Roland Trettl: So wird gemeinsames Kochen zum „perfekten Vorspiel“

Roland Trettl bei einem TV-Auftritt.

Quelle: imago images/Lumma Foto

Warum zum Valentinstag Risotto passt und wie das gemeinsame Kochen zum „perfekten Vorspiel“ wird, erklärt Star-Koch Roland Trettl im Interview.

Star-Koch Roland Trettl (49), der nun zusammen mit Ehefrau Daniela das Buch „Kochen zu zweit“ (Südwest) veröffentlicht hat, erklärt im Interview mit spot on news, wie gemeinsames Kochen zum perfekten Vorspiel werden kann und was es zum Valentinstag gibt.

„Kochen zu zweit: Rezepte für genussvolle Momente“ heisst das Buch, das Sie nun zusammen mit Ihrer Frau veröffentlicht haben. Wie war die gemeinsame Arbeit an dem Buch?

Roland Trettl: Das Buch ist eigentlich das Resultat einer drei Monate währenden Zusammenarbeit in der ersten Lockdownphase. Wobei man die Entwicklung des Buches nicht mal als Arbeit betiteln kann. Wer gerade in dieser Zeit etwas Gutes essen wollte, musste es sich selbst kochen. Und daraus entstand Mitte März die Idee meiner Frau, während des Kochens auf Instagram live zu gehen. Schliesslich wären viele Menschen gerade zu Hause und hätten vielleicht Interesse, uns beim Kochen zuzuschauen. Wir haben dann sehr schnell gemerkt, dass das Interesse gross ist und sind dann täglich um die Mittagszeit live gegangen. Nach einer Woche beschloss ich, dass ich, wenn ich es eh schon koche, das Gericht auch gleich fotografieren kann. Die Foodfotografie im Buch ist von mir gemacht. Ich habe mir hierzu noch eine professionelle Kamera besorgt, habe das Gericht fotografiert und es wurde rezeptiert. Wenn ich also schon das passende Bildmaterial und 80 Rezepte habe, ergibt sich daraus recht schnell ein Buch.

Sind Sie in der Küche ein eingespieltes Team oder gibt es auch mal Streit bei der Auswahl von Rezepten und deren Zubereitung?

Trettl: Wir sind überhaupt kein eingespieltes Team in der Küche. Wir sind beides Alphatierchen und können eigentlich nur gemeinsam in der Küche kochen, wenn jeder ein eigenes Gericht zubereitet. Wir werden es wahrscheinlich nicht schaffen, an einem Gericht gemeinsam zu kochen, weil wir beide oft eine sehr unterschiedliche Meinung, wie man es am besten zubereitet, haben. Der eine will es so, der andere ganz anders. Wenn ich aber ein Gericht koche und meine Frau kocht an meiner Seite ein anderes Gericht, dann werden wir zwei geile Gerichte haben.

Haben Sie den Eindruck, dass viele Menschen, die nun durch Corona mehr Zeit zu Hause verbracht haben, das Kochen für sich entdeckt haben? Denken Sie, dadurch steigt auch insgesamt die Wertschätzung von Lebensmitteln?

Trettl: Ich kann da keine Vermutungen anstellen, ich kann es nur hoffen. Ich kann hoffen, dass die Menschen gemerkt haben, das Kochen und das gemeinsame Essen etwas sehr Schönes ist. Es lässt die Menschen zusammenwachsen. So spart man sich dann vielleicht auch zukünftig mal den Weg zum Fastfood-Riesen und kocht gemeinsam zu Hause und geniesst es. Dies ist eine Hoffnung, die sehr gross ist.

In „Kochen zu zweit“ präsentieren Sie zahlreiche Rezepte. Welche davon würden Sie für ein Valentinstag-Gericht zu Hause empfehlen? Was gibt es bei Ihnen dieses Jahr am Valentinstag?

Trettl: Mmh… Das ist recht schwierig. Da ich ja der Ansicht bin, dass ich meine Frau letztlich mit meinem Risotto habe überzeugen können, dass wir zusammengehören, würde ich ein Risotto kochen. Ein Risotto hat so eine besondere Konsistenz, dieses Cremige, der schöne Glanz… Deshalb wäre ein solches Gericht wohl meine erste Wahl. Das Wichtigste ist aber immer das gemeinsame Kochen, finde ich; es nicht erst aufzutischen, wenn es fertiggekocht ist, sondern gemeinsam Zeit in der Küche zu verbringen. Schon das Rühren eines Risottos gepaart mit einer schönen Hüftbewegung kann zeigen, dass die Stimmung (noch) stimmt. Dann ist es sozusagen das perfekte Vorspiel.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Valentinstag mit Ihrer Frau erinnern und wie Sie diesen gefeiert haben?

Trettl: Eigentlich habe ich meine Frau am Valentinstag kennengelernt. Also genau genommen in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar. Wir haben uns dann aber am 14. Februar gleich wieder getroffen. Sie hat mir nicht geglaubt, dass ich kochen kann, ich habe ihr nicht geglaubt, dass sie Yogalehrerin ist. Unser Treffen lief dann so ab, dass wir erst gemeinsam Yoga gemacht und anschliessend gemeinsam gegessen haben, um uns gegenseitig zu beweisen, dass wir unser Fach beherrschen. An diesem Tag habe ich ein Rinderkotlett gebraten und habe es ziemlich blutig gelassen. Ich wollte damals wissen, wie diese Frau darauf reagiert. Und das war sehr positiv.

In Ihrem Buch schreiben Sie und Ihre Frau, wenn Sie mit anderen Menschen essen, sehen Sie, wie diese drauf sind. Woran machen Sie das fest?

Trettl: An der Körperhaltung, an dem Leuchten in den Augen, wenn die Speisekarte gereicht wird, einem Lächeln, wenn sie die Speisekarte lesen, an einem Leuchten in den Augen, wenn das Essen kommt… Und auch an der Nähe zum Gericht – wenn das Gericht vor Dir steht und Du lehnst Dich zurück, dann ist das ja schon fast eine Abwehrhaltung. Wenn Du aber das Essen kommen siehst und bist voller Vorfreude, saugst den Geruch in Dir auf, fährst vielleicht mit dem Finger kurz rein und merkst einfach, dass alle Sinne ein grosses Ganzes ergeben, dann weiss ich, dass dieser Mensch ein Kulinariker und ihm Essen einfach wahnsinnig wichtig ist.

Sie erzählen im Buch auch, wie sehr Sie unbeschwerte Restaurantbesuche geniessen. Wie sehr fehlt Ihnen das in der Corona-Krise?

Trettl: Ich kann mich an den ersten Lockdown erinnern und an den 16. Mai 2020, an dem die Restaurants in Österreich wieder öffnen durften und ich nach drei, vier Monaten wieder in eines meiner Lieblingsrestaurants, das Steirereck, gehen durfte. Das war einfach eines der grossartigsten Essen, das ich in meinem Leben hatte. Das sicherlich auch durch den Verzicht während des Lockdowns. Es lehrt einen auch, Respekt vor den Dingen zu haben, die sonst so selbstverständlich sind. Ich denke, dass es mir gar nicht schlecht getan hat, dass diese Selbstverständlichkeit mal durchbrochen wurde. Wenn Du jeden Tag darfst, dann ist es einfach selbstverständlich, es sollte aber nicht selbstverständlich sein. Corona zeigt uns auf brutale Art Grenzen auf. In diesem Fall ist es für mich persönlich gar nicht so schlecht gewesen, für die Gastronomen ist das aber natürlich ein Wahnsinn. Ich werde das, auf das ich jetzt verzichten musste, alles wieder aufholen. Den Umsatz, den die Gastronomie in der Zeit an mir verloren hat, den bekommen sie wieder und ich werde sie gerne besuchen, sobald alles wieder geöffnet hat.

Denken Sie, der Gastronomie droht eine Pleitewelle durch den langen Shutdown?

Trettl: Ich möchte nicht über Pleitewellen sprechen, das klingt so rigoros. Ich denke, dass die Gastronomie vor wahnsinnigen Herausforderungen steht. Die Gastronomen, die vorher gut gearbeitet haben, werden aber auch sicherlich wieder überrannt, wenn es wieder losgeht. Die Gäste sehnen sich danach, endlich wieder Restaurants zu besuchen. Jeder ist voller Vorfreude, wieder essen gehen zu dürfen. Denjenigen, die auch vorher wenig Gäste hatten, für die wird es eine noch grössere Herausforderung, aber dort, wo es vorher gut gelaufen ist, werden die Gäste sicherlich viel nachholen wollen. Das ist mein grosser Wunsch.

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