Herbstblues und Lockdown: So bleiben Sie positiv gestimmt

Müde, antriebslos, hungrig: Der Herbstblues grassiert vor allem im November. Dr. med. Iris Hauth erklärt, was sich dagegen tun lässt.

Der November sorgt bei dem ein oder anderen für miese Laune. Morgens ist es lange dunkel und am Abend geht die Sonne früh unter. Hinzu kommt der Lockdown Light, der einem kaum eine andere Wahl lässt, als die Tage daheim ausklingen zu lassen. Wer sich deshalb gerade antriebslos fühlt, braucht sich laut Dr. med. Iris Hauth keine Sorgen zu machen. „Das ist völlig normal“, sagt die Chefärztin und Ärztliche Direktorin des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses in Berlin-Weissensee. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt die Autorin von „Keine Angst!“ (Piper), wie wir mit dem sogenannten Herbstblues umgehen sollten.

Diese Symptome weisen auf einen Herbstblues hin

„Neben den psychologischen Mechanismen lässt sich der Herbstblues vor allem auf biologische Mechanismen zurückführen, und zwar das mangelnde Tageslicht“, erklärt Dr. Hauth. Das beeinflusse die innere Uhr. Denn: Durch den Lichteinfall auf das Auge entstehe Serotonin, das von den Zellen der Zirbeldrüse produziert wird. „Serotonin ist ein Transmitter, ein Botenstoff im Gehirn, der zwischen den Zellen die Information vermittelt und es wirkt in der Region, in der die Stimmung gemacht wird, beeinflusst also unsere gute Laune“, führt die Ärztin aus.

Doch zur Serotoninbildung kommt es derzeit bei manchen zu wenig. „Bei Menschen, die morgens im Dunkeln zur Arbeit gehen und abends in der Dunkelheit heimkommen, kommt es zu einer verringerten Serotoninkonzentration und zu einer erhöhten Melatoninkonzentration im Gehirn. Das kann die Ursache für den Herbstblues sein“, beschreibt die Expertin. Vorsicht sollte man walten lassen, „wenn depressive Verstimmungen länger als 14 Tage anhalten und zu Beeinträchtigung der Alltagsaktivitäten führen“, so die Expertin. Dann könne es sich um eine saisonale Depression handeln. Symptome seien, „dass man müde ist, mehr schlafen möchte, nicht so viel Antrieb hat und auch mehr Appetit hat, also auch Kohlenhydratreicher essen möchte“.

Das hilft gegen den Herbstblues

Es gibt einfache Möglichkeiten, dem Herbstblues vorzubeugen. „Ganz wichtig ist es, sich jeden Tag ins Licht zu begeben, indem man etwa in der Mittagszeit einen 30-minütigen Spaziergang macht. Auch wenn die Sonne mal nicht scheint, Tageslicht ist dennoch da“, erklärt Dr. Hauth. Doch da dies vor allem für Berufstätige nicht so leicht umzusetzen ist, empfiehlt die Expertin eine Lichttherapie: „Das funktioniert mithilfe von speziellen Lampen, die mindestens 2.500 Lux haben. Morgens sollte man sich möglichst 20 bis 40 Minuten vor diese Lampe setzen und direkt ins Licht schauen, damit man auf seine tägliche Dosis Licht kommt.“

Ebenfalls hilfreich sei es, „dreimal in der Woche für 30 Minuten Ausdauertraining zu machen, etwa Walken oder Fahrradfahren“. Ausserdem empfiehlt Hauth, nicht gegen den Herbstblues anzukämpfen, da dieser „evolutionär ganz normal“ sei. „Es spricht nichts dagegen, dem ein bisschen nachzugeben und beispielsweise mal etwas früher zu Bett zu gehen“, so die Autorin.

Doch ab einem gewissen Punkt sollten die Alarmglocken angehen, sagt sie: „Wer unter dem Herbstblues so sehr leidet, dass er seinen Alltag nicht mehr schafft, sollte sich entsprechende Hilfe holen, um auszuschliessen, dass es nicht nur eine kurzzeitige Phase ist.“ Denn rund zehn Prozent der Bevölkerung erlebe im Herbst eine saisonale Depression. Wenn Sonne tanken und Bewegung nicht reichen, empfiehlt sie sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer: „Das sind Medikamente, die dafür sorgen, dass die Konzentration des Serotonins sich erhöht.“

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