Warum wir uns gerade jetzt Zwischenmahlzeiten gönnen sollten

Quelle: Privat

Noch nie zuvor haben wir so viel Zeit zuhause verbracht. Wie sehr das unser Essverhalten beeinflusst, erklärt Trend-Expertin und -Coach Corinna Mühlhausen.

Seit der Corona-Pandemie ist klar: Der Snacking-Trend ist gekommen, um zu bleiben. Immer mehr Menschen setzen in Zeiten von Homeoffice und Co. auf schnelle Zwischenmahlzeiten. Das spiegelt auch die Studie „State of Snacking“ von Mondelez International wider. „Nie zuvor haben wir Deutschen so viel Zeit zuhause verbracht – im Homeoffice, Home-Schooling, Home-Shopping, Home-Training…“, erläutert Trend-Expertin und -Coach Corinna Mühlhausen. Wie sehr die Corona-Pandemie unser Essverhalten verändert hat, erklärt Mühlhausen im Interview.

Wie hat die Corona-Pandemie unser Essverhalten verändert?

Corinna Mühlhausen: Die globale Pandemie hat direkte Auswirkungen auf unser Ernährungsverhalten. Zum einen, weil das Virus unseren kompletten Alltag durcheinandergewirbelt hat und damit die Zeiten und Orte, an denen wir arbeiten, einkaufen, kochen und essen. Und zum anderen, weil es den Fokus der Menschen noch einmal ganz neu auf das Thema Gesundheit gelenkt hat. Viele von uns fragen sich, was sie selbst tun können, um gesund zu bleiben. Und viele Menschen legen den Fokus ihrer Ernährung mehr auf ausgewogene Produkte und Zutaten. Das Selberkochen steht auf einmal wieder hoch im Kurs, allerdings gelingt es natürlich kaum jemandem, jede Mahlzeit frisch zuzubereiten. Convenience-Produkte, kleine Kochhelfer oder praktische kleine Mahlzeiten oder Snacks wurden also noch wichtiger.

Snacks für zwischendurch sind gerade im Homeoffice attraktiv geworden. Ist das nur ein kurzfristiger Trend oder sehen Sie eine grundsätzliche Veränderung im Ernährungsverhalten?

Mühlhausen: Für viele Menschen hat der Snack gerade im Homeoffice eine ganz neue Rolle eingenommen. Es geht beim Snacking ja tatsächlich nicht nur um das Stillen des Hungergefühls. Gerade weil so viele Routinen weggefallen sind und in den langen Wochen des Lockdowns der Kontakt zu anderen nur begrenzt möglich ist oder alle Familienmitglieder zusammen zuhause sind, läuten kleine Mahlzeiten im Tagesverlauf immer wieder einen wichtigen Pausenmoment ein. Laut der „State of Snacking“-Studie sagen 45 Prozent der Befragten, dass sie aktuell viel bewusster snacken. Gerade durch den Wechsel vom Büro ins Homeoffice, müssen sich viele erst einmal an neue Routinen gewöhnen und selbst für feste Abläufe und Rituale sorgen. Dabei können Snacks eine wichtige und schöne Funktion übernehmen.

Werden traditionelle Mahlzeiten von Snacks abgelöst?

Mühlhausen: Die drei Hauptmahlzeiten am Tag zu festen Zeiten haben an Bedeutung verloren. Heute ist es auch in Familien schon kompliziert genug, alle im Tagesverlauf zu einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit, im Alltag häufig am Abend oder am Wochenende, zu versammeln. In dieser sozialen Funktion hat das Essen natürlich eine ganz andere Bedeutung als im Alltagsgeschehen, in dem sich viele Menschen oft als fremdbestimmt erleben. Traditionelle Mahlzeiten werden daher nicht vollständig verschwinden, aber der Snack gibt uns ein Stück weit die Kontrolle zurück. Er lässt uns innehalten – und nicht nur der Hunger wird gestillt, sondern auch das Bedürfnis nach Me-Time, nach Selbstbestimmtheit und Eigenfürsorge. Insofern sollten auch die Snacking-Routinen zum eigenen Alltag, aber auch zur Stimmung und den jeweils aktuellen Anforderungen passen, die an uns gestellt werden.

Bleibt dieser Trend auch nach der Pandemie weiter bestehen, wenn wir langsam wieder in die Normalität zurückkehren?

Mühlhausen: Viele Veränderungen, die durch die Corona-Krise ausgelöst wurden, sind gekommen, um zu bleiben. Dazu gehört mit Sicherheit die weitere Flexibilisierung unseres Alltags, die Auflösung von festen Strukturen. Unsere Gesellschaft hat längst in den 24/7-Modus umgeschaltet, in dem wir nicht mehr zu festgelegten Zeiten shoppen, arbeiten oder essen. Deshalb ist es nur logisch, wenn jetzt laut Erkenntnissen der „State of Snacking“-Studie knapp drei Viertel der Erwachsenen sagen, dass sie auch in Zukunft weiterhin eher mehrere kleine Snacks über den Tag verteilt zu sich nehmen wollen, als zu den drei grossen Mahlzeiten zurückzukehren. Snacks werden also zu einem selbstverständlichen Teil unserer neuen Normalität nach der Pandemie werden. Spass macht das vor allem dann, wenn immer wieder neue Zutaten unsere Lieblingssnacks bereichern oder der Snack in einer ganz neuen Angebotsform daherkommt. Ein Smoothie als Riegel oder ein Keks mit Superfood-Zusätzen werden Teil dieser neuen Ernährungsnormalität werden.

Hat die Pandemie Ihrer Meinung nach zu einem bewussteren Essverhalten geführt? Wenn ja, warum?

Mühlhausen: Alle Facetten des Megatrends Gesundheit haben durch die Corona-Pandemie eine Aufwertung erfahren. Das hat weitreichende Auswirkungen auf unser Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Zukunft, aber auch auf unser Bedürfnis nach Ruhe, Entspannung und Schlaf. In den nächsten Monaten werden wir erleben, wie aus Achtsamkeit Selbstwirksamkeit wird. Die Menschen sehnen sich danach, selbst etwas dazu beitragen zu können, gesund zu bleiben. Die kollektive Erfahrung des Ausgeliefert- und Fremdbestimmt-Seins vor allem während des Lockdowns führt dazu, dass wir unsere Eigenverantwortung noch ernster nehmen. Und dazu gehört eben auch das bewusstere Essverhalten, indem die Bedürfnisse von Körper, Geist und Seele in den Mittelpunkt rücken.

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