Wolfgang Niedecken: Donald Trump „traue ich alles zu“

Auf seinem neuen Album mit der Kultband BAP bezieht Wolfgang Niedecken politisch Stellung. Der kommenden Präsidentschaftswahl in den USA blickt er bang entgegen.

BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken (69, „Verdammt lang her“) zeigt seit vielen Jahren immer wieder politisches und gesellschaftliches Engagement. Das spiegelt sich auch in seiner Musik wider. Am 18. September erscheint das neue Album „Alles fliesst“ der Kultband. Der Song „Ruhe vor’m Sturm“ handelt etwa von „rechten Verführern wie Donald Trump und seinen kleinen deutschen Ablegern“. „Diesem Kerl traue ich alles zu“, erklärt der 69-Jährige im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Auch mit Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern geht der Sänger auf Konfrontationskurs.

Erleben wir gerade die Ruhe vor dem Sturm, wie es in Ihrem neuen gleichnamigen Song heisst?

Wolfgang Niedecken: Leider ja. Ich zittere der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl entgegen. Ich hoffe nicht, dass die Amerikaner noch einmal so bescheuert sind, Donald Trump zu wählen. Das würde furchtbare Folgen haben. Was der Trump schon alles angerichtet hat in seinen knapp vier Jahren – das ist einfach unbeschreiblich. Und ich hoffe, dass der Kelch dieses Mal an uns vorübergeht. Das ist eine Entscheidung, die die ganze Welt betrifft. Diesem Kerl traue ich alles zu.

Auf Ihrer Instagram-Seite gehen Sie auf Konfrontationskurs mit Verschwörungstheoretikern und Corona-Leugnern. Wie sehr bewegt Sie dieses Thema?

Niedecken: Ich wollte denen eigentlich nur sagen, dass ich es nicht gut finde, wenn auf unseren Social-Media-Kanälen Fremdposts gemacht werden. Das wäre das Gleiche, wenn ich bei den Toten Hosen einen Post mit „Ich finde euch super“ kommentieren und darunter unser neues Video posten würde. Das tut man doch nicht. Ausserdem wollte ich die Leute darauf hinweisen, mit welchen Menschen sie bei den Corona-Demonstrationen zusammenstehen. Dass da auch welche mit der Reichskriegsflagge im Nazi-Ornat mitlaufen.

Das ist überhaupt nichts Böses, sondern ein lieb gemeinter Rat. Das ist eigentlich eine fürsorgliche Haltung, die ich da einnehme. Aber das verstehen die nicht. Ich habe nichts gegen Menschen, die esoterische Vorstellungen haben. Da bin ich tolerant genug. Aber bei Nazis hört das auf. Denn die sind die Allerletzten, die tolerant sind.

In den Sozialen Medien haben Sie unter anderem ein Foto von sich mit Mund-Nasen-Schutz gepostet. Wollen Sie mit gutem Beispiel vorangehen?

Niedecken: Ich finde, das ist ein Zeichen des Respekts. Denn ich will andere Leute nicht anstecken. Das ist in den ersten Monaten komplett missverstanden worden. Man schützt sich mit einer Maske nicht selbst, sondern andere vor einer Infektion. Man darf nicht aufhören, sich das klar zu machen.

Vermissen Sie es sehr, auf der Bühne zu stehen?

Niedecken: Ja, ich vermisse das sehr. Ich schreibe die Lieder schliesslich für andere Menschen. Auf Konzerten bekommt man ganz viel zurück. Ich sehe die Mimik und den Gesichtsausdruck der Menschen, wenn sie mitsingen oder sich freuen. Das ist eine sehr sinnliche Erfahrung. Ich kann mir gar nicht vorstellen, nur noch Platten zu machen und nicht mehr auf Tour zu gehen. Denn der eigentliche Höhepunkt ist das Live-Spielen mit meiner wunderbaren Band – das sind alles echte Könner. Ich frage mich manchmal, warum die mich überhaupt mitspielen lassen.

Nächstes Jahr feiern Sie Ihren 70. Geburtstag. Haben Sie etwas Besonders geplant?

Niedecken: Wir würden gerne am 30. März ein grosses Konzert in der Kölner Lanxess Arena spielen. Der Termin ist geblockt und wir werden versuchen, es auf die Beine zu stellen. Aber mangels einer gut funktionierenden Kristallkugel kann ich noch nicht sagen, ob das auch klappen wird. Da hat das Coronavirus noch ein Wörtchen mitzureden. Eigentlich hatten wir eine Tour geplant.

Macht Ihnen die Zahl 70 zu schaffen?

Niedecken: Nein, damit habe ich wirklich kein Problem. Ich akzeptiere das einfach. Man kann nur versuchen in Shape und fit zu bleiben. Wenn man anfängt, sich hängen zu lassen, dann ist es gegessen. Aber mich interessiert so vieles – ich kenne keine Langeweile und mir geht es einfach gut.

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