„The Crown“-Star fordert Klarheit: Netflix darf Fans nicht täuschen

Serienstar Helena Bonham Carter spricht von „moralischer Verantwortung“, ein Minister fordert einen Warnhinweis. Muss Netflix deutlicher klarmachen, dass es sich bei „The Crown“ nicht um eine Dokumentation handelt?

Seit dem 15. November zeigt Netflix die vierte Staffel von „The Crown“. Und die Diskussionen um die neuen Folgen der Serie, die sich um das Leben von Queen Elizabeth II. dreht, reissen seither nicht mehr ab. Grösster Kritikpunkt: Die TV-Produktion erwecke den Eindruck, sie zeige die wahre Geschichte der britischen Royals. Nun äusserte sich dazu auch ein Star aus „The Crown“.

Helena Bonham Carter (54) erklärte, „The Crown“ habe die „moralische Verantwortung“, den Zuschauern zu sagen, dass es sich eher um ein Drama als um historische Tatsachen handelt. Zuvor waren bereits Forderungen nach einer „Warnung“ laut geworden. Die Schauspielerin, die Prinzessin Margaret in den Staffeln drei und vier der Netflix-Serie spielt, sagte im offiziellen Podcast der TV-Show, dass es einen wichtigen Unterschied zwischen „unserer Version“ und der „echten Version“ gebe.

Austauschen und Jonglieren

Die Serie dramatisiere, sagte Bonham Carter und fügte hinzu, sie sei der Meinung, sie hätten die moralische Verantwortung zu sagen, dass es keine Doku sei, sondern „Drama“. Sie nannte die Recherche des Serienschöpfers Peter Morgan (57) „erstaunlich“: „Das ist der richtige Dokumentarfilm. Das ist toll und dann tauscht Peter die Dinge und jongliert damit.“

Zuvor hatte die Kritik an der historischen Genauigkeit der Serie schon eine Reaktion aus der britischen Regierung hervorgerufen. Kulturminister Oliver Dowden (42) erklärte der „Mail on Sunday“, er wolle Netflix auffordern, einen Hinweis vor jede Folge zu stellen, damit die Zuschauer die Darstellung nicht fälschlicherweise als historische Wahrheit interpretierten.

Dowden sagte: „Es ist ein wunderschön produziertes Werk von Fiktion. Wie andere TV-Produktionen sollte Netflix am Anfang sehr klar darin sein, dass es genau das ist…“ Ohne Hinweis fürchte der Minister, dass eine Generation von Zuschauern, die diese Ereignisse nicht selbst miterlebt haben, Fiktion mit Tatsachen verwechseln könnte.

Dianas Bruder besorgt

Viel Kritik bezieht sich vor allem auf die Darstellung der Ehe von Prinz Charles und Diana, die in Staffel vier das erste Mal auftritt. Angeblich enge Vertraute des britischen Thronfolgers werfen Netflix laut „Mail on Sunday“ vor, den Schmerz der königlichen Familie für finanzielle Gewinne auszunutzen, und Fiktion als Tatsache darzustellen. Charles werde als gefühlloser und egozentrischer Mann dargestellt, der die unschuldige Diana heiratet, eifersüchtig auf ihre Beliebtheit ist und seine Affäre mit der damals verheirateten Camilla Parker-Bowles aufrechterhält. „Die Öffentlichkeit sollte sich nicht täuschen lassen“, so die Insider, dies sei keine genaue Darstellung dessen, „was wirklich passiert ist“.

Dianas Bruder Charles Spencer (56) hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet. Auch er sorgt sich darüber, „dass die Leute eine derartige Serie sehen und dabei vergessen, dass es Fiktion ist“, sagte er bei einem Auftritt in „Love Your Weekend with Alan Titchmarsh“. Er treffe immer wieder auf Menschen, die glaubten, dass die Serie einer „Geschichtsstunde“ gleiche, was nicht der Fall sei. Es gebe Fakten in der Serie, „aber die Teile dazwischen sind keine Fakten“, sagte der 56-Jährige, der es als seine Pflicht erachtet, für seine verstorbene Schwester einzutreten. Serienschöpfer Peter Morgan hatte zuvor bereits erklärt, dass private Momente zwischen den Familienmitgliedern der Royals in „The Crown“ durch „fundierte Vermutungen“ entstanden seien.

„Die Drehbücher sind Fiktion“

Emma Corrin (25), die die junge Prinzessin Diana in der Serie spielt, sagte zur Kritik an „The Crown“, dass sie die Sorgen nachvollziehen könne. In einem Interview erklärte sie Medienberichten zufolge: „Es ist schwierig. Ich denke, alle in ‚The Crown‘ versuchen immer, alle daran zu erinnern, dass die Serie weitestgehend Fiktion ist.“ Die Wurzeln der TV-Show gebe es in der Realität, fügte sie hinzu, „aber Peter Morgans Drehbücher sind Fiktion“.

Bei all der Kritik gibt es auch Lob, vor allem für Shootingstar Corrin: Deren Darstellung von Diana hat nicht nur Kritiker beeindruckt. Andrew Morton (67), der 1992 mit Diana an einer Biografie arbeitete, meinte in „Vanity Fair“: „Ich denke, Emma Corrins Performance ist mit Abstand die erfolgreichste und realistischste Darstellung von Diana, die ich je gesehen habe.“

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