Günther Maria Halmer: Wie ist das Grossvaterleben in Corona-Zeiten?

Schauspieler Günther Maria Halmer mimt in seinem nächsten Film einen Grossvater. Auch privat ist er schon Opa – und erwartet stündlich den nächsten Enkel. Warum ihm diese Rolle so sympathisch ist.

Mit „Rosamunde Pilcher: Stadt, Land, Kuss“ startet das ZDF am Sonntag (17.1., 20:15 Uhr) Corona-bedingt leicht verspätet in die „Pilcher“-Saison. Bei den Dreharbeiten in England war auch Günther Maria Halmer (78, „Münchner Geschichten“), mit von der Partie. Er spielt Sir Henry, einen miesepetrigen Vogelkundler, der mit dem halben Dorf verkracht ist und unverhofft auf seinen bis dato unbekannten Enkel Luke (Leonard Artur Conrads) trifft.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt der beliebte bayerische Schauspieler unter anderem, was seiner Ansicht nach einen guten Grossvater ausmacht. Ausserdem erzählt er von den erschwerten Drehbedingungen auf der Insel.

Herr Halmer, was zeichnet Ihrer Ansicht nach einen guten Grossvater aus?

Günther Maria Halmer: Ich wäre gern ein guter Grossvater, aber momentan kann ich das nur am Telefon sein. Einen guten Grossvater zeichnet zuallererst mal ein ganz grosses Herz aus, mit Verständnis für alles, was die Kinder und Jugendlichen bewegt. Der Grossvater muss nicht mehr erziehen, das überlässt er den Eltern. Stattdessen darf er wohlwollend, liebevoll und grosszügig sein. Das macht den Grossvater natürlich sehr sympathisch.

Sind Sie denn schon Grossvater?

Halmer: Ja. Ich habe eine Enkelin, die zwei Jahre alt ist, und zurzeit erwarten wir stündlich einen neuen Enkel von meinem anderen Sohn. Es wird ein Junge und wir freuen uns sehr auf ihn. In der Corona-Enge ist das das spannende Element in unserem derzeitigen Leben und jedes Mal, wenn das Telefon geht, vermuten wir die schöne Nachricht…

Wie halten Sie Kontakt in Corona-Zeiten?

Halmer: Leider können wir schon seit Monaten nicht mehr nach Berlin, wo die beiden Söhne mit ihren Familien leben. Wir werden wohl auch unser neues Enkelkind erstmal nicht besuchen können. Zum Glück können wir skypen. Das machen wir immer mit unserer Enkeltochter. Sie kennt uns vermutlich nur vom Handybildschirm und weiss gar nicht, wie wir sonst so sind. Wir bekommen auch immer viele Fotos von ihr geschickt, was uns sehr freut. Den persönlichen Kontakt ersetzt es aber natürlich nicht.

Ist das für Sie ein Grund, sich so schnell wie möglich impfen zu lassen?

Halmer: Ja, ich werde mich sofort impfen lassen, wenn es geht. Ich bin inzwischen auch relativ nah dran an den 80-Jährigen – allerdings werden ja auch die noch nicht wirklich geimpft.

Was machen Sie während des Lockdowns, wenn Sie nicht drehen?

Halmer: Naja, man ist halt eingesperrt und geht spazieren. Was soll man sonst machen. Aber es geht ja allen so.

Trotz Corona-Pandemie konnten Sie im vergangenen Jahr „Rosamunde Pilcher: Stadt, Land, Kuss“ in England drehen…

Halmer: Ja, da war es auch noch nicht ganz so schlimm wie jetzt. Nach einigem Hin und Her wurden die Dreharbeiten dann 14 Tage vor Beginn erlaubt. Jeder musste ein dreiseitiges Visum für England ausfüllen und einen negativen Corona-Test nachweisen. Drüben wurden wir dann auch sofort wieder getestet.

Wie finden Sie die Tests? Sehr unangenehm oder geht’s?

Halmer: Angenehm ist es nicht, wenn sie dir durch die Nase bis zum Hirn hochfahren oder im Rachen runter, bis es einen würgt. Aber naja, ich habe schon Schlimmeres ausgehalten.

Wie ging es nach dem Corona-Test weiter, konnten Sie reibungslos drehen?

Halmer: Ja, allerdings galt natürlich überall am Set eine Maskenpflicht. Nur beim Drehen, Essen und Trinken durfte man sie abnehmen. Jeden Morgen wurde Fieber gemessen. Jeder wurde mit einem eigenen Wagen zum Drehort gefahren. Im Hotel mussten wir morgens warten, bis wir aufgerufen wurden und uns das Frühstück an den Tisch gebracht wurde. Die Veränderungen waren schon überall zu spüren. Derzeit ist es nicht gerade das unbekümmerte Künstlerleben, das man sich vielleicht so vorstellt. Auch abends konnten wir uns nicht mit den Kollegen treffen, stattdessen sass jeder allein in seiner Bude.

Trotzdem bin ich sehr froh, dass wir es durchgezogen haben, weil es jetzt schon wieder nicht mehr möglich wäre.

Sie spielen Sir Henry, einen miesepetrigen Vogelkundler, der mit dem halben Dorf verkracht ist und unverhofft auf seinen bis dato unbekannten Enkel trifft. Was halten Sie von Ihrer Rolle?

Halmer: Vermutlich haben sie mich genau deshalb sofort für diese Figur besetzt: miesepetrig, schlecht gelaunt, Nörgler – das ist doch der Halmer! Die Rolle hat mir gut gefallen. Und eigentlich habe ich auch Verständnis für ihn. Er ist ein alter Mann, dem die Frau früh gestorben und der ein Menschenfeind geworden ist. Aber er hat wenigstens einen Charakter und macht eine Entwicklung durch. Das hat mir gefallen. Ein ganz kleines bisschen ist die Geschichte auch an „Der kleine Lord“ [1980, Weihnachtsklassiker, Red.] angelehnt.

Haben Sie einen echten Lord vor Ort besucht?

Halmer: Ja. Und er hatte einen ganz anderen Status als der im Film. Er war praktisch gekleidet und wenn man es nicht gewusst hätte, wäre man nicht draufgekommen, dass er ein Lord ist. Wir sind erstmal zehn Kilometer durch seinen Park gefahren, um zum Haus zu gelangen. Früher hatte er 40 Gärtner, jetzt sind es zwei. Ihm gehört zwar das ganze Areal, ein reicher Mann ist er trotzdem nicht. Er braucht die Einnahmen durch Dreharbeiten und Touristen. Es kommen ja viele wegen der Pilcher-Filme in die Region und fahren dann von einem Drehort zum nächsten.

Welcher Film steht bei Ihnen als nächstes an?

Halmer: „Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen“ [Das Erste] mit Emilia Schüle [28], Anna Stieblich [55], Fabian Hinrichs [geb. 1974] und vielen mehr. Es ist ein sehr wichtiger Film, weil er die Krankheit Demenz ernsthaft und richtig zeigt. Ausserdem thematisiert er die Arbeit von jungen Menschen aus dem Ostblock, die ihre Familien und Kinder verlassen müssen, um hierzulande alte Leute zu pflegen. Bei diesem Low-Budget-Streifen habe ich sehr gerne mitgespielt, weil ich das Thema so wichtig finde.

Sie haben zuletzt in zwei letzten Filmen von Kollegen mitgespielt: mit Hannelore Elsner (1942-2019) in „Lang lebe die Königin“ (2020) und mit Joseph Hannesschläger (1962-2020) in „Schmucklos“ (2019). Macht das was mit Ihnen, Ihrer Einstellung zum Leben oder zum Tod?

Halmer: In meinem Alter hat man viele Bekannte, die schon gestorben sind. Insofern flammt es nicht neu auf, aber es wird einem schon immer wieder bewusst, dass wir endlich sind. Und dass es jederzeit passieren kann, wird einem auch immer klarer. Andererseits wissen wir ja ohnehin alle, wo es bei uns endet.

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