„The Undoing“: Klassische „Whodunit“-Spannung mit Starbesetzung

Wer hat’s getan? Diese simple wie alles entscheidende Frage stellt auch die neue Miniserie „The Undoing“. Und das wunderschön inszeniert und top besetzt.

Beinahe seit 40 Jahren ist Schauspielerin Nicole Kidman (53) nun schon im Film- und TV-Geschäft. Ebenso wie Grossbritanniens beliebtester Hundeblick-Export, Hugh Grant (60). Doch es dauerte bis ins Jahr 2020, ehe die beiden dank einer HBO-Miniserie erstmals gemeinsame Sache machen. In „The Undoing“, hierzulande ab dem 30. November immer montags in Doppelfolgen auf Sky Atlantic sowie auf Abruf bei Sky Ticket und über Sky Q zu sehen, spielen die beiden Hollywood-Schwergewichte ein erfolgreiches Ehepaar, um das sich ein dunkles Mord-Geheimnis entfaltet.

Zwei bedeutsame Fragen ergeben sich aus dieser Konstellation: Wer ist der Mörder? Und haben sich die rund 40 Jahre Wartezeit auf diese Kollaboration gelohnt? Letztere wird hier spoilerfrei beantwortet.

Er? Sie? Beide? Niemand? Darum geht es

Grace (Kidman) und Jonathan Fraser (Grant) haben alles, wovon man nur träumen kann. Sie ist eine erfolgreiche Therapeutin, er ein angesehener Chirurg, gemeinsam führen sie eine glückliche Ehe. An Wohlstand mangelt es den beiden nicht, leicht können sie es sich leisten, ihren Sohn Henry (Noah Jupe) auf eine renommierte Privatschule in New York City zu schicken. Nichts, so scheint es, könnte das Idyll zerstören.

Doch wie fragil das Familienglück in Wahrheit ist, wird im Verlauf einer einzigen Nacht deutlich: Die Mutter eines Mitschülers von Henry wird bestialisch ermordet, quasi zeitgleich fehlt von Jonathan Fraser jede Spur – und dann rückt auch noch Grace ins Zentrum der ermittelnden Beamten um Detective Joe Mendoza (Édgar Ramírez, 43, „Girl on the Train“). Entgegen der Anschuldigungen und dem stetig wachsenden Druck der Medien versucht die verzweifelte Mutter, ihren Namen reinzuwaschen. Aber kann sie das überhaupt?

Experten am Werk

Auf allen entscheidenden Positionen zeichnen im Fall von „The Undoing“ Expertinnen und Experten ihres Fachs verantwortlich. Das beginnt schon bei der Romanvorlage „Du Hättest Es Wissen Können“ („You Should Have Known“), geschrieben von der US-amerikanischen Schriftstellerin Jean Hanff Korelitz (59). Das dazu passende Drehbuch für die insgesamt sechs Folgen der Miniserie verfasste David E. Kelley (64), der schon als Schöpfer von „Big Little Lies“ Nicole Kidman und ein Krimi-Mysterium zusammenbrachte. Und die Regie bei allen rund 50 Minuten langen Episoden führte niemand Geringeres als die dänische Oscar-Gewinnerin Susanne Bier (60, „In einer besseren Welt“), die bereits eindrucksvoll mit „The Night Manager“ ihre Qualitäten als kreativer Kopf einer Miniserie bewies.

Das Ergebnis der Zusammenarbeit all dieser Menschen hinter der Kamera ist eine Serie, die sich hinsichtlich ihres Looks vor keinem Hollywood-Streifen verstecken muss. Doch bekanntlich nutzt die teuerste Produktion nichts, wenn die Schauspieler nicht bei der Sache sind. Keine Sorge: Für „The Undoing“ gibt Kidman – wie nicht anders von ihr gewohnt – absolut alles. Und das nicht nur als Hauptdarstellerin, sondern auch als Produzentin und ja, auch als Sängerin. Die australische Oscar-Preisträgerin („The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit“) beweist beim Titellied „Dream a Little Dream of Me“ sogleich auch noch einmal ihr musikalisches Talent, wie sie es bereits 2001 im Duett mit Robbie Williams (46, „Somethin‘ Stupid“) getan hat.

Und Grant? Der emanzipiert sich spät, aber immer deutlicher von seinem Ruf als Mister Rom-Com. Zuletzt etwa in der Gangster-Komödie „The Gentlemen“, in dem er eine anzügliche, herrlich schmierige Klatsch-Schmeissfliege verkörperte. In „The Undoing“ wirft er nun gekonnt als charismatisches Mysterium reichlich Fragen auf. Abgerundet wird der Cast von Altmeister Donald Sutherland, der auch mit seinen nunmehr 85 Lebensjahren nichts von seiner schauspielerischen Gravitas verloren hat – im Gegenteil.

„Whodunit“ im Miniserien-Format

Erzählerisch kommt „The Undoing“ als klassisches „Whodunit“-Rätselraten daher. Die Frage nach dem wer, wie und warum fesselt ab der ersten Folge und lädt in bester Tradition solcher Filme wie „Mord im Orient Express“, „Gone Girl“ oder „Knives Out“ dazu ein, nach kleinen Hinweisen bezüglich des Mordfalls zu suchen – nur eben im Miniserien-Format.

Das erfreut sich in letzter Zeit ohnehin vermehrter Beliebtheit, da es genug Zeit bietet, die Charaktere auszuarbeiten, jedoch eine Geschichte aufs Wesentliche zu komprimieren weiss. Wie die ebenfalls sechs Folgen umfassende von HBO und Sky koproduzierte Miniserie „Chernobyl“ beweist dies auch „The Undoing“ einmal mehr. Zumindest für alle Rätselfüchse, die mit Bedacht erzählten Psycho-Thriller über effektheischende Action-Krimi stellen.

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