„Tatort: Züri brännt“: So wird der neue Zürich-Krimi

Das neue Ermittlerteam aus der Schweiz geht zum ersten Mal auf Verbrecherjagd. Wie schlagen sich die neuen Kommissarinnen aus Zürich?

Die Schweiz hat ein neues „Tatort“-Ermittlerteam. Am Sonntag, den 18. Oktober um 20:15 Uhr im Ersten, gehen die Schauspielerinnen Anna Pieri Zuercher (41) und Carol Schuler (33) als neue Kommissarinnen gemeinsam in Zürich auf Verbrecherjagd. Hat sich der Neuanstrich und der Umzug von Luzern in die grösste Stadt der Schweiz überhaupt gelohnt?

Darum geht’s

An ihrem ersten Arbeitstag wird die Profilerin Tessa Ott (Caro Schuler) gleich ins kalte Wasser geschmissen: Beim Zürichsee wurde eine Brandleiche mit Kopfschusswunde gefunden. Am Tatort wird Ott von ihrer neuen Kollegin Isabelle Grandjean (Anna Pierie Zuercher) frostig begrüsst. Die Polizistin ist sich sicher, dass die unerfahrene Ott die Stelle nur dank Vitamin B bekommen hat. Denn die junge Kollegin stammt aus einer alteingesessenen Züricher Familie und scheint jeden zu kennen.

Widerwillig bezieht Grandjean die Profilerin in die Ermittlungen ein. Sie merkt aber bald, dass Ott zwar wenig Praxiserfahrung hat, dies aber durch Hartnäckigkeit und analytischen Verstand wettmacht. Und so unterschiedlich die beiden Frauen sind, so ideal ergänzen sie sich in den Mordermittlungen. Fast scheint es unmöglich, die Identität der Leiche herauszufinden. Doch die dünne Spurenlage führt die Ermittler zurück in das bewegte Zürich der 1980er Jahre.

In die Zeit der sogenannten Opernhauskrawalle, als Strassenschlachten zwischen Polizei und der Jugendbewegung an der Tagesordnung standen. Die Schar der Verdächtigen besteht fast ausschliesslich aus Mitgliedern der 80er-Bewegung, die jetzt im Pensionsalter stehen; darunter eine Punkmusikerin, ein Journalist und ein Eigenbrötler, der nie über die tragischen Ereignisse von damals hinweggekommen ist.

Auch ein drogenabhängiger Freund von Tessa Ott gilt als verdächtig. Akribisch fügen Grandjean und Ott ihr Ermittlungspuzzle zusammen, doch als bei der Abschiedsfeier für den scheidenden Polizeikommandanten ein menschlicher Schädel als Paket eintrifft, wird der Fall in eine neue Dimension katapultiert. Und statt mit einem, sind die Kommissarinnen plötzlich mit zwei Mordopfern konfrontiert…

Lohnt sich das Einschalten?

Ja, absolut. Vor allem diejenigen, die den bisherigen Schweizer Tatort nicht mochten, sollten der Neuauflage eine erneute Chance geben. Das neue Team ist modern ausgerichtet, mit zwei starken Frauen in Führungspositionen ausgestattet und trifft damit voll und ganz den Puls der Zeit. Auch der erste Fall wird durchaus interessant erzählt, auch wenn es noch nicht der ganz grosse Wurf ist. Noch wird den neuen Figuren ein wenig zu viel Raum gegeben, wobei die eigentliche Handlung etwas in den Hintergrund rückt.

Kleinere Kinderkrankheiten sollten die Macher aber noch ausmerzen: So wirkt die angebliche Punkmusikerin sehr bemüht, ihrem Klischee gerecht zu werden. Zu keiner Sekunde nimmt man ihr die Rebellenrolle ab. Auch das seit Jahrzehnten verlassene Kinderzimmer der Getöteten wirkt unrealistisch sauber und nicht gealtert, fast schon wie aus einem Ikea-Katalog. Nichts ist vergilbt, abgenutzt oder verstaubt. Nicht einmal das Innere eines eigentlich unzugänglichen Geheimfachs. Hier könnte noch etwas mehr Detailtreue und Liebe zum Realismus Einzug halten. Ansonsten ein gelungener Auftakt!

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