Marcus H. Rosenmüller: „Natürlich macht mir die Pandemie Sorgen“

Die Musiker-Doku „Dreiviertelblut – Weltraumtouristen“ von Marcus H. Rosenmüller startet im Kino. Warum er den Film gemacht hat, erzählt der Regisseur im Interview.

Der bayerische Regie-Star Marcus H. Rosenmüller (47, „Wer früher stirbt ist länger tot“) hat nach „Hubert von Goisern – Brenna tuat’s schon lang“ (2015) über den österreichischen Künstler Hubert von Goisern (67) nun seine nächste Musiker-Doku vorgelegt.

In „Dreiviertelblut – Weltraumtouristen“ (Kinostart: 6. August) porträtieren er und Kameramann Johannes Kaltenhauser (48) den Musiker und Komponisten Gerd Baumann (geb. 1967) und den Sänger, Texter und Bassisten Sebastian Horn (49). Gemeinsam gründeten diese beiden im Jahr 2013 das Heimatsound-Duo Dreiviertelblut – da waren sie längst auch als Filmmusik-Spezialisten erfolgreich.

Warum Rosenmüller ihnen ein „Filmgedicht“ („Für mich ist ein Gedicht die Essenz eines Themas“) widmen wollte, erklärt er im Interview mit spot on news: „Die beiden sind so ehrlich und gänzlich in ihrem Schaffen, dass man das, wenn man mit ihnen zu tun hat, ziemlich schnell bemerkt. Ausserdem imponiert mir ihre philosophische Sicht auf die Welt.“ Er sei von den beiden Musikern fasziniert und habe gedacht, das könne anderen auch so gehen.

Wann und wie haben Sie sich jeweils kennengelernt?

Marcus H. Rosenmüller: Die Produzenten der Roxy Film haben mich bei meinem Debutfilm „Wer früher stirbt ist länger tot“ [2006, Red.] genötigt, diesen Komponisten Gerd Baumann zu treffen. Er könnte zu mir passen, haben sie gemeint. Das haben wir dann auch sehr schnell festgestellt und dafür bin ich der Roxy Film heute noch dankbar. Den Wastl [Sebastian Horn] habe ich als Sänger von Bananafishbones [seit 1987, bayerische Alternative-Rock-Band] schon gekannt und dann hat Gerd ihn gebeten, einen Song bei „Wer früher stirbt…“ zu singen. Intensiver habe ich ihn dann zur Arbeit am Nockherberg-Singspiel kennengelernt.

Waren die beiden Protagonisten schnell mit an Bord?

Rosenmüller: Die beiden waren gleich mit dabei, aber für mich war es wichtig, Johannes Kaltenhauser mit an Bord zu wissen. Mit ihm konnte ich für den Film Struktur, Aktion und eine adäquate ästhetische Handschrift entwickeln.

Wie war es, einem Freund Fragen zu stellen, und dabei eine gewisse Distanz zu wahren? Wollten Sie die überhaupt wahren? Mussten Sie bei den Dreharbeiten oft lachen?

Rosenmüller: Es war gar kein Problem, diesen Freunden Fragen zu stellen, dennoch mussten wir uns anfänglich zur Ernsthaftigkeit vorarbeiten. Aber das ging schnell. Schwieriger war es, bei den absurden Szenen nicht zu lachen. Das ist weder mir noch Johannes immer gelungen. Da waren die beiden Protagonisten vor der Kamera schon professioneller.

Zeit, Wahrnehmung von Zeit, Vergänglichkeit, Schmerz als „Ursprung von allem“, die Weiten des Weltalls – inwiefern teilen Sie die Leidenschaft für diese Themen?

Rosenmüller: Die Leidenschaft für diese Themen teilen Johannes Kaltenhauser und ich absolut. In den meisten Punkten bewundere ich die Aussagen und lausche dem Gesagten wie ein eifriger Schüler. Nur der Punkt, dass der Schmerz der Ursprung von allem ist, den will ich so noch nicht wahrhaben. Da wollte ich nochmals drüber sinnieren…

Im Film geht es auch um bayerische Gemütlichkeit und Traditionen. Was mögen Sie selbst daran und was nicht?

Rosenmüller: An der bayerischen Gemütlichkeit mag ich alles. Die bayerischen Traditionen sind so mannigfach, dass ich das schwer beantworten kann. Beispielhaft nur zwei Extreme: Als Kind habe ich Kirtahutschn [grosse Längsschaukel aus einem Baumstamm zur Kirchweih] geliebt! Allerheiligen wiederum fand ich grauenhaft.

Warum haben Sie den Film in Schwarz-Weiss gedreht?

Rosenmüller: Das war eine Bauchentscheidung von Johannes und mir. Es hat sich einfach gut angefühlt. Im Nachhinein findet man schon ein paar mögliche Erklärungen, aber eigentlich war es eine Gefühlsentscheidung und keine Kopfentscheidung.

Der Filmstart von „Dreiviertelblut – Weltraumtouristen“ wurde von November auf August vorgezogen. Warum? Und was ist, wenn im Hochsommer keiner Schnee sehen mag?

Rosenmüller: Wir glauben, dass der Film mit seinen positiven philosophischen Themen gerade jetzt richtig ist und es keinen Grund gibt, ihn nicht jetzt zu bringen. Wir erkennen natürlich auch die Chance, dass uns viele Kinos zeigen und wir hoffen, sie dabei zu unterstützen, mit diesem schönen Film wieder Publikum in die Säle zu locken… Die Sehnsucht nach Schnee ist im Hochsommer doch mehr gegeben als im Winter.

Apropos, wie haben Sie den Corona-Lockdown erlebt, vielleicht auch genutzt? Macht Ihnen die Pandemie generell Sorgen?

Rosenmüller: Natürlich macht mir die Pandemie Sorgen. Ich finde es schrecklich und hoffe vor allen für unsere Kinder, dass dieses Monster wieder gänzlich verschwindet. Als einzig Positives würde ich dann sehen, dass uns bewusst bleiben muss, wie schön manche Selbstverständlichkeiten wie Umarmungen waren.

Sie, Gerd Baumann und Sebastian Horn waren Teil der Nockherberg-Singspiel-Crew (2013-2017)? Vermissen Sie das und könnte es eine Rückkehr geben?

Rosenmüller: Ich vermisse manchmal im Winter die Arbeit daran. Aber es war für mich gut, dass wir zu diesem Zeitpunkt aufgehört haben. Ich weiss, dass Gerd ähnlicher Meinung ist, Sebastian den Nockherberg aber vermisst. Einig sind wir uns darin, dass es eine tolle Zeit war!

Was ist Ihr nächstes Filmprojekt?

Rosenmüller: Mein nächstes Projekt ist eine Komödie mit dem Titel „Beckenrandsheriff“. Der Film handelt von einem Schwimmmeister, den keiner leiden kann, weil er so streng und sturköpfig ist. Als sein Bad geschlossen werden soll, ist er jedoch gezwungen, sich mit den anderen im Dorf zu solidarisieren…

Vorheriger Artikel„Pinocchio“-Remake: Tom Hanks soll Geppetto spielen
Nächster ArtikelKaty Perry: Sie möchte auch noch einen Sohn