Streit in der Beziehung: So sollten Paare damit umgehen

Wer sich in den eigenen vier Wänden streitet, sollte sich aus dem Weg gehen, bevor die Emotionen überkochen. Warum das so wichtig ist und wie sich Eskalationen verhindern lassen, erklärt Paartherapeut Wieland Stolzenburg im Interview.

Der eine hat wieder nicht beim Putzen geholfen, der andere die halbe Miete noch nicht gezahlt. Beim Zusammenleben mit dem Partner kann es vor allem wegen Organisatorischem zum Streit kommen. Doch wie sollte man Streit innerhalb der eigenen vier Wände handhaben? Paartherapeut und Autor („Beziehungsglücklich“) Wieland Stolzenburg erklärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, wie Paare beim Streit einen kühlen Kopf bewahren und Kompromisse finden können.

Paare, die zusammenleben, haben häufig mit Alltagsproblemen zu kämpfen. Wenn es zum Streit kommt: Ist es okay, sich auch mal aus dem Weg zu gehen oder sollte man Probleme so schnell wie möglich lösen?

Wieland Stolzenburg: Wenn sich Paare streiten und emotional sind, stehen sich eigentlich zwei verletzte Kinder gegenüber, die viel Liebe und Wertschätzung bräuchten, aber genau das Gegenteil bekommen. Paare sollten lernen, in solchen Momenten auseinanderzugehen, denn in diesem emotionalen Zustand findet man in der Regel keine Lösung.

Wenn es hoch hergeht, sollte man beispielsweise eine Regel festlegen, etwa dass, sobald einer ein bestimmtes Wort sagt, das Gespräch vorerst pausiert wird. Das bietet die Chance, sich zurückzuziehen und sich erst einmal mit sich selbst zu beschäftigen. Bei emotionalem Streit landet man ansonsten sehr schnell in einer Abwärtsspirale. Diese zu unterbrechen, ist gerade zu Hause wichtig.

Weiter empfehle ich: Kein Streit nach 21 Uhr. Am Ende des Tages ist man erschöpft und deshalb viel sensibler, wenn Streitthemen aufkommen – eine Lösung lässt sich noch schwieriger finden. Wenn beide dazu fähig sind, könnten sie sich stattdessen gegenseitig in den Arm nehmen und sich bereit erklären, das Thema morgen weiter zu besprechen.

Es ist also völlig in Ordnung, Diskussionen auch einmal aufzuschieben?

Stolzenburg: Ein Aufschieben eines Streits birgt Chancen. Im Streit spüren wir Frust und vielleicht sogar Feindseligkeit unserem Partner gegenüber. Mit solchen Emotionen lassen sich Probleme allerdings nicht lösen. Man kann erst einen Ansatz finden, wenn beide etwas ruhiger sind und dem Gegenüber zuhören, anstatt nur für die eigene Sache zu kämpfen.

Themen sollte man nicht liegen lassen, man kann sie aber aufschieben, damit beide später in einer besseren Verfassung sind, um in Ruhe miteinander zu sprechen.

Ist es in solchen Situationen zu viel, dann bei einem Freund zu übernachten und dem anderen erst einmal komplett aus dem Weg zu gehen?

Stolzenburg: Das hängt von dem jeweiligen Paar ab, ob das eine zielführende Lösung ist. Für manche könnte das „Ich übernachte bei einem Freund“ grosse Ängste auslösen und die ganze Situation verschlimmern. Andere Paare könnten davon profitieren. Das gilt es jedoch in einem ruhigen Moment zu klären und eine Vereinbarung zu finden. Es sollte eine gemeinsame Entscheidung sein, die für beide in Ordnung ist.

Paare, die schon länger zusammenleben, könnten irgendwann wegen der Routine das Gefühl bekommen, die Beziehung sei eingeschlafen. Auch das kann zu Streitigkeiten und Unzufriedenheit führen. Gibt es einen Trick, damit eben das nicht geschieht?

Stolzenburg: Es ist hilfreich, von Zeit zu Zeit aus der Routine auszubrechen und kreativ zu werden. Etwa, indem man am Wochenende zusammen essen geht und unabhängig voneinander zum Restaurant fährt und dort so tut, als ob man sich zum ersten Mal auf ein Date trifft. Auch ein kleiner Städtetrip kann der Beziehung wieder Schwung geben. Raus aus der Routine heisst: Neues ausprobieren.

Zudem profitieren Paare davon, wenn sie nicht alles zusammen machen und jeder Zeit für seine eigenen Freunde, Hobbys oder Reisen hat.

Für Paare mit Kindern ist es wichtig, dass sie eine Routine finden, in der sie Zeit füreinander haben, ohne Kinder oder Haushalt. Beispielsweise ist für diese Paarzeit jeder Donnerstagabend reserviert. Einmal überlegt sich der eine Partner, was man unternehmen kann, beim nächsten Mal organisiert der andere etwas – auch gerne als Überraschung.

Zudem spielt die Erwartung eine grosse Rolle: Es hilft die Erkenntnis, dass wie in allen Lebensbereichen auch eine Partnerschaft nach einer gewissen Zeit routiniert und dadurch in einer gewissen Form auch langweilig werden kann. Das sollte man jedoch nicht automatisch als negative Entwicklung betrachten, sondern immer wieder etwas Abwechslung in den Alltag bringen und sich verdeutlichen, dass eine langfristige Partnerschaft viele positive Seiten hat, wie beispielsweise Vertrauen, Zweisamkeit oder Geborgenheit.

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