„Tatort: Gefangen“: So wird der neue Köln-Krimi

Im neuesten Kölner „Tatort: Gefangen“ holt Kommissar Ballauf eine alte Geschichte ein. Vor rund einem Jahr musste er eine Kollegin erschiessen. Jetzt lernt er seine Dämonen kennen.

Im neuesten Kölner „Tatort: Gefangen“ geht es tief hinein in die Psyche von Kommissar Ballauf, der vor rund einem Jahr tief traumatisiert wurde. Damals erschoss er im „Tatort: Kaputt“ in Notwehr seine Kollegin Melanie Sommer, was ihn mehr zu schaffen macht, als man dachte. Jetzt holen ihn endgültig die Dämonen ein. Ein Krimi, der sich nur vordergründig mit einem Kriminalfall beschäftigt. Hier geht es primär um den psychischen Zustand von Ballauf und Schenk. Hat das – bei allen Kabbeleien – harmonische Team überhaupt noch eine Zukunft? Bekommt das alteingesessene Ermittler-Duo noch einmal die Kurve?

Darum geht’s

Die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) müssen den Mord an einem Chefarzt einer psychiatrischen Klinik aufklären. Dabei befindet sich Ballauf selbst gerade in Behandlung: Ein Trauma, das er bereits überwunden dachte, kehrt mit aller Macht zurück. Nachdem er im Einsatz die Kollegin Melanie Sommer (Anna Brüggemann) erschossen hat, plagen ihn Albträume und Schuldgefühle. Manchmal glaubt er, die Tote vor sich zu sehen.

Sprechen kann er darüber nicht, auch nicht mit seinem Partner Freddy Schenk. Entsprechend angespannt ist die Stimmung im Team. Bei ihren Ermittlungen im Krankenhaus erregt eine Patientin Ballaufs Aufmerksamkeit. Julia Frey (Frida-Lovisa Hamann) behauptet, sie werde gegen ihren Willen in der geschlossenen Abteilung der Klinik festgehalten. Die stellvertretende Chefärztin Dr. Koch (Adina Vetter) verweist jedoch auf Julias emotionale Instabilität. Doch Max ahnt, dass Julias Hilferuf begründet sein könnte. Er spürt eine Verbundenheit mit der jungen Frau…

Lohnt sich das Einschalten

Ja, absolut. Wie so oft bedienen sich die Macher aus Köln nicht der grossen Schockmomente oder Actionszenen, wie man sie teilweise aus anderen Städten gewohnt ist. Ebenso wenig bekommt der Zuschauer Thrillerelemente präsentiert, die ihn erschaudern lassen. Aber das ist auch gut so. Nein, bei „Gefangen“ handelt es sich um einen Krimi der leiseren Art, der sich vor allem als Charakterstudie des angeschlagenen Ballauf entpuppt. Spannend ist es dennoch und lohnenswert zu sehen sowieso. Vor allem, wenn man Fan des Kölner-Teams ist.

Eine Frage bleibt jedoch: Warum wurde das offensichtlich massive Problem von Ballauf nicht schon früher so intensiv besprochen. Man hatte fast den Eindruck, es mache ihm gar nichts aus, dass er seine Kollegin erschiessen musste. Damals gab er nach dem tödlichen Schuss lediglich wortlos seine Dienstwaffe ab, Abspann, aus, vergessen. Seitdem ist knapp ein Jahr vergangen, zwei normale Köln-Folgen wurden ausgestrahlt. Urplötzlich ist die Geschichte aber wieder das bestimmende Thema. Hier hätte sich sicher der ein oder andere geübte „Tatort“-Zuschauer einen kontinuierlicheren Spannungsbogen über die einzelnen Folgen hinweg gewünscht.

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