Lockdown-Trend Eisbaden: Wie Kälte die Gesundheit stärkt

Josephine Worseck hält ihren Kopf beim Eisbaden mit einer Mütze warm.

Quelle: Tina Merkau

Klamotten runter und ab in den kalten See: Eisbaden erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Eine Expertin erklärt, was es bei dem Trend zu beachten gibt.

Eisbaden ist nicht mehr nur ein lustiger Neujahrsbrauch. Mittlerweile springen einige bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt in kalte Seen und Flüsse – so auch Josephine Worseck, Autorin von „Die Heilkraft der Kälte“ (Riva). Bei Instagram und auf ihrer Webseite klärt sie über den Trend Eisbaden auf. „Einige Neulinge treibt die Neugier oder die Abenteuerlust zu den ersten Eisbädern und da Eisbaden echt süchtig macht, bleiben sie dabei“, sagt sie.

Aber auch wegen des Gesundheitsaspekts springen viele ins kalte Nass, Worseck kennt die Gründe: „Eisbaden stärkt das Immunsystem, trainiert das Herz-Kreislaufsystem und bewirkt auch auf mentaler Ebene wahre Wunder – es macht durch den Ausstoss des Hormons Noradrenalin wach und glücklich.“ Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt sie, wie Anfänger vorgehen sollten.

Wie sollten sich Neueinsteiger auf ihr erstes Eisbad vorbereiten?

Josephine Worseck: Ich empfehle, langsam mit Kälteanwendungen zu beginnen, also erst mal mit kalten Duschen. Wenn einem die eiskalte Dusche keine Probleme mehr bereitet, kann man mit kalten Bädern beginnen und sich langsam Richtung Eisbad steigern. Täglich kalt zu duschen, ist kein Problem. Ins Eisbad sollte es nur ein bis zweimal wöchentlich gehen.

Beginner sollten die Kraft der Kälte nicht unterschätzen und ihren eventuell vorhandenen Wettkampfgeist gemeinsam mit ihren Anziehsachen vorm Eisbaden ablegen. Eisbaden ist kein Leistungssport oder Wettbewerb. Es geht um den Blick nach Innen – weg vom Vergleichen. Zur Vorbereitung empfehle ich eine kurze Meditation und das Setzen einer persönlichen Intention: „Was erhoffe ich mir von diesem Eisbad?“. Vielen Menschen hilft ein guter Grund dabei, ihr erstes Eisbad dann auch tatsächlich zu wagen. Wer noch keinen Grund für sich gefunden hat, dem sei gesagt, dass regelmässige Eisbäder die Immunabwehr stärken, da sie einen Anstieg der weissen Blutkörperchen bewirken – diese Immunpolizei entledigt für uns gefährliche Viren und Bakterien.

Bei der Länge der Kälteexposition ist es wichtig, immer auf sein Gefühl zu hören und am Anfang erst mal zwei Minuten nicht zu überschreiten. Am meisten Spass macht Eisbaden in der Gruppe – aus Sicherheitsgründen sollte man jedoch wenigstens immer eine weitere Person dabei haben und gemeinsam im Stehbereich bleiben.

Wie wirkt sich die Kälte auf den Körper aus und können Eisbäder auch negative Folgen haben?

Worseck: Kälte wirkt auf vielen Ebenen im Körper. Eisbäder hemmen Entzündungen und Schmerzen, stärken die Immunabwehr, fördern die Durchblutung und damit das Herz-Kreislaufsystem, regen den Stoffwechsel an und machen durch den Hormonausstoss euphorisch.

Für gesunde Menschen sind Eisbäder unproblematisch, wenn sie diese verantwortlich und in sicherer Umgebung durchführen. Menschen mit schwerwiegenden Vorerkrankung empfehle ich, einen Arzt zu konsultieren, bevor sie ein Eisbad nehmen. Generell rate ich Personen davon ab, Eisbaden zu gehen, wenn sie Probleme mit dem Herzen wie Angina Pectoris oder Panikattacken, dem Blutdruck oder den Nieren, Asthma, Epilepsie, Kälteurtikaria oder das Raynauds Syndrome Typ 2 haben. Menschen, die unter Migräne leiden, empfehle ich, vorsichtig mit Eisbädern umzugehen und zunächst mit kalten Duschen zu beginnen.

Welche Alternativen zum Eisbaden gibt es?

Worseck: Seit ein paar Jahren liegen Kältekammern und Kryosaunen, mit Temperaturen von minus 85 Grad Celsius bis minus 196 Grad Celsius total im Trend. Gerade im Sommer sind diese überdimensionalen Tiefkühlschränke, Kältekammern und Eistonnen mit wabernden Stickstoffschwaden wie in der Kryosauna eine tolle Alternative für den gesundheitsfördernden Kältekick.

Bei den Anbietern gibt es jedoch starke Qualitätsunterschiede und dem Laien fällt es oft schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich persönlich bevorzuge Kältekammern, da hier eine Kälteexposition des gesamten Körpers inklusive des Kopfes und der Gesichtshaut stattfindet, was eine Aktivierung des Vagusnervs und des Parasympathikus ermöglicht – und so den ganzen Körper in einen Entspannungszustand versetzt.

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