Sister Bliss von Faithless: Arbeit am neuen Album war „wie puzzeln“

Faithless melden sich mit „All Blessed“ nach zehn Jahren zurück. Im Interview erklärt Sister Bliss unter anderem, warum das neue Album so lange auf sich warten liess und vor welcher Herausforderung die Band stand.

Vor zehn Jahren veröffentlichte die Band Faithless ihr letztes Album mit neuen Songs. Am Freitag (23. Oktober) erscheint mit „All Blessed“ ein Longplayer, mit dem die Briten, die ihre grössten Erfolge in den 90ern mit Songs wie „Insomnia“ und „God is a DJ“ feierten, die positive Botschaft verbreiten wollen, die ihnen schon immer wichtig war. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Sister Bliss (49), was diese Botschaft auszeichnet, ob Faithless erneut mit Dido (48, „White Flag“) zusammenarbeiten werden und welche Erinnerungen die Band mit Deutschland und dem Nürburgring verbindet.

„All Blessed“ ist das erste Studioalbum von Faithless seit zehn Jahren. Warum hat es so lange gedauert, die Platte aufzunehmen?

Sister Bliss: Einige Ereignisse in unseren Leben kamen dazwischen und wir haben uns mit unterschiedlichen Künstlern auf eine vielfältige musikalische Reise begeben. Es dauerte eine Weile, bis wir das Gefühl hatten, etwas zu haben, das es wert war, erzählt zu werden – und das im Kontext eines Albums funktionieren könnte. Es war ein bisschen wie puzzeln, wo man all die Teile zusammensetzt, damit alles musikalisch und textbezogen zusammenpasst.

Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?

Bliss: Wir haben 2015 ein sehr erfolgreiches Remix-Album unserer grössten Hits veröffentlicht und sind damit über 18 Monate international getourt. Ich habe ausserdem als DJ gearbeitet, Musik für Film und Fernsehen gemacht und eine erfolgreiche Radioshow produziert, die bei über 100 Sendern in 43 Ländern lief.

Fühlte sich die Arbeit als Band dieses Mal anders an?

Bliss: Ja, es fühlte sich definitiv anders an, da es heute viele Herausforderungen gibt und unsere Alben immer die Zeiten widerspiegeln, in denen wir uns befinden. Sie sind aktuell ängstlicher, unsicherer und irgendwie dystopisch. Es ging darum, die Balance zwischen der Dunkelheit zu finden, mit der wir täglich bombardiert werden, und der Hoffnung und Positivität, die immer Teil von Faithless‘ Botschaft sind.

Einige Ihrer erfolgreichsten Songs, „Insomnia“ und „God is a DJ“, haben die Charts Mitte und Ende der 90er Jahre gestürmt. Welche grossen Veränderungen haben Sie seitdem im Musikgeschäft wahrgenommen?

Bliss: Das Internet hat die grösste Veränderung erzeugt. Wir haben physische Produkte verkauft, als wir angefangen haben – CDs, Schallplatten und sogar Kassetten – und unsere Musik beworben, indem wir auf der ganzen Welt getourt sind. Damals konnte man sich mit den Produkten den Lebensunterhalt verdienen. Heute beziehen Künstler ihr Einkommen zumeist aus Live-Auftritten. Es ist sehr schwierig, sich nur mit Streaming oder dem Verkauf von Platten und CDs über Wasser zu halten. Die Reichweite der sozialen Netzwerke hat ausserdem die Art und Weise verändert, wie Künstler sich selbst und ihre Musik präsentieren und bewerben.

Macht es Ihnen noch Spass, die alten Songs zu hören und zu spielen?

Bliss: Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie konnte ich das leider nicht. Aber ja, die Freude zu sehen, die unsere Musik den Menschen bereitet, macht bescheiden und ist erfreulich. Ich brauche aber auch neue Musik in meinem Leben, deshalb kreiere ich gerne eine Geschichte rund um den Auftritt. Neue Musik gesellt sich dann zu den geliebten Faithless-Klassikern.

Sie haben in der Vergangenheit mit Dido, der Schwester ihres Bandkollegen Rollo Armstrong, zusammengearbeitet. Gibt es Pläne, das zukünftig noch einmal zu tun?

Bliss: Wir haben zusammen „R Plus“ gegründet und unser erstes Album „The Last Summer“ vergangenes Jahr veröffentlicht. Es ist ein nettes Dance-Projekt mit diesem nostalgischen, trüben Gefühl, bei dem man an magische vergangene Sommer am Strand denkt. Es ist als ein Musikstück zusammengesetzt – wie ein DJ-Set.

Deutschland hat Sie immer mit offenen Armen empfangen. Wie erinnern sie sich an die Zeiten in unserem Land? Gab es besondere Momente?

Bliss: Ich werde niemals die frühen Tage unserer allerersten Tour vergessen, als wir in Baden-Baden mit den Fugees vor 5.000 Leuten gespielt haben. Zuvor hatten wir nur eine Handvoll kleinerer Shows gehabt. Es war eine Feuertaufe! Rock am Ring und Rock im Park waren auch immer coole Festivals. Einmal hat Maxi sich das Auto eines Journalisten geborgt und ist damit vor der Show mit 160 km/h über den Nürburgring gefahren.

Gibt es Pläne für zukünftige Besuche?

Bliss: Ich würde liebend gerne rüberkommen, sobald es möglich ist.

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