„Pelikanblut“: Mütterliche Grenzerfahrung für Nina Hoss

Wie weit geht eine Mutter für die Liebe ihrer Tochter? Schauspielerin Nina Hoss gerät in „Pelikanblut“ an die Grenzen ihrer Kraft.

Im Rahmen der 76. Internationalen Filmfestspiele von Venedig ist „Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter“ Ende August 2019 uraufgeführt worden. Ab 24. September 2020 kommt der Film von Regisseurin Katrin Gebbe (geb. 1983, „Tore tanzt“) nun in die deutschen Kinos. Es ist ein Drama, gepaart mit Elementen des Thrillers und Horrors. Im Mittelpunkt steht die deutsche Schauspielerin Nina Hoss (45, „Das Vorspiel“) als alleinerziehende Adoptivmutter, die sich einmal mehr in Höchstform zeigt.

Darum geht es in „Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter“

Wiebke (Nina Hoss) lebt zusammen mit ihrer Adoptivtochter Nikolina (Adelina-Constance Ocleppo) auf einem idyllischen Reiterhof. Nach vielen Jahren des Wartens, bekommt sie nun die Chance ein weiteres Mädchen, Raya (Katerina Lipovska), aus Bulgarien zu adoptieren. Nikolina freut sich über das langersehnte Geschwisterchen. Die ersten Wochen als Familie verlaufen harmonisch und die frischgebackenen Geschwister verstehen sich prächtig.

Aber schon bald merkt Wiebke, dass die – anfänglich charmante Raya – etwas verbirgt. Sie wird immer aggressiver und stellt eine zunehmende Gefahr für sich und andere dar. Um ihre Familie zu retten, muss Wiebke eine extreme Entscheidung treffen.

Ein Mädchen ausser Rand und Band

Nina Hoss lässt als Wiebke nichts unversucht, um ihre zweite Adoptivtochter, die vom Rest ihres Umfeldes und sogar Ärzten als hoffnungsloser Fall eingestuft wird, zu heilen bzw. rehabilitieren. Die Schauspielerin wird als Adoptivmutter bis an ihre Grenzen getrieben, bis an den Rand der Selbstaufgabe. Eindringlich und überzeugend verkörpert sie Wiebke, deren Mutterliebe über allem steht und dennoch zur Zerreissprobe wird. Und die mütterliche Fürsorge nimmt durchaus skurrile Züge an.

Raya, herrlich niedlich wie gruselig dargestellt von der kleinen Katerina Lipovska aus Bulgarien, fängt mit für Kinder wohl üblichen Streichen an. Das Essen fliegt durch den Raum, Stofftiere der Schwester werden zerstört. Doch schnell nimmt es gefährliche Ausmasse an, wenn andere Kinder verletzt werden und mit Feuer gespielt wird. Raya sagt, sie ist besessen, von etwas Bösem. Da gerät Nikolina, ebenso bewegend dargestellt von Adelina-Constance Ocleppo, immer mehr aufs Abstellgleis. Ihre Gefühlslage wird oftmals nur durch ihre Mimik deutlich. Das ist kleines, grosses Kino.

Als Zuschauer schwankt man zwischen der Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet und dem beklemmenden Gefühl, dass das Mass längst voll ist. Doch muss bzw. sollte man ein traumatisiertes Kind aufgeben? Wie weit darf eine Mutter für die Liebe ihrer Tochter gehen? Die Lösung liefert Katrin Gebbe in „Pelikanblut“ das Übernatürliche, das Mystische.

Fazit

„Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter“ ist nichts für schwache Nerven. Der eindringliche Film vereint gekonnt Drama mit Grusel-Elementen und ein kleines niedliches Mädchen lehrt dem Zuschauer das Fürchten. Drei starke Performances tragen die Handlung: Nina Hoss stehlen ihre beiden Filmtöchter, Katerina Lipovksa und Adelina-Constance Ocleppo, fast die Show.

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