Mythen-Check: Wie gesund ist Tiefkühlkost?

Tiefkühlkost spart Zeit, ist dafür aber ungesund. Stimmt das? Ernährungsexpertin und Autorin Veronika Pichl klärt die grössten Mythen rund um die tiefgefrorenen Produkte auf.

Tiefkühlkost erfreut sich in Deutschland grosser Beliebtheit. 2019 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei unglaublichen 46,9 Kilogramm, so das Ergebnis einer Studie des Deutschen Tiefkühlinstituts. Dafür gibt es auch einen guten Grund: Pizza, Pommes Frites und Co. sind ohne grossen Aufwand im Handumdrehen fertig. Allerdings haben Tiefkühlprodukte nicht den besten Ruf. Statt Vitamine seien die Lebensmittel vollgepumpt mit Konservierungsstoffen. Doch stimmt das? Veronika Pichl, Ernährungsexpertin und Autorin von „Meal Prep für Kinder“ klärt auf.

Gleich vorneweg: Wie gesund ist Tiefkühlkost?

Veronika Pichl: Tiefgefrieren ist eines der besten Konservierungsmittel für Lebensmittel. Während tiefgekühltes Obst und Gemüse teilweise sogar gesünder ist als frisches, sollte man fertige Tiefkühlgerichte jedoch etwas kritischer betrachten. Denn diese werden meist unter Verwendung von Aroma-, Farb-, und Konservierungsstoffen sowie Bindemitteln und Geschmacksverstärkern hergestellt. Aber auch hier gibt es grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Produkten.

Warum gilt Tiefkühlkost als so umstritten in Sachen Gesundheit?

Pichl: Tiefkühlkost ist in Sachen Gesundheit aus zwei Gründen umstritten: Zum einen wurde lange Zeit angenommen, dass die Nährstoffe in TK-Produkten durch die lange Lagerung verloren gehen. Das ist heute durch zahlreiche Studien widerlegt. Zum anderen, weil TK-Lebensmittel teilweise industriell stark verarbeitet sind. Gerade Tiefkühl-Fertiggerichte wie Pizza, Lasagne oder Pommes enthalten viele Kalorien, Fette, Salz und Geschmacksverstärker. Häufig verzehrt sind sie darum gesundheitlich tatsächlich nicht unbedenklich.

Wie schädlich sind Geschmacksverstärker und Salze?

Pichl: Sowohl Salz als auch Geschmacksverstärker sind für den menschlichen Körper nicht per sé schädlich. Und auch in Fertiggerichten werden nur die Zusätze verwendet, die in Deutschland erlaubt sind. Allerdings haben Salze, Fette und sonstige Zusätze andere Nachteile: Oft sorgen sie dafür, dass wir mehr essen, als eigentlich gut für uns wäre. Sie machen Lust auf mehr und beeinflussen das Sättigungsempfinden. In einer ausgewogenen Ernährung ist aber auch mal Platz für eine Fertigpizza. Mein Tipp: Mit etwas frischem Gemüse ergänzen, zum Beispiel auf einer TK-Pizza als Belag. Das sorgt für Sättigung und ein paar zusätzliche Vitamine.

Ist gefrorenes Gemüse und Co. genauso nährstoffreich wie frisches?

Pichl: Tiefgefrorenes Obst und Gemüse gilt als gesunde Alternative zu frischem, denn durch den schnellen Gefrierprozess bleiben die Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Tiefkühlgemüse sollte gegenüber Dosengemüse definitiv bevorzugt werden. Oftmals hat tiefgekühltes Obst und Gemüse sogar mehr Nährstoffe als frisches Obst oder Gemüse, das bereits mehrere Tage bei Zimmertemperatur gelagert wurde.

Was ist von tiefgefrorenen Fleischwaren zu halten?

Pichl: Der Vorteil tiefgefrorenen Fleisches liegt insbesondere in seiner langen Haltbarkeit. Ausserdem muss es frischen Produkten auch im Hinblick auf Qualität und Geschmack in nichts nachstehen – das gilt zumindest dann, wenn es vor der Zubereitung schonend aufgetaut wird. Im Gegensatz zum Einfrieren geht das Auftauen bei Fleischwaren alles andere als schnell: Damit die Konsistenz nicht leidet, sollte Fleisch je nach Grösse im Kühlschrank für etwa 15 bis 24 Stunden auftauen.

Wie lange ist Tiefkühlkost haltbar?

Pichl: Wie lange tiefgekühlte Lebensmittel haltbar sind, hängt davon ab, um welche Art von Lebensmittel es sich handelt. Wenn man Lebensmittel einfriert und auf den richtigen Gefrierprozess achtet, kann man Gemüse und Obst sechs bis zwölf Monate, Kräuter acht bis zehn Monate und Fleisch und Fisch drei bis zwölf Monate im Gefrierschrank aufbewahren. Auf gekauften Tiefkühlprodukten – also Fertiggerichte – lässt sich das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung ablesen. Ein längeres Einfrieren ist durchaus möglich, kann sich aber auf die Konsistenz und den Geschmack der Lebensmittel auswirken.

Was muss man beim Auftauen beachten?

Pichl: Tiefkühl-Lebensmittel sollten immer im Kühlschrank und nicht bei Zimmertemperatur aufgetaut werden. Gerade Fleischprodukte können bei Raumtemperatur leicht verderben. Ausserdem sollte das TK-Lebensmittel zum Auftauen möglichst trocken liegen. Bei Geflügel können sich im Auftauwasser Salmonellen ansammeln. Ein Behälter mit Abtropfgitter ist hier zu empfehlen. Sind die TK-Produkte einmal aufgetaut, sollten sie möglichst innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden. Tiefkühlgemüse hingegen sollte gar nicht aufgetaut, sondern gefroren verarbeitet werden. So verlieren sie weniger Nährstoffe.

Was sind typische Fehler bei der Lagerung im Sommer?

Pichl: Für die langfristige Lagerung von Tiefkühlprodukten empfehlen sich Temperaturen unter Minus 18 Grad. Das Problem im Sommer ist weniger die Lagerung zu Hause, sondern mehr der Transport vom Supermarkt in die eigenen vier Wände. Werden TK-Lebensmittel bei Hitze nämlich längere Zeit im Auto vergessen oder nicht in einer entsprechenden Tiefkühl-Tasche transportiert, tauen sie bereits auf dem Heimweg auf. Das hat zur Folge, dass sich Mikroorganismen auf den Lebensmitteln ausbreiten können und sie bei der späteren Lagerung schneller verderben.

Ist ein Lebensmittel einmal versehentlich komplett aufgetaut, sollte es schnell zubereitet und möglichst hoch erhitzt werden. Ist das Produkt lediglich angetaut, kann es meistens wieder eingefroren werden. Das gilt zumindest für Lebensmittel, die später erhitzt werden sollen.

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