„Tatort: Ein paar Worte nach Mitternacht“: Wie ist der Berlin-Krimi?

Im „Tatort: Ein paar Worte nach Mitternacht“ müssen Rubin und Karow den Tod eines 90-jährigen Bauunternehmers aufklären. Lohnt sich das Einschalten beim neuen Krimi aus Berlin?

Der „Tatort: Ein paar Worte nach Mitternacht“ (4.10., 20:15 Uhr, das Erste) erzählt anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der deutschen Wiedervereinigung die Geschichte von zwei Brüdern, die durch die Teilung getrennt wurden und auch mit der Einheit nicht mehr zusammenwachsen konnten.

Darum geht’s im „Tatort“

Der Berliner Bauunternehmer Klaus Keller (Rolf Becker, 85) wird an seinem 90. Geburtstag erschossen aufgefunden. Um seinen Hals hängt ein Schild mit den Worten: „Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen“. Keller war der Seniorchef einer grossen Berliner Baufirma, sein derzeit grösstes Projekt war der Bau eines Dokumentationszentrums über die Shoa in Israel. Ein rechtsradikaler Mordanschlag? Viel scheint dafür zu sprechen.

Doch es gibt noch eine andere Spur. Ein Jugendfoto von Tatopfer Klaus und seinem Bruder Gert (Friedhelm Ptok, 87) ist aus der Wohnung des Toten verschwunden. Hat der Mord etwas mit den beiden Brüdern zu tun? Wirtschaftswunderkind und Wendegewinner der eine – Stasimajor, SED-Funktionär und Wendeverlierer der andere. Zwei Nachkriegswege, die mit der Teilung Deutschlands auseinanderliefen und sich auch nach ’89 nicht wiedervereinigen konnten.

Die Kommissare Nina Rubin (Meret Becker, 51) und Robert Karow (Mark Waschke, 48) fragen nach dem Warum und tauchen ein in eine komplexe Familiengeschichte, in der auch die Generation der Söhne eine wichtige Rolle spielt. Michael Keller (Stefan Kurt, 60) leitet inzwischen die Baufirma seines Vaters und Gerts Sohn Fredo (Jörg Schüttauf, 58) ist Besitzer einer Druckerei in Pankow. Moritz (Leonard Scheicher, 28), der Enkel von Klaus, hat anlässlich der Geburtstagsfeier ein Video seines geliebten Grossvaters aufgenommen. Können sie Rubin und Karow in den Ermittlungen voranbringen?

Lohnt sich das Einschalten?

Ja. Der Krimi ist spannend, die Dialoge sind gut geschrieben und vom Cast fabelhaft interpretiert und Teile der Auflösung dürften sogar eingefleischte Berlin-Kenner überraschen. Auch Schauspielerin und West-Berlinerin Meret Becker wusste nichts davon, wie sie im Interview mit spot on news sagt: „Die Gedenktafel gibt es tatsächlich und ich kannte sie nicht. Auf der Verkehrsinsel steht sie etwas verloren. Aber immerhin, sie sollte ursprünglich mal irgendwo im Wald aufgestellt werden, weit weg vom Ort des Geschehens.“

Darüber hinaus ist es gelungen, einen Fall zu kreieren, der zwar irgendwie zum 30-jährigen Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung passt, krampfhaft konstruiert wirkt es aber nicht. Vielmehr begegnen die Kommissare im Laufe der Ermittlungen der deutsch-deutschen Vergangenheit und ihren Folgen, schlussendlich geht es aber um ein ganz anderes Verbrechen…

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