Die Kino-Tipps im Juli

Endlich ist das Kino zurück: Einige durch Corona aufgeschobene Highlights warten, von „Berlin Alexanderplatz“ bis „Harriet“ und „Marie Curie“.

Mit dem Juli meldet er sich hierzulande zurück, der erste vollwertige Kinomonat seit Februar. Die vergangenen vier Monate Leinwand-Tristesse aufgrund der Corona-Pandemie sollen der Vergangenheit angehören. Allen voran das preisgekrönte Drama „Berlin Alexanderplatz“ soll eine neue Kino-Ära einläuten. Unterstützung bekommen die Hauptdarsteller Welket Bungué (32) und Jella Haase (27) von zwei bemerkenswerten (und realen) Frauen, Harriet Tubman und Marie Curie, die sich Zeit ihres Lebens nur zu gut mit widrigen Umständen auskannten.

ACHTUNG: Kurzfristige Terminverschiebungen sind aufgrund der Corona-Pandemie leider noch immer möglich. So wurde Christopher Nolans (49) kommender Blockbuster „Tenet“ etwa vom 30. Juli auf den 12. August und somit zum zweiten Mal verschoben. Auch Disneys Live-Action-Version von „Mulan“ hat in den USA zum zweiten Mal einen neuen Starttermin erhalten, ebenfalls im August. Für Deutschland ist noch kein neues Startdatum bekannt. Für die folgenden Filme gelten bislang noch die angekündigten Juli-Termine.

„Harriet – Der Weg in die Freiheit“, 9. Juli

Das Biopic erzählt die wahre Geschichte der Sklavin Harriet Tubman (Cynthia Erivo, „Bad Times at the El Royale“), die im 19. Jahrhundert nicht nur selbst der Sklaverei entfloh, sondern weiteren Hunderten Sklaven zur Freiheit verhalf. Ihr einzigartiger Mut, ihre starke Willenskraft und der besondere Einfallsreichtum bei den Befreiungsaktionen machten sie zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten im Kampf um Gleichberechtigung.

Einschätzung:

Harriet Tubman galt als eine der bedeutsamsten Fluchthelferin der berühmten Underground Railroad, dank der sich unzählige afroamerikanische Sklaven von den Südstaaten in die Nordstaaten der USA retten konnten. Cynthia Erivo als Titelheldin war bei den vergangenen Oscars auf der Nominiertenliste der „Besten Hauptdarstellerinnen“ – um mangelnde Inbrunst bei der Darstellung der Freiheitskämpferin muss sich also nicht gesorgt werden.

„Marie Curie – Elemente des Lebens“, 16. Juli

Paris, Ende des 19. Jahrhunderts: In der akademischen Männerwelt der Universität Sorbonne hat Marie Sklodowska (Rosamund Pike, „Gone Girl“) als Frau und auf Grund ihrer kompromisslosen Persönlichkeit einen schweren Stand. Allein der Wissenschaftler Pierre Curie (Sam Riley) ist fasziniert von ihrer Leidenschaft und Intelligenz und erkennt ihr Potential. Er wird nicht nur Maries Forschungspartner, sondern auch ihr Ehemann und die Liebe ihres Lebens. Für ihre bahnbrechenden Entdeckungen erhält Marie Curie als erste Frau 1903 gemeinsam mit Pierre den Nobelpreis für Physik. Sein plötzlicher Tod erschüttert sie zutiefst, aber Marie gibt nicht auf. Sie kämpft für ein selbstbestimmtes Leben und für ihre Forschung, deren ungeheure Auswirkungen sie nur erahnen kann und die das 20. Jahrhundert entscheidend prägen werden.

Einschätzung:

Nach „Harriet“ gleich der zweite Film in diesem Monat, der sich dem Wirken einer realen Heldin annimmt. Das Leben und nicht zu vergessen der Tod von Marie Curie (1867-1934) bieten derartig viel Stoff, da verwundert es regelrecht, dass sich Hollywood bislang noch nicht ihrer angenommen hat – sieht man von dem Doku-Drama „Madame Curie“ von 1943 ab. Sei es ihre Rolle als Frau in einem zur damaligen Zeit quasi ausschliesslich von Männern geprägten Berufsfeld, die Nobelpreis-Ehrungen oder generell ihr Umgang mit hochgradig gefährlichen Stoffen – nicht nur für Hobbyhistoriker dürfte „Marie Curie“ interessant sein. Zumal die herausragende Serie „Chernobyl“ unlängst noch einmal vor Augen geführt hat, was der falsche Umgang mit radioaktiven Materialien für horrende Auswirkungen haben kann.

„Berlin Alexanderplatz“, 16. Juli

Francis (Welket Bungué) kommt als afrikanischer Flüchtling nach Europa und will ein anständiges Leben in Berlin führen. Doch die Lebensumstände als staatenloser Flüchtling machen ihm das nicht leicht. In der deutschen Hauptstadt trifft er auf den zwielichtigen deutschen Drogendealer Reinhold (Albrecht Schuch), der Francis für seine Zwecke einspannen will. Schliesslich verrät Reinhold Francis. Mieze (Jella Haase) nimmt Francis bei sich auf und die beiden verlieben sich ineinander. Doch das Kapitel Reinhold ist für Francis noch nicht abgeschlossen…

Einschätzung:

„Berlin Alexanderplatz“ feierte seine umjubelte Weltpremiere bei der diesjährigen Berlinale, konnte den Goldenen Bären aber nicht einheimsen. Dafür wurde das Drama beim Deutschen Filmpreis 2020 mit elf Nominierungen bedacht. Fünf Auszeichnungen wurden es schliesslich, darunter die Lola in Silber in der Kategorie „Bester Spielfilm“. Ausserdem konnte sich Albrecht Schuch (34, „Systemsprenger“) über den Preis für die beste männliche Nebenrolle freuen. In den Hauptrollen glänzen zudem Welket Bungué und Jella Haase („Das perfekte Geheimnis“).

Geheimtipp: „Siberia“, 2. Juli

Clint (Willem Dafoe) ist ein vom Leben gezeichneter Mann. Um endlich seinen inneren Frieden zu finden, hat er sich in eine einsame Hütte in den verschneiten Bergen zurückgezogen. Dort betreibt er ein kleines Café, in das sich nur selten Reisende oder Einheimische verirren. Aber selbst in der Abgeschiedenheit findet Clint keine Ruhe. Eines schicksalhaften Abends bricht er mit seinem Hundeschlitten auf, getrieben von der Hoffnung, sein wahres Ich zu finden. Eine Reise durch seine Träume, Erinnerungen und Fantasien beginnt.

Einschätzung:

Mit „Siberia“ gingen Hauptdarsteller Willem Dafoe (64) und Regisseur Abel Ferrara (68) ins Rennen um den Goldenen Bären der diesjährigen Berlinale. Die Koproduktion aus Italien, Deutschland und Mexiko stellt gleichzeitig die nunmehr achte Zusammenarbeit der beiden dar. Wer sich mit den Werken von Ferrara auskennt, weiss, worauf er sich auch bei seinem neuen Werk einlässt. Dafoes Trip in den Wahnsinn ist aber selbst für Ferrara-Standard extrem seltsam ausgefallen – ein eineinhalb Stunden langer Tagtraum und für manche eine willkommene Abwechslung zum Mainstream-Kino.

Vorheriger ArtikelBette Midler wäre gerne „endlich“ Oma
Nächster ArtikelAchtjährige Tochter von Beyoncé und Jay-Z gewinnt BET Award