Hans Sigl: „Der ‚Bergdoktor‘-Dreh hatte schon was von Science-Fiction“

„Der Bergdoktor“ startet in die längste Staffel. Dass trotz Corona sogar mehr gedreht werden konnte, freut Schauspieler Hans Sigl im Interview.

„Der Bergdoktor“ startet am Donnerstag (14.1., 20:15 Uhr, ZDF) in die neue und zugleich längste Staffel. Trotz der durch Corona erschwerten Drehbedingungen – „zweimal die Woche Tests und jede Menge Sicherheitsauflagen“ – konnten acht Filme à 90 Minuten und damit eine Folge mehr als sonst produziert werden. Wie es am Set war, was er privat über die Corona-Phase denkt und was er sich für 2021 wünscht, erklärt Hauptdarsteller Hans Sigl (51) im Interview mit spot on news.

Wie sehr waren die Dreharbeiten zur regulären Staffel betroffen?

Hans Sigl: Geplant war, dass wir am 5. Mai 2020 wieder mit dem Drehen anfangen. Das wurde auf Juni verschoben. Und da hatte es dann schon was von Science-Fiction à la Roland Emmerich [65, „Independence Day“], als zum ersten Mal der Mann mit Visier, Mundschutz, weissem Anzug vor einem stand, einen Rachenabstrich machte und Fieber mass.

Insgesamt haben wir bei diesen Dreharbeiten auch für alles länger gebraucht. Unser grosses Glück war, dass wir 80 Prozent der Szenen draussen drehen. Da ist uns das Abstandhalten natürlich leichter gefallen als bei einer Studioproduktion in Köln. Aber natürlich war es auch für unsere Produktion ein komplett absurdes und skurriles Jahr. Toi, toi, toi konnten wir acht Filme drehen – sogar eine Folge mehr als bisher.

Haben Sie sich generell schon an das neue Prozedere bei Dreharbeiten gewöhnt?

Sigl: Ich habe mich seltsamerweise tatsächlich daran gewöhnt, wahrhaben will ich es dennoch nicht. Für uns Kulturschaffende ist das ganze Thema wirklich eine Katastrophe. Deswegen bin ich dankbar und demütig an jedem Tag, an dem ich drehen gehe, dass ich beim Fernsehen arbeite und Filme machen kann. Natürlich wurden auch alle meine Live-Auftritte abgesagt. Aber man muss optimistisch bleiben, und daran glauben, dass es hoffentlich wieder anders wird.

Sie haben schon mehr als 100.000 Follower bei Instagram. Das könnte ja auch eine Einkommensquelle werden. Wäre Influencer etwas für Sie?

Sigl: Das stimmt, es gab auch schon Anfragen, aber das muss schon auch zu einem passen. Ich kann mir ein Schmink-Tutorial irgendwie nicht vorstellen… wobei, so rein aus Jux und Tollerei könnte ich das eigentlich mal machen (lacht).

Was sind Ihre Wünsche, Ziele, Pläne für 2021?

Sigl: Ich bin demütig und dankbar, dass das Jahr bei mir voll ist. Ich drehe ein „Bergdoktor“-Winterspecial im Februar. Danach drehe ich den zweiten Teil des Thrillers „Flucht durchs Höllental“ und dann steht noch eine Staffel „Bergdoktor“ an. Das dauert wieder bis Dezember. Und dazwischen darf ich ein paar Lesungen gestalten, auf die ich mich freue, weil Kontakt zum Publikum immer schön ist. Ich werde auch versuchen, ein paar Solo-Abende einzuschieben. Beispielsweise habe ich in der Komödie im Bayerischen Hof in München eine kleine Talkreihe mit vier Abenden. Darauf freue ich mich.

Sie rechnen also fest damit, dass es im kommenden Jahr wieder mit Publikum geht?

Sigl: Also ich sag mal so: Die Talkreihe in der Bayerischen Komödie ist ab April. Da sind wir schon sehr zuversichtlich. Und ich hoffe, dass sich ab Mitte März/April alles soweit normalisiert hat und dass man die Theater wieder halb oder dreiviertel füllen kann.

Trauen Sie sich, einen Sommerurlaub zu buchen?

Sigl: Ich bin ja ein Optimist und mein Glas ist immer ganz voll. Wir haben uns was überlegt und ich habe das mal reserviert. Ansonsten muss man abwarten. Was man 2020 gelernt hat, ist, dass man einfach flexibler sein und auch mal Abstriche machen muss, wenn’s halt nicht geht.

Können Sie der Corona-Phase etwas Gutes abgewinnen?

Sigl: Ich habe vorhin mit einem Kollegen telefoniert und der meinte, dass er dem ganzen auch etwas Gutes abgewinnen könne. Bei mir ist das anders. Ich kann dem nichts Gutes abgewinnen. Ich will es nicht mal in Relation stellen. Es wäre mir zu banal, zu sagen: Hurra, ich habe jetzt Yoga gelernt. Das Thema ist mir zu ernst, da sind Menschen gestorben und viele andere haben grosses Leid erlebt.

Erschütternd finde ich, wie sehr sich die Gesellschaft durch das Thema spalten lässt. Am Anfang hiess es noch, wir machen auf Solidarität und klatschen auf dem Balkon und dergleichen. Dann ging der Schuss recht schnell nach hinten los. Und ich finde, Corona hat schon auch eine hässliche Fratze gezeigt. Da stehen wir allesamt nicht wirklich gut da.

Nichtsdestotrotz hat sich bei vielen Menschen auch etwas Positives getan: Der Blick auf den anderen ist wichtiger geworden. Wir lassen jetzt mal die ganzen Schwurbler weg und reden von den anderen 95 Prozent der Menschen, die sehr wohl auf den anderen achten. Das ist schon auch wahr.

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