am besten man macht sich ein Pinterest Moodboard und probiert sich aus. Hier geht probieren über studieren – es gibt nichts, was nicht erlaubt ist – man muss sich selbst treu bleiben und sich wohlfühlen. Aber eben auch mal ein bisschen aus der Komfortzone ausbrechen – und vor allem nicht auf den Freund oder Ehemann hören – die haben doch oft keine Ahnung was in ist!

Was sind für Sie echte Fashion-No-Gos?

Hoermanseder: Ich persönlich bin kein Freund von zu vielen Prints miteinander kombiniert und gleichzeitig liebe ich gewisse Modesünden wie zum Beispiel All-Over-Denim. Aber auch hier ist meine Devise eigentlich – es ist alles erlaubt, das uns Selbstvertrauen schenkt und uns das Gefühl gibt, toll zu sein.

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