Ist Fasten tatsächlich zum Abnehmen geeignet?

Beim Fasten ist eiserner Wille gefragt.

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Die Fastenzeit hat vor Kurzem begonnen und einige wollen mit dem Verzicht Gewicht verlieren. Aber geht das überhaupt? Dr. Norbert Lischka klärt auf.

Am 17. Februar startete die diesjährige Fastenzeit. Bis zum 3. April verzichten viele auf Süssigkeiten, Alkohol oder andere Laster. Einige wollen damit vor allem Gewicht verlieren. Aber ist Fasten zum Abnehmen überhaupt geeignet? „Durch das klassische Buchinger-Wilhelmi-Fasten nehmen Menschen im Durchschnitt 300 Gramm Fett pro Tag ab, wobei es individuelle Unterschiede gibt“, erklärt Fastenexperte Dr. Norbert Lischka („Lebenslust durch Fasten“). Wie die Methode genau funktioniert, ob kürzere Kuren effektiv sind und warum einmaliges Fasten nicht ausreicht, erklärt Lischka im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

So funktioniert das Buchinger-Wilhelmi-Fasten

Das Buchinger-Wilhelmi-Fasten dauert laut Dr. Norbert Lischka durchschnittlich 16 Tage und sollte unter stationären Bedingungen stattfinden. „Zu Beginn des Fastens wird zum Abführen ein Glaubersalzgetränk zu sich genommen“, erklärt der Experte. Danach gibt es keine feste Nahrung mehr: „Morgens werden verdünnte Fruchtsäfte, mittags eine Gemüsebrühe und abends Kräutertee mit 30 g Honig gereicht.“ Zwischendurch viel Wasser trinken, „2,5 bis 3 Liter täglich“ empfiehlt Lischka. Jeden zweiten Tag erhalte man einen Einlauf. Zudem steht „täglich Bewegung, circa 30 Minuten, auf dem Plan“, so der Experte.

Das Buchinger-Wilhelmi-Fasten, zweimal im Jahr durchgeführt, eignet sich laut Lischka dazu, „Gewicht nachhaltig zu verlieren und auf einem guten Niveau zu halten“. Da beim Fasten die Versorgung mit Nahrung fehle, greife der Körper auf die eigenen Reserven zurück: „Das betrifft allerdings nicht nur Fett, sondern unter anderem auch fehlerhaft zusammengebaute Proteine. Diesen Müllverbrennungsvorgang bezeichnen wir als Autophagie, ein Recyclingprogramm, das in uns angelegt ist.“

Kürzere Fastenformen führen auch zum Ziel

Aber auch kürzere Fastenformen hätten sich beim Abnehmen als hilfreich erwiesen. „Das Intervallfasten ist eine gute Möglichkeit, auf lange Sicht ein Wohlfühlgewicht zu erlangen und zu stabilisieren“, weiss Lischka. „Zum Beispiel die 16/8-Fastenform, bei der man das Frühstück weglässt und nur Tee und Wasser zu sich nimmt. Dadurch hat man eine Essenspause von 16 Stunden.“

„Eine andere Möglichkeit ist, einen Fastentag pro Woche einzubauen. Morgens Tee, mittags Gemüsebrühe, abends Kräutertee.“ Dafür eigne sich vor allem der Montag, da man am Wochenende meistens mehr gegessen habe. Welche Kurzfastenform eine Person wählt, sei eine ganz individuelle Entscheidung. „So kann jemand vielleicht besser einen Fastentag pro Woche in seinem Leben integrieren, als eine Mahlzeit pro Tag wegzulassen. Beides ist möglich und zielführend.“

Fasten als Einstieg in eine gesündere Lebensweise

Aber wie findet man die richtige Fastenmethode? „Man sollte das individuelle Hungergefühl beobachten und letztlich durch Ausprobieren die optimale Fastenform herausfinden“, rät Lischka. Grundsätzlich verschwinde das Hungergefühl nach dem zweiten Fastentag. „Dann hat der Körper auf die innere Ernährung umgeschaltet.“ Jede Essenspause habe gesundheitliche Vorteile.

Besonders die Reduktion des Bauchfetts sei von grosser Bedeutung: „Der Bauchumfang sollte bei Männern 94, bei Frauen 80 Zentimeter nicht überschreiten. Bei Männern steigt ab 102, bei Frauen ab 88 Zentimeter Bauchumfang das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall“, gibt der Arzt zu bedenken. „Da durch das Fasten viele Botenstoffe im Bauchfett in ein physiologisches Gleichgewicht gebracht werden, sprechen wir von einer Normalisierung wichtiger Substanzen – wie etwa Cholesterin und Blutzucker.“

Fasten sei als Einstieg in eine verbesserte Lebensweise zu verstehen, meint Lischka. „Das griechische Wort ‚diaita‘ [woraus sich das deutschsprachige ‚Diät‘ ableitet, Anm. d. Red.] bedeutet Lebensführung und bezeichnet keine zeitlich begrenzte Aktivität.“ Wer nach dem Fasten sofort wieder in alte Lebensmuster falle, gefährde einen langfristigen Erfolg.

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