Eizellen einfrieren: Für diese Frauen ist die Methode geeignet

Der fehlende Partner oder die Karriere kommen dem Kinderwunsch so mancher Frau dazwischen. Doch die biologische Uhr tickt. Ist das Einfrieren von Eizellen die Lösung?

Ein Kinderwunsch ist da, aber der passende Partner nicht? Viele Frauen verspüren den Wunsch nach mehr Kontrolle in Sachen Familienplanung. Ist das Einfrieren von Eizellen die Lösung? Promidamen wie Kim Kardashian (39) und Paris Hilton (39) setzen darauf. Dr. med. Lena Müller, Autorin von „Versteh eine die Frauen!“, klärt über die Methode auf und verrät im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, für welche Frauen sie in Frage kommt.

Wie funktioniert das Einfrieren von Eizellen?

Dr. med. Lena Müller: Zunächst erfolgt ein Beratungsgespräch, eventuell ergänzt durch spezielle Voruntersuchungen. Sofern die Entscheidung zur Konservierung der Eizellen fällt, wird die Eireifung mit der Injektion von Hormonen in den Körper angeregt. In der Regel erfolgen dann Ultraschallkontrollen, um die Heranreifung der Eizellen zu kontrollieren. Die Entnahme der Eizellen wird in Kurznarkose mit einer Nadel durch die Scheide vorgenommen.

Wie werden die Eizellen dann gelagert?

Müller: Bei der Vitrifikation, bei der die Eizellen in Stickstoff gelagert werden (bei -176°C bis -196°C), bilden sich keine Eiskristalle, die die Zellen schädigen könnten. Sie bleiben in diesem Zustand viele Jahre unbeschädigt haltbar. Bedacht werden sollte jedoch, dass die Lagerung Geld kostet, meist wird pro Halbjahr oder jährlich ein Beitrag fällig.

Wann ist der ideale Zeitpunkt, um Eizellen einzufrieren?

Müller: Aus biologischer Sicht ist das beste Alter zum Einfrieren der Eizellen bis Mitte 20. Grundsätzlich nimmt der Follikelpool ab der Geburt mit dem Alter ab, eine schnellere Abnahme ist ab dem 37. Lebensjahr zu beobachten. Daher gilt: je jünger, desto besser ist die Qualität der Eizellen. Auch zwischen dem 30. und 35. Lebensjahr ist eine Kryokonservation von Eizellen oft noch gut möglich. Hierzu kann vorab auch die individuelle Eizellenreserve bestimmt werden. Unter Umständen sind im höheren Alter mehrere Zyklen notwendig, um genügend Eizellen konservieren zu können.

Gibt es eine Altersgrenze für die Methode?

Müller: Eine strikte Altersgrenze gibt es nicht, da jeder Körper und damit auch die Eizellreserven individuell sind. Aber mit steigendem Alter nimmt die Anzahl der heranreifenden Eizellen ab – die Chancen werden also geringer. Mit 40 Jahren Eizellen einzufrieren, ist vergleichsweise spät und es kann von Frau zu Frau verschieden sein, ob es überhaupt noch möglich ist, genügend Eizellen in diesem Alter zu stimulieren und einzufrieren. Eine Studie aus Washington hat retrospektiv Daten von 828.000 Frauen ausgewertet und es zeigte sich, dass Schwangerschaften über 40 häufiger Risiken für Mutter und Kind bergen. Beispielsweise erhöht sich das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft, der Geburt und auch für Fehlgeburten.

Sehr späte Schwangerschaften, beispielsweise mit Ende 40, die in den Medien teilweise gezeigt werden, können auch durch Eizell- oder Embryonenspende ermöglicht worden sein. In der Regel befindet sich die Frau mit 50 Jahren bereits in der Menopause oder kurz davor. Es sollte nicht der Eindruck erweckt werden, dass auch durch die Reproduktionsmedizin alles möglich ist. In der Medizin gibt es eben gewisse Grenzen, die manchmal leider auch schwer zu akzeptieren sind. Unter Umständen können im Bereich Reproduktionsmedizin auch enorme Kosten anfallen.

Mit welchen Kosten muss man bei der Methode rechnen?

Müller: Je nach Zentrum oder Klinik fallen circa 2.000 bis 4.000 Euro pro Zyklus an, plus Gebühren für die Lagerung und später, sofern die Reserven genutzt werden, für die ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion).

Welche Risiken bestehen bei dieser Technik?

Müller: Es kann zu einem Druckgefühl im Unterbauch oder zu Spannungsschmerzen in der Brust kommen. Zudem kann es, wie bei jeder Operation oder invasiven Massnahme, nach der Punktion zu Infektionen, Schmerzen oder Blutungen kommen. Ausserdem gibt es keine Garantie für eine spätere Schwangerschaft. In sehr seltenen Fällen kann es auch zum sogenannten „ovariellen Überstimulationssyndrom“ kommen. Sofern dieses auftritt, ist eine stationäre Therapie in der Klinik erforderlich, da es lebensbedrohlich verlaufen kann.

Welche Frauen sind es vor allem, die diese Methode in Anspruch nehmen?

Müller: Prinzipiell wird zwischen „Medical Freezing“ und „Social Freezing“ unterschieden, die Grenzen können fliessend sein und die Unterscheidung ist nicht immer sinnvoll. Ein Beispiel für „Medical Freezing“ sind Frauen, die durch Krebserkrankungen beziehungsweise durch die entsprechenden Therapien Schädigungen der Eizellen in Kauf nehmen müssen. Durch solche dringend notwendigen Therapien kann die Eierstockreserve innerhalb kurzer Zeit komplett zum Versiegen gebracht werden. Daher können vor der Therapie einige Eizellen entnommen und für einen späteren Zeitpunkt konserviert werden. Auch Frauen, bei denen stark verfrüht die Menopause eintritt, oder junge Frauen mit Endometriose, die noch eine gute Eizellreserve (mit zunehmendem Schweregrad führt Endometriose zu Infertilität) haben, können ihre Eizellen einfrieren lassen.

„Social Freezing“ bezeichnet das Einfrieren von Eizellen von Frauen, die nicht kinderlos bleiben wollen, zum Beispiel weil sie keinen Partner haben. Natürlich gibt es auch diverse andere Gründe: Manche Frauen wollen sich den starken Druck nehmen, innerhalb einer bestimmten Zeit noch „alles abhaken zu müssen“. Bei anderen Frauen steht die Karriere im Vordergrund. Allerdings nennen nur 20 Prozent der Frauen explizit ihre Karriere als Grund. Insgesamt kann man zusammenfassend sagen: Der Gewinn reproduktiver Zeit steht hinter dem Einfrieren von Eizellen.

Ist „Social Freezing“ also eher als Lifestyle-Instrument anzusehen?

Müller: Ich sehe es vor allem als Option für eine bestimmte Gruppe Frauen, trotz gewisser Lebensumstände, ihre Chance auf Kinder zu erhöhen. Das Wort Lebensentscheidung trifft es vielleicht etwas besser als Lifestyle-Instrument. Es geht mitunter um Lebensträume und Lebenswege, die grundlegend das eigene Leben beeinflussen und verändern (eigene Kinder). Durch den gesellschaftlichen Wandel gibt es nicht mehr nur den einen anerkannten Weg für eine Frau (Hausfrau und Mutter). Viele Frauen sind hoch ausgebildet und nehmen ihren Job als wichtige Aufgabe wahr, sodass die Lebensumstände manchmal deutlich komplizierter sind als früher. Auch die Partnerwahl findet heutzutage nicht mit Anfang 20 statt, es gibt da in der Regel keinen Druck mehr früh zu heiraten oder Kinder zu bekommen – bis eben die biologische Uhr anfängt zu ticken.

Muss sich Frau durch die Methode keine Sorgen mehr um ihre biologische Uhr machen?

Müller: Die Sorgen um die biologische Uhr kann man mit der Reproduktionsmedizin vielleicht nicht gänzlich über Bord werfen, aber zumindest reduzieren. Patientinnen mit absehbarem Kinderwunsch können durch „Social Freezing“ den Druck zu einem gewissen Grad minimieren, doch gänzlich überwinden lässt sich die Biologie des Alterns auch nicht auf Ebene der Eizellen.

Vorheriger Artikel„Die Festspiele der Reality Stars“: Diese Promis treten an
Nächster Artikel„James Bond: Keine Zeit zu sterben“: Das verrät der neue Trailer